Black Dahlia

Der amerikanische Schriftsteller James Ellroy hat bereits mit seinen Romanvorlagen und Storys zu den Filmen „L.A. Confidential“ und „Dark Blue“ düstere Dramen um Korruption und Machtmissbrauch geschaffen, die sich auch in seinem Roman „Black Dahlia“ wiederfinden. Nachdem Brian De Palma bereits in „Femme Fatale“ sein Faible für Noir-Stoffe unter Beweis gestellt hat, taucht er mit „Black Dahlia“ noch tiefer in die Welt zerstörerischer Obsessionen ein, kann aber trotz schicker Bilder und eines imposanten Darsteller-Ensembles nicht an Curtis Hansons Meisterwerk „L.A. Confidential“ heranreichen. 

Inhalt: 

Die Traumfabrik wird im Jahr 1947 durch den bestialischen Mord an dem 22-jährigen Starlet Elizabeth Short (Mia Kirshner) erschüttert, die wegen ihrer Schönheit und schwarzen Kleidung von Freunden „Schwarze Dahlie“ genannt und in zwei Hälften geteilt und auch im Gesicht fürchterlich entstellt auf einer Wiese in der Nähe von Hollywood aufgefunden wird. Mit der polizeilichen Ermittlung werden Sergeant Leland „Lee“ Blanchard (Aaron Eckhart) und Officer Dwight „Bucky“ Bleichert (Josh Hartnett) beauftragt, die sich als Amateurboxer erst kürzlich im Ring gegenüberstanden und so u.a. mit ihrem Einsatz dafür gesorgt haben, dass die Gehälter bei der Polizei angehoben wurden. Blanchard bearbeitet den Mordfall mit einer Besessenheit, unter der auch die Beziehung zu seiner schönen Freundin Kay (Scarlett Johansson) leidet, um die sich der alleinlebende Bleichert zunehmend kümmert. Da er aber keine Affäre mit der Freundin seines Partners anfangen würde, verliebt er sich in die ebenso verführerischen Madeleine Linscott (Hilary Swank), die aus einer der einflussreichsten Familien der Stadt kommt und zum Kreis der Verdächtigen zählt, da sie eine Affäre mit dem ihr sehr ähnlich aussehenden Mordopfer unterhielt. Während die beiden Cops bei ihren Ermittlungen immer tiefer in einen Sumpf aus Pornographie, Korruption und Mord dringen, die auch vor den Türen der eigenen Polizeibehörde nicht haltmacht, bringen sich Blanchard und Bleichert in lebensbedrohliche Situationen… 

Kritik: 

Eigentlich sollte David Fincher die Regie bei der Verfilmung von James Ellroys Roman führen, der auf dem realen, nie aufgeklärten Mord an Elizabeth Short basiert. Fincher, der sich mit seinen düsteren Meisterwerken „Sieben“ (1995) und „The Game“ (1997) für den Regieposten wie geschaffen zu sein schien, stieg offensichtlich aus guten Gründen aus dem Projekt aus, denn das Drehbuch von Josh Friedman („Außer Kontrolle“, „Krieg der Welten“) wird der komplexen Struktur der Romanvorlage kaum gerecht. Nun ist der für Fincher eingesprungene Brian De Palma weniger für ausgefeiltes Storytelling, sondern für seine brillanten Bilder und Kameraeinstellungen ebenso bekannt wie für seine provokanten Themen, in denen geschickt mit dem voyeuristischen Interesse an Sex und Gewalt gespielt wird. Auch „Black Dahlia“ überzeugt mit einem phantastischen Look, der trotz Farbe den Film noirs der 1940er und 1950er Jahre nachempfunden ist. Doch den faszinierenden Bildern von Kameramann Vilmos Zsigmond („Die durch die Hölle gehen“, „Der Tod kennt keine Wiederkehr“) und De Palmas famoser Inszenierung zum Trotz wird die komplexe Story einfach nicht überzeugend erzählt, verstrickt sich in zu viele unbedeutende Nebenstränge und Episoden, die den Erzählfluss immer wieder ausbremsen. 
Das führt leider auch dazu, dass die einzelnen Figuren recht flach bleiben und die Darsteller nicht unbedingt geeignet für die jeweiligen Rollen erscheinen. So nimmt man dem milchgesichtigen Josh Hartnett („Black Hawk Down“, „Pearl Harbor“) die Mischung aus taffem Amateurboxer und einfühlsamem Cop nicht ab, und obwohl Aaron Eckhart („Thank You for Smoking“, „Rabbit Hole“) etwas mehr Spielraum für seine Rolle als besessener Cop bekommt, macht er zu wenig draus. Scarlett Johansson („Match Point“, „Marriage Story“) spielt nur die verführerisch aussehende, aber letztlich allzu brave Hausfrau und Hilary Swank („Million Dollar Baby“, „The Homesman“) wirkt als Femme Fatale unglaubwürdig, so dass nur Mia Kirshner („Exotica“, „The Crow: Die Rache der Krähe“) in den in Schwarzweiß gedrehten Archivaufnahmen als verletzliches Opfer überzeugen kann. 
Die Auflösung im Finale folgt zwar der Film-noir-Tradition, wirkt aus dem zuvor entwickelten Plot aber wie aus dem Nichts modelliert. Während Curtis Hanson und sein Drehbuchautor Brian Helgeland bei ihrer Ellroy-Verfilmung „L.A. Confidential“ alles richtig gemacht haben und auf einen starken Cast bauen konnten, scheitert „Black Dahlia“ an dem unausgereiften Drehbuch und der unglücklich ausgewählten Besetzung. Für das Auge hat De Palmas Noir allerdings wie gewohnt viel zu bieten, und Mark Isham trifft mit seinem jazzigen Score ebenfalls den richtigen Ton.  

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