Scream 2
Zusammen mit Drehbuchautor Kevin Williamson („The Faculty“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“) hat Horror-Ikone Wes Craven („A Nightmare On Elm Street“, „The Hills Have Eyes“) 1996 mit „Scream“ dem ausgelutschten Teenie-Slasher-Genre nicht nur neues Leben eingehaucht, sondern damit auch einen der besten und erfolgreichsten Horror-Filme der 1990er Jahre geschaffen. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, dass so ein Erfolg weitere Fortsetzungen nach sich ziehen würde. Darin folgte „Scream“ ebenso den Regeln der Traumfabrik Hollywood, wie der Film sich die Konventionen des Genres zunutze machte, aber sie auf originelle Weise weiterentwickelte. Nur ein Jahr später folgte mit „Scream 2“ ein Sequel, das nicht nur mit einem nahezu doppelt so hohem Budget ausgestattet wurde, sondern auch mit dem gleichen Cast in den Schlüsselrollen aufwartete.
Inhalt:
Zwei Jahre nach den erschütternden Ereignissen in ihrer Heimatstadt Woodsboro versucht Sidney Prescott (Neve Campbell), wieder ein halbwegs normales Leben zu führen – sie studiert am College und hat mit Derek (Jerry O’Connell) einen neuen Freund. Doch zum Filmstart von „Stab“, der Verfilmung von Gale Weathers‘ (Courteney Cox) Bestseller „The Woodsboro Murders“, bei dem kostenlos zu den Karten Kostüme mit dem Ghostface an die Besucher ausgegeben werden, schlägt der Killer schon wieder zu. Diesmal trifft es erst den Schwarzen Phil (Omar Epps) auf der Herrentoilette, dann seine Freundin Maureen (Jada Pinkett Smith) mitten im Kinosaal. Natürlich ruft das wieder eine Menge Leute auf den Plan.
Auch wenn der bei der letzten Mordserie schwer verletzte Deputy Dewey Riley (David Arquette) mittlerweile den Dienst quittieren musste, ist der liebenswürdige Typ nach wie vor um Sidneys Sicherheit besorgt. Gale Weathers wittert natürlich wieder eine Pulitzer-Preis-verdächtige und filmreife Story und will den rehabilitierten Mordverdächtigen Cotton Weary (Liev Schreiber) mit Sidney zusammenbringen, damit dieser seine 15 Minuten Ruhm bekommt. Natürlich zieht der Doppelmord weitere Medienleute an, u.a. die Provinzreporterin Debbie Salt (Laurie Metcalf), die Gale Weathers schon bei den Vorfällen vor zwei Jahren auf die Nerven gegangen war. Jeder fragt sich, ob nun Nachahmungstäter am Werke sind oder damals die falschen Verdächtigen getötet worden sind. Nachdem auch Derek und Randy Opfer von Ghostface geworden sind, droht der Täter auch Sidney wieder ins Visier zu nehmen…
Kritik:
In ihrem ersten „Scream“-Film haben Williamson und Craven genüsslich die Regeln des Horror-, vor allem des Teenie-Slasher-Genres benannt, wonach u.a. ein sündiges Leben mit Sex und Drogen zwangsläufig zu einem grausamen Tod führt, und ebenso humorvoll parodiert wie tiefsinnig ad absurdum geführt. Die Fortsetzung folgt natürlich der Annahme, dass Sequels immer schlechter als das Original seien, was die Filmkenner in Sidneys Clique aber mit etlichen Beispielen widerlegen können. So versucht auch „Scream 2“ sich von der Prämisse zu befreien, dass der Film nicht an die Qualität des ersten Teils heranreichen könne. Dabei haben die Filmemacher vor allem mit dem Überraschungsmoment zu kämpfen, dem „Scream“ noch seinen frischen Charakter verlieh. Das geht dem Sequel natürlich ab. Dennoch haben Williamson und Craven ihre Geschichte um die sympathische Protagonisten geschickt weiterentwickelt und nicht einfach wiederholt, wie es bei so vielen Sequels in dem Genre üblich ist.
Auch das gängige Muster, dass eine Fortsetzung „heftiger, blutiger, brutaler“ sein müsse, setzt Craven nicht um. Sowohl der Bodycount als auch die Art und Weise, wie die Opfer aus dem Leben gerissen werden, fallen recht moderat aus. In dieser Hinsicht hätte „Scream 2“ eine härtere Gangart durchaus gut getan. Craven setzt jedoch – das muss man ihm auch hoch anrechnen – darauf, durch intelligentes Storytelling zu punkten. Das Setting verlagert sich von Woodsboro und den schicken Häusern auf den nicht minder eindrucksvoll ausgestatteten Campus, und die Figuren haben sich vom ersten Teil aus weiterentwickelt. Während Sidney recht taff mit der neuen Mordserie umgeht, stehen sich der mitfühlende Dewey und die karrieregeile Gale zunächst unversöhnlich gegenüber, bis auch Gale ihre menschliche Seite entdeckt.
Davon abgesehen folgt „Scream 2“ aber überwiegend dem Konzept seines Vorgängers, wobei die überraschende Auflösung der Ghostface-Identität diesmal etwas sehr weit hergeholt wirkt. Auch wenn „Scream 2“ nicht an die Qualität des ersten „Scream“-Films heranreicht, ist Craven doch ein unterhaltsames Sequel gelungen, das wieder mit einem starken Score und Soundtrack und gut aufgelegten Darstellern überzeugt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen