World Trade Center
Oliver Stone hat sich mit Filmen wie „Platoon“ (1986), „Geboren am 4. Juli“ (1989), „JFK: Tatort Dallas“ (1991) und „Nixon – Der Untergang eines Präsidenten“ (1995) immer wieder durchaus auf provozierende Weise mit Meilensteinen in der US-amerikanischen Geschichte auseinandergesetzt, weshalb seine Thematisierung der terroristischen Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center mit Spannung erwartet wurde. Doch statt wie Paul Greengrass mit „Flug 93“ (2006) ein Doku-Drama zu präsentieren, wählte Stone einen ungewöhnlich emotionalen Weg und konzentrierte sich auf wenige zentrale Figuren, die nach dem Einsturz der Twin Towers in den Trümmern Verschüttete retten wollten.
Polizei Sergeant John McLoughlin (Nicolas Cage) hat gerade seinen Dienst auf der Polizeistation der Port Authority Police angetreten, als er hört, dass ein Flugzeug in einen der Zwillingstürme des World Trade Centers geflogen sei. Zusammen mit seinen Kollegen fährt McLoughlin, der bereits 1993 Erfahrung mit Terroranschlägen sammeln konnte, in einem beschlagnahmten Linienbus zu dem brennenden Turm, wo sie beobachten, wie Trümmer vom Himmel regnen und Menschen in die Tiefe stürzen. Angesichts des Grauens und des Chaos, das sich den Männern bietet, will McLoughlin nur mit Freiwilligen in das zerstörte Gebäude gehen, um die dort eingeschlossenen Menschen zu evakuieren. Zusammen mit Will Jimeno (Michael Peña), Dominick „Dom“ Pezzulo (Jay Hernandez) und Antonio Rodrigues (Armando Riesco) besorgt sich der Serge erst einmal zusätzliche Sauerstoffflaschen, dann werden sie in der Einkaufspassage zwischen den Türmen Zeuge, wie weitere Explosionen noch mehr Schutt ins Gebäude katapultieren. Geistesgegenwärtig lotst McLoughlin seine Männer in Richtung der Fahrstuhlschächte, doch kann er nicht verhindern, dass fast alle Kollegen dabei getötet werden. Allein Jimeno und er selbst überleben die Katastrophe, liegen aber bewegungslos unter Trümmern begraben.
Während sich die Männer einander Mut zusprechen und sich bei schwindenden Kräften vor allem an ihre Familien erinnern, versuchen Jimenos hochschwangere Frau Allison (Maggie Gyllenhaal) und McLoughlins Frau Donna (Maria Bello) herauszubekommen, wie es um ihre Männer steht…
Kritik:
Dass sich ein Regisseur wie Oliver Stone mit einer so traumatischen Episode vor allem der US-amerikanischen Geschichte wie dem Terror-Anschlag auf das symbolträchtige Herz der Vereinigten Staaten wagt, kann nicht überraschen, wohl aber die recht zahme Umsetzung des Themas. Das Drehbuch-Debüt von Andrea Berloff („Blood Father“, „Straight Outta Compton“) fokussiert sich ganz auf die wahren Geschichten der beiden Ehepaare Jimeno und McLoughlin und lässt die politischen Hintergründe der Tat vollständig außen vor. Damit stellen Berloff und Stone sehr schnell eine Verbindung des Publikums zu den Helden und ihren Angehörigen her. Die Szenen am Ground Zero wurden mit modernster CGI-Technik gedreht und vermitteln tatsächlich ein ungefähres Gefühl dafür, was die durch die Flugzeuge verursachten Explosionen im World Trade Center mit den dort arbeitenden Menschen angerichtet haben. Stone beschränkt sich hier allerdings auf wenige aussagekräftige Bilder.
So zeigt er nur einen der vielen Menschen, die aus den brennenden oberen Etagen in die Tiefe gesprungen sind, und lässt die Kamera nur kurz über die panisch flüchtenden und verletzten Menschen fahren, um den Schrecken zu veranschaulichen. Viel Zeit verwendet der Film auf die hoffnungslos erscheinende Situation der beiden eingeklemmten Cops Jimeno und McLaughlin, die sich gegenseitig moralisch aufzurichten versuchen. Besondere Bedeutung kommt schließlich dem Marine Dave Karnes (Michael Shannon) zu, der sich als strenggläubiger Christ berufen fühlt, nach Verschollenen in den Trümmern der Zwillingstürme zu suchen und tatsächlich die entscheidenden Lebenszeichen vernimmt, die zur groß angelegten Rettungsaktion der beiden Polizisten führt.
Das ist alles sehr emotional inszeniert, wirkt zum Ende hin aber auch sehr melodramatisch überzogen, wenn McLoughlin betont, was das Gute im Menschen bewirken kann. Oliver Stones „World Trade Center“ ist eine Hommage an die Helden in dieser schwarzen Stunde der amerikanischen Geschichte. Dass diese Katastrophe am Ende mehr als 2.500 Menschen das Leben kostete, wird nur in einer Randnotiz im Abspann erwähnt.
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