Mission: Impossible 2
Mit seinen atemberaubenden Action-Krachern hat Hongkongs Filmemacher John Woo („City Wolf“, „Hard-Boiled“) in den 1990er Jahren auch Hollywood auf sich aufmerksam machen können und erst mit Jean-Claude van Damme „Hard Target“ (1993) und mit John Travolta „Broken Arrow“ (1996) und „Face/Off“ (1997) seine Virtuosität untermauert. Davon ist in seiner Fortsetzung von Brian De Palmas enorm erfolgreichen Kino-Spektakel „Mission: Impossible“ (1996) nicht mehr viel zu spüren. In „Mission: Impossible 2“ geht es nur noch darum, Tom Cruise in überzogenen Action-Sequenzen möglichst gut aussehen zu lassen.
Der Molekularbiologe Dr. Vladimir Nekhorvich (Rade Serbedzija) bittet bei dem Transport zweier chemischer Substanzen einen Mann namens „Dimitri“ um Begleitung bei seinem Flug von Sydney nach Atlanta. Doch unter der Maske von Ethan Hunt, Agent der Geheimdienst-Behörde Impossible Mission Force (IMF), alias „Dimitri“ steckt Hunts ehemaliger Kollege Sean Ambrose (Dougray Scott), der auf die andere Seite gewechselt ist und mit seiner Crew erst die Besatzung betäubt und dann das Flugzeug abstürzen lässt, während Ambrose und seine Männer sich mit Fallschirmen in Sicherheit bringen. Ethan Hunt (Tom Cruise) wird aus seinem Kletterurlaub in den Bergen nach Sevilla beordert, wo ihn sein Einsatzleiter Swanbeck (Anthony Hopkins) damit beauftragt, das im Labor gezüchtete Virus Chimera und sein Gegenmittel Bellerophon sicherzustellen und herauszufinden, was Ambrose damit vorhat. Bei der Zusammenstellung seines Teams hat Hunt nur zu berücksichtigen, die Meisterdiebin Nyah Nordoff-Hall (Thandie Newton) zu rekrutieren.
Als er sie bei einem ihrer Coups kennenlernt, verliebt er sich sofort in sie. Da sie die Ex-Geliebte von Ambrose ist, soll sie wieder auf Tuchfühlung mit ihm gehen, was Hunt überhaupt nicht schmeckt. Vor allem Ambroses rechte Hand Hugh Stamp (Richard Roxburgh) kommt es verdächtig vor, dass Nyah zwei Wochen nach dem Flugzeugabsturz wieder Kontakt zu ihrem Ex aufnimmt. Auf einer Rennbahn nimmt Hunt wieder Kontakt zu Nyah auf, während seine Team-Mitglieder Billy Baird (John Polson) und Luther Strickell (Ving Rhames) Ambrose und Stamp im Auge behalten. Dabei stellen sie fest, dass Ambrose Geschäfte mit John C. McCloy (Brendan Gleeson) macht, dem Chef des ortsansässigen Pharmakonzerns „Biocyte“ und damit auch von Dr. Vladimir Nekhorvich.
Als Hunt mit Unterstützung seines Teams in das hochgesicherte Labor von „Biocyte“ einbricht, sind Ambrose und seine Männer bereits vorbereitet…
Kritik:
Zwar konnten Story und Drehbuch bereits beim Auftakt der Filmverwertung der erfolgreichen Fernsehserie „Mission: Impossible“ nicht so ganz überzeugen, aber da hat Brian De Palma wenigstens durch seine famose Inszenierung und die noch moderat integrierte Action einen überzeugenden Qualitätsstandard sichern können. Nachdem das 80 Millionen Dollar teure Spektakel über 450 Millionen Dollar in die Kinokassen spielte, waren die Erwartungen für die Fortsetzung entsprechend hoch, das Budget wurde um satte fünfzig Prozent erhöht. Auf die Qualität des Films trifft das leider nicht zu. Co-Produzent und Hauptdarsteller Tom Cruise hat seinen nicht unerheblichen Einfluss genutzt, um die Action-Frequenz massiv hochzufahren und selbst dabei stets geschniegelt so gut auszusehen, als würde er einen Werbefilm für Haarfestiger und Selbstbräuner drehen. Dass dabei die Glaubwürdigkeit der Action keine Rolle spielt, macht schon Ethan Hunts Urlaubsaktivität klar, wenn er beim Free Climbing hoch in den Bergen locker von Felsspalte zu Felsspalte schwingt und springt.
Dieser Nonsens zieht sich bis zum schon nahezu lächerlichen Finale durch, wenn sich Ambrose und Hunt auf Motorrädern jagen und beschießen und dann wie beim Ritterturnier aufeinander zurasen, um im letzten Moment hoch in die Luft zu springen und sich im Kampf Mann gegen Mann schließlich ein tödliches Duell liefern. Die Story spielt dabei eigentlich schon keine Rolle mehr und ist ohnehin nicht besonders originell. Das Drehbuch von Robert Towne („Chinatown“), der bereits am ersten „M:I“-Film mitgewirkt hat, verknüpft letztlich nur die vordergründig inszenierten Action-Sequenzen, orientiert sich an klassischen James-Bond-Geschichten, wobei auch eine romantische Beziehung nicht fehlen darf.
Nachdem bereits bei „Mission: Impossible“ die Nebendarsteller kaum gefordert waren, wird in der Fortsetzung das Potenzial von Charakterdarstellern wie Anthony Hopkins und Brendan Gleeson vollkommen verschenkt. So bietet „Mission: Impossible 2“ nur völlig überdrehte Action mit rudimentärer Story – aber immerhin einem gelungenen Score von Hans Zimmer, der die emotionaleren Momente durch den Gesang von Lisa Gerrard („Gladiator“) konturiert hat, aber auch rockige und folkloristische Elemente mit einfließen lässt.
Dem Publikum hat das Spektakel alles in allem doch so gut gefallen, dass das Einspielergebnis mit über 540 Millionen Dollar noch höher ausfiel als beim Franchise-Auftakt, so dass weitere Fortsetzungen geplant werden konnten.
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