Verschollen im Weltraum
Vor allem mit Western wie „Verrat in Fort Bravo“ (1953), „Zwei rechnen ab“ (1957), „Der Schatz des Gehenkten“ (1958), „Der letzte Zug von Gun Hill“ (1959) und natürlich „Die glorreichen Sieben“ (1960) avancierte Regisseur John Sturges in den 1950er Jahren zu einem Meister seines Faches, aber auch in Genres wie dem Film noir („Stadt in Angst“) und Abenteuerfilm („Gesprengte Ketten“, „Eisstation Zebra“) vermochte der Filmemacher Akzente zu setzen. 1969 inszenierte er mit „Verschollen im Weltraum“ ein dokumentarisch wirkendes Weltraum-Drama mit den Stars Gregory Peck, Richard Crenna, David Janssen und Gene Hackman.
Inhalt:
Unter der Leitung von Ted Dougherty (David Janssen) und dem Missionschef Charles Keith (Gregory Peck) soll die Besatzung des NASA-Raumschiff „Ironman One“ mehrere Monate lang Experimente im Weltraum durchführen. Nachdem der Wissenschaftler Clayton Stone (James Franciscus), Pilot Buzz Lloyd (Gene Hackman) und der erfahrene Kommandant Jim Pruett (Richard Crenna) mit einer Saturn V-Rakete in die Erdumlaufbahn geschossen wurden, docken sie dort an das Saturn-4B-Raumlaboratorium an, um dort sieben Monate lang die Einflüsse der Schwerelosigkeit auf den Menschen zu testen. Dabei steht die Crew im ständigen Kontakt mit Houston, wo nach fünf Monaten mit Besorgnis festgestellt wird, dass die Männer unter zunehmender Erschöpfung leiden und ihnen Fehler unterlaufen. Keith beschließt daraufhin, dass die drei Astronauten sofort zur Erde zurückkehren sollen.
Doch die Rückkehr der „Ironman One“ zur Erde scheitert am Versagen der Bremsraketen. Da die Männer vor Ort wenig zur Behebung des Problems beitragen können und von nun an sehr sparsam mit ihren Sauerstoffreserven umgehen müssen, arbeiten die Techniker in Houston fieberhaft daran, den Vorgang in Tests zu rekapitulieren, um die Fehlerquelle ausfindig zu machen. Doch die Zeit rennt der Crew im Weltraum davon. Da die Männer nur noch für 42 Stunden mit Sauerstoff versorgt sind, will Dougherty mit einer Titan IIIC-Rakete einen umgebauten X-RV-Rettungsgleiter zur „Ironman One“ schicken, um die Männer abzuholen. Keith ist das Manöver wegen der unzureichenden Vorbereitungsphase zu riskant, doch wird er vom Präsidenten angewiesen, die Operation zu starten, um der Öffentlichkeit wenigstens zu demonstrieren, alles Menschenmögliche zur Rettung der drei Astronauten getan zu haben. Doch während der kurzen Vorbereitungsphase taucht ein neues Problem auf. Ein Hurrikan hat unvorhergesehen seine Richtung geändert und steuert nun genau auf die Abschussrampe zu…
Kritik:
Der erfahrene Regisseur John Sturges hat das Weltraum-Drama „Marooned“ nach einem Roman von Martin Caidin und dem Drehbuch von Mayo Simon („Phase IV“, „Futureworld“) mit einem imponierenden Cast, aber ohne allzu offensichtlichen technischen Schnickschnack inszeniert. Die Geschichte der im Weltraum nahezu auf sich gestellten Astronauten, die in ihrer Raumstation zu ersticken drohen, ist dramatisch genug, um ohne dramatische Musik und wilde Action-Sequenzen auszukommen. Dafür legen Sturges, sein Oscar-prämierter Kameramann Daniel L. Fapp („West Side Story“, „Gesprengte Ketten“) und die Produktions-Designer viel zu sehr Wert auf möglichst authentisch wirkende Kulissen und Handlungszüge.
Bereits die Eröffnungssequenz führt mit einem elektronischen Sounddesign die Weite des Weltraums vor Augen und Ohren, bevor der Start der Astronauten auf ihre Mission mit konzentriertem Arbeitseifer in der Bodenstation begleitet wird. Die Spannung wird letztlich durch den Wettlauf mit der Zeit erzeugt, ohne dass das Tempo der Inszenierung merklich zunimmt. Hier genügt der Blick in die Gesichter aller Beteiligten, den zur Ruhe verdammten Astronauten und ihren verzweifelten Frauen (Lee Grant, Nancy Kovack, Mariette Hartley) ebenso wie Missionschef Keith und seinen Leuten.
Wie geschickt Sturges beim Inszenieren der Spannung ist, beweist vor allem das Finale, wenn es bei der Rettung der Astronauten wirklich um Sekunden zu gehen scheint und immer wieder Rückschläge verkraftet werden müssen. Die überzeugende Story, ihre stilsichere Inszenierung und der prominente, souverän aufspielende Cast reichen hier aus, um ein packendes Weltraum-Drama zu ergeben, bei dem die Figuren der Geschichte völlig untergeordnet sind und deshalb wenig Profil gewinnen.
Aber das ist in diesem Fall auch nicht erforderlich. Wie prophetisch „Verschollen im Weltraum“ gewesen ist, bewies die zwei Jahre später gestartete „Apollo 13“-Mission, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte.
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