Scream - Schrei!

Nachdem Mitte der 1970er Jahre Regisseure wie John Carpenter, Tobe Hooper und Wes Craven das Slasher-Genre mit Filmen wie „Halloween“, „Texas Chainsaw Massacre“ und „The Hills Have Eyes“ begründeten, wurde das Genre in der Folgezeit nicht nur mit zunehmend uninspirierten Sequels, sondern auch billigen Nachahmungs-Produktionen überschwemmt. Während Carpenter und Hooper als Regisseure in den 1990er Jahren kaum noch ernsthaft wahrgenommen wurden, gelang Wes Craven auf der anderen Seite mit seinem erfrischenden Teenie-Slasher „Scream“ eine längst überfällige Wiederbelebung eines totgesagten Genres und inspirierte wiederum neue junge Filmemacher, das Genre weiter zu beackern. 

Inhalt: 

Nachdem ihre Mutter vor einem Jahr vergewaltigt und ermordet worden ist, ist Sidney Prescott (Neve Campbell) kaum noch sie selbst. Das fällt vor allem ihrem Freund Billy (Skeet Ulrich) auf, der sich darüber beklagt, dass sie zu Anfang noch eine leidenschaftliche Beziehung pflegten, der Sex aber mittlerweile zu einer Veranstaltung für Zwölfjährige verkommen sei. Doch bevor sich Sidney tiefere Gedanken über den Sex in ihrer Beziehung machen kann, wird ihre Heimatstadt Woodsboro von einem brutalen Doppelmord an der Schülerin Casey (Drew Barrymore) und ihrem Freund erschüttert. Das ruft auch die Sensationsreporterin Gale Weathers (Courteney Cox) auf den Plan, die bereits vor einem Jahr vor Ort gewesen ist und den Mord an Sidneys Mutter zu einem Buch verarbeitet hat, in dem sie allerdings die These vertritt, dass der wegen des Mordes verurteilte Cotton Weary, den Sidney als mutmaßlichen Täter identifizierte, unschuldig sei. 
Die aktuellen Morde bestätigen die Reporterin darin, dass der Täter noch immer nicht gefasst ist und nun sein Treiben in Woodsboro fortsetzt. Davon, dass der Doppelmord an dem jungen Paar kein Einzelfall war, ist auch Sidney bald überzeugt, denn nachdem ihr Vater sich zu einer Messe verabschiedet hat und Sidney darauf wartet, von ihrer Freundin Tatum (Rose McGowan) abgeholt zu werden, erhält sie einen mysteriösen Anruf mit der Drohung, das nächste Opfer des Killers zu sein. Tatsächlich dringt kurz darauf eine Gestalt in einem schwarzen Halloween-Kostüm mit weißer Maske ins Haus ein und bedroht Sidney mit einem Messer, doch Sidney kann sich in ihr Zimmer retten, wo unmittelbar darauf Billy durch ihr Fenster steigt und ihm dabei ein Handy aus der Tasche fällt. Billy wird daraufhin von Deputy Dewey (David Arquette) verhaftet und inhaftiert, bis die Daten des Telefonanbieters ergeben, dass Billy Sidney nicht zum fraglichen Zeitpunkt angerufen hat. Das wirft nicht nur die Frage auf, wer nun tatsächlich hinter den Woodsboro-Morden steckt, sondern verbreitet ebenso Angst wie die Sensationslust in der Kleinstadt… 

Kritik: 

In den 1990er Jahren hat niemand das Teenie-Slasher-Genre so gut verstanden wie Kevin Williamson. Sein Drehbuch-Debüt zu „Scream“ soll in gerade mal drei Stunden entstanden sein, danach entstanden noch die Skripts zu den Erfolgsfilmen „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „The Faculty“, „Scream 2“ und „Tötet Mrs. Tingle“, bevor er sich als Showrunner für Serien wie „Wasteland“, „Dawsons Creek“ und „Hidden Palms“ engagierte. 
Mit seiner Story zu „Scream – Schrei!“ erweist sich Williamson zunächst als profunder Kenner des Horrorfilm-Genres, verwendet seine Konventionen ebenso, wie er sie unterläuft, zitiert und persifliert, um etwas ganz Neues zu erschaffen. Mit Wes Craven hat er den entsprechend kundigen Regisseur an seiner Seite, der es versteht, die unterhaltsame und spannende Mixtur aus Versatzstücken des Genres in eine glaubwürdige und packende Geschichte zu packen. Bereits die Eröffnungssequenz mit den zunächst verspielten Anrufen des Fremden bei der zunächst ahnungslosen Casey thematisiert in einem Horror-Quiz die Meilensteine des Genres, doch schnell wird aus dem Spiel blutiger Ernst. 
Craven lässt hier keinen Zweifel, dass er bei aller Zitierfreude und witziger Verweise keinen Spaß bei den Slasher-Szenen kennt. Wenn der kostümierte Mörder sein Messer zückt, wird es schnell extrem blutig und grausam, obwohl der Killer alles andere als übermächtig wirkt. Gerade bei der Jagd auf Sidney bekommt er immer wieder selbst eins übergezogen, stolpert über Möbel, kommt nicht in versperrte Zimmer. Auf der anderen Seite kommt ihm die Dummheit seiner Opfer zu Hilfe. 
Zwar weiß jeder, wie der filmkundige Videotheken-Mitarbeiter Randy (Jamie Kennedy) seinen Freunden doziert, was man nicht tun darf, um dem Monster in die Hände zu fallen – Sex, Drogen und sündiges Verhalten sind tabu -, doch das passiert natürlich nicht im wirklichen Leben, weshalb man sich einfach weiter köstlich amüsiert. Neben dem originellen Umgang mit dem Kanon des Genres erweist sich aber auch das übrige Setting von „Scream“ als sehr gelungen. Das fängt bei den für das Genre überraschend gut gezeichneten Figuren an, setzt sich über den hervorragenden Cast fort und findet in der filmischen Umsetzung von der Kamera über den Schnitt bis zu Marco Beltramis („I, Robot“, „Snowpiercer“) erfrischend pulsierenden Score und den Songs von Nick Cave & The Bad Seeds, Sister Machine Gun, Alice Cooper, Birdbrain, Gus Black, Moby und Republica ihre Fortsetzung. Selbst das gelungene Finale reiht sich in das Gesamtkonzept ein und legte – nicht zuletzt mit dem wirtschaftlichen Erfolg – den Grundstein für die erfolgreiche Fortsetzung der „Scream“-Reihe bis in die Gegenwart hinein. Erst dieses Jahr ist mit dem schlicht betitelten „Scream“ der fünfte Teil des Franchise in den Kinos angelaufen. 

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