Mission: Impossible - Phantom-Protokoll

Seitdem Brian De Palma 1996 den Startschuss für die „Mission: Impossible“-Filmreihe abgefeuert hatte, durchlief das Franchise eine wechselhafte Kurve, die mit der Frisur ihres Aushängeschildes Tom Cruise zu korrelieren schien. Während er mit schnittiger Kurzhaarfrisur in De Palmas eher klassisch angelegten Agenten-Thriller und in J.J. Abrams‘ solidem Action-Thriller „Mission: Impossible 3“ samt Inszenierung überzeugen konnte, geriet John Woos zwischenzeitliches Stelldichein mit dem langhaarigen Hauptdarsteller und völlig überzogener Action zum Ärgernis. Mit dem vierten Teil – „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (2011) - präsentierten Paramount und Produzent Tom Cruise auch gleich den vierten Regisseur. Brad Bird, der zuvor als Autor und Regisseur der Pixar-Erfolge „Die Unglaublichen“ und „Ratatouille“ aufgefallen war, fokussierte sich auf die besten Momente der Reihe und schuf mit dem vierten „M:I“-Abenteuer den bislang besten Beitrag. 

Inhalt: 

Das von Agentin Jane Carter (Paula Patton) geleitete IMF-Team soll in Budapest einen Boten des unter dem Tarnnamen „Cobalt“ agierenden Terroristen abfangen. Doch Carters Partner Agent Hanaway (Josh Holloway) wird während der Mission von der Auftragsmörderin Sabine Moreau (Léa Seydoux) getötet, die die Aktentasche mit Abschusscodes für russische Nuklearwaffen an sich bringt. Gemeinsam mit dem in den Außendienst versetzten Computer-Experten Benji Dunn (Simon Pegg) macht sich Carter auf nach Moskau, wo sie zunächst ihren Kollegen Ethan Hunt (Tom Cruise) aus einem russischen Gefängnis befreien, um dann im Kreml nach Informationen zu suchen, die das Geheimnis um die Identität von „Cobalt“ lüften. Tatsächlich bringen sie in Erfahrung, dass hinter „Cobalt“ ein schwedischer Soziopath namens Kurt Hendricks (Michael Nyqvist) steckt, der jedoch Teile des Kremls in die Luft jagt, bevor ihn Hunt & Co. dingfest machen können. 
Da dem IMF der Terroranschlag in die Schuhe geschoben wird, setzt der US-Präsident das „Phantom-Protokoll“ in Kraft, womit die Existenz der Organisation geleugnet wird und Hunt mit seinen Leuten fortan auf sich allein gestellt ist. Hunts Chef (Tom Wilkinson) lässt es sich allerdings nicht nehmen, Hunt in Moskau aufzusuchen und ihm einen Ausweg aufzuzeigen, doch bevor Hunt fliehen kann, werden der Sekretär und sein Fahrer von russischen Agenten getötet, Hunt und der Analyst William Brandt (Jeremy Renner) machen sich mit Carter und Dunn auf den Weg nach Dubai, wo Hendricks Gehilfe Wistrom (Samuli Edelmann) die Codes von Moreau im Burj Khalifa gegen Diamanten eintauschen will. Doch Hunt will mit seinem Team den Deal nach eigenen Regeln abwickeln… 

Kritik: 

Dass ein Mehr an Action nicht unbedingt auch ein Mehr an Qualität bedeutet, hat John Woos „Mission: Impossible 2“ mehr als deutlich gemacht. Nachdem bereits J.J. Abrams das Franchise mit seinem dritten Teil wieder etwas geerdet hat, setzt Real-Film-Neuling Brad Bird wieder mehr auf einen klassischen Agentenplot, setzt die Action zweckdienlicher ein und räumt der Geschichte – so unglaubwürdig sie nach wie vor ist – und vor allen den Figuren mehr Raum ein. Das funktioniert von Beginn an außergewöhnlich gut. In den fünf Jahren zwischen Teil 3 und 4 ist viel passiert. 
Statt Ethan Hunt stehen zunächst seine Kollegen im Mittelpunkt, die ihre Mission in Budapest allerdings vermurksen. Benji Dunn, der im dritten Teil noch als IT-Spezialist von Langley aus das Team unterstützte, hat seine Außendiensttauglichkeit bewiesen und nimmt nun die zuvor von Ving Rhames gespielte Rolle von Luther ein, die schöne Paula Patton („Déjà vu“, „2 Guns“) übernimmt den Job der ebenso schönen Maggie Q und beweist ebenso wie ihre Vorgängerin, dass schöne Frauen mehr können als nur gut auszusehen. Dass ihre Figur auch noch ihren geliebten Partner betrauern muss, wie auch Ethan Hunt die Trennung von seiner Frau, die eventuell sogar getötet worden ist, wieder auf Solo-Pfaden wandert. 
Ein Gewinn für das Team und das Franchise ist vor allem Jeremy Renner („Das Bourne Vermächtnis“, „Kill the Messenger“), in dessen Figur mehr steckt als nur ein Analyst. Die Spannungen, aber auch das Vertrauen untereinander verleihen „Phantom-Protokoll“ eine menschliche Dimension, die dem Franchise bislang abgegangen ist. Doch im Vordergrund steht die Jagd des IMF-Teams nach dem Koffer mit den Codes, die über Budapest, Moskau, Dubai bis nach Mumbai führt und so einige exotische Schauplätze präsentiert, an denen die nicht allzu überbordende Action schick inszeniert wird. Enttäuschend ist allein Michael Nyqvists („Millennium“-Trilogie) Auftritt als eindimensionaler Bösewicht. Hier hatte Philip Seymour Hoffman im vorigen Teil den weitaus dankbareren Part. 
Auf jeden Fall ist das „M:I“-Franchise durch die beiden Jung-Regisseure J.J. Abrams und Brad Bird wieder in die richtige Spur zurückgeführt worden, wobei „Phantom-Protokoll“ mehr den Charakter eines klassischen Agenten-Thrillers in bester James-Bond- und Jason-Bourne-Tradition aufweist. 

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