Old Gringo

In den 1940er und 1950er Jahren avancierte Gregory Peck mit Filmen wie Hitchcocks „Ich kämpfe um dich“ (1945) und „Der Fall Paradin“ (1947), in King Vidors Western-Drama „Duell in der Sonne“ (1946), Henry Kings Abenteuer-Drama „Schnee am Kilimandscharo“ (1952), John Hustons „Moby Dick“ (1956) und William Wylers Western-Epos „Weites Land“ (1958) zu einem der angesagtesten Hollywood-Stars. Zum Ende seiner Schauspielkarriere hin war er noch einmal in Martin Scorseses Remake von „Cape Fear“ (1991), aber auch in Luis Puenzos Literaturverfilmung von Carlos Fuentos‘ „Gringo Viejo“ zu sehen. 

Inhalt: 

Als die US-amerikanische Lehrerin Harriet Winslow (Jane Fonda) zufällig mitbekommt, wie der alternde Schriftsteller Ambrose Bierce (Gregory Peck) vor dem von seinem Verleger geladenen Publikum bedauert, in seinem Bestreben, durch sein Schreiben der Wahrheit nahezukommen, gescheitert zu sein, lässt er seine gesammelten Werke zu Boden fallen und verlässt die verwunderten Zuschauer mit den Worten, die Damen und Herren hoffentlich nie wieder sehen zu müssen. Während der verbitterte Misanthrop anonym nach Mexiko reist, um während der Revolution dort noch einige letzte Dinge zu erleben und dann zu sterben, ist Harriet von dem emotionalen Ausbruch des Schriftstellers, dessen Gesicht sie von ihrem Standpunkt aus nicht sehen konnte, so bewegt, dass sie sich von der kleinbürgerlichen Enge ihres Lebens befreit und ebenfalls nach Mexiko geht, um auf der Hacienda der herrschaftlichen Familie Miranda die Kinder zu unterrichten. 
Als die altjüngferliche Frau in Mexiko ankommt, erfährt sie im Hotel, dass die Mirandas bereits von den Revolutionären von ihrer Hacienda vertrieben worden sind. Sie lernt dafür einen älteren US-Amerikaner (Gregory Peck) kennen, der zum Sterben nach Mexiko gekommen ist, und den temperamentvollen General Tomas Arroyo (Jimmy Smits). Die beiden unterschiedlichen Männer verlieben sich in Harriet, die bislang weder geliebt worden ist, noch selbst jemanden geliebt hat… 

Kritik: 

Der argentinische Filmemacher Luis Puenzo („Die offizielle Geschichte“, „Broken Silence“) hat Fuentos‘ Roman als leidenschaftliche Dreiecksgeschichte in den Wirren des mexikanischen Bürgerkriegs inszeniert, wobei Jane Fonda („Barfuß im Park“, „Das China-Syndrom“) als vernunftgesteuerte Gouvernante, die erstmals in ihrem Leben romantische Gefühle entwickelt, zwar der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, als Schauspielerin aber viel zu blass bleibt. 
Die zurückhaltende Jungfer nimmt man ihr ohne Zweifel sofort ab, die Verwandlung in eine leidenschaftlich liebende Frau gelingt ihr jedoch nicht. Da Puenzo, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, die Liebesgeschichte zwischen Harriet und den beiden so unterschiedlichen Männern nicht mit der nötigen Dramatik füllen kann, fokussiert er die Handlung sehr auf den temperamentvollen Revolutionsgeneral Arroyo, der die Hacienda der Mirandas nicht so schnell aufgeben möchte und durch seinen unnötig verlängerten Aufenthalt dort den Revolutionsführer Pancho Villa (Pedro Armendáriz Jr.) nicht die erforderliche Unterstützung zukommen lässt. Jimmy Smits („Das Ritual“, „Die Prophezeiung“) sticht mit seiner extrovertierten Performance sicher aus dem Ensemble heraus, überschreitet dabei allerdings auch hin und wieder die Grenze zum Overacting. 
Einzig Gregory Peck verleiht dem Film mit seiner gelassenen Darstellung des sterbenskranken Schriftstellers, der den Kampf für die Wahrheit verloren zu haben glaubt, eine starke Figur. Statt die Beziehung zwischen den drei Charakteren psychologisch tiefer auszuloten, verliert sich Puenzo viel zu sehr in die folkloristischen Komponenten der Revolution, bleibt in der Figurenzeichnung sehr oberflächlich. 

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