Die Kanonen von Navarone
In den 1980er Jahren inszenierte der britische Filmemacher J. Lee Thompson vor allem reißerische Action-Thriller mit Charles Bronson („Ein Mann wie Dynamit“, „Murphys Gesetz“, „Death Wish 4“) in der Hauptrolle, doch in den 1960er avancierte der Brite zu einem ebenso gefragten wie meisterhaften Regisseur im Abenteuer-, Kriegsfilm- und Thriller-Genre. Die Grundlage dafür schuf er mit dem 1961 inszenierten Kriegsfilm-Abenteuer „Die Kanonen von Navarone“ nach einem Roman von Alistair MacLean, der daraufhin ebenfalls ein von Hollywood begehrter Lieferant von zu verfilmenden Geschichten wurde.
Inhalt:
Um 2000 erschöpfte britische Soldaten von der griechischen Insel Kheros zu retten, planen die alliierten Streitkräfte im November 1943 einen Schiffskonvoi durch die entsprechende Meerespassage zu schicken, die allerdings von zwei mächtigen Geschützen der deutschen Wehrmacht kontrolliert werden, die nahezu uneinnehmbar in einem Felsen auf der ägäischen Insel Navarone stationiert sind. Nachdem eine Bomberstaffel der Alliierten vergeblich versucht hatte, die deutschen Geschütze zu zerstören, setzt Commodore Jensen (James Robertson Justice) auf ein waghalsiges Unterfangen, das auf der Idee von Major „Glückspilz“ Roy Franklin (Anthony Quayle) beruht: Ein Team mit dem neuseeländischen Bergsteiger Captain Keith Mallory (Gregory Peck), der zudem noch die deutsche Sprache beherrscht, dem britischen Sprengstoffexperten Corporal John „Dusty“ Miller (David Niven), dem griechischen Offizier Andrea Stavros (Anthony Quinn), dem berüchtigten Messerkämpfer „Schlächter“ Brown (Stanley Baker) und dem aus Navarone stammenden Spyros Pappadimos (James Darren) sollen mit einem alten Fischerboot im Schutz der türkischen Küste die steile Südklippe anfahren, die eigentlich unzugängliche Felswand erklimmen und sich dann mit einheimischen Widerstandskämpfern zusammentun, um die Festung mit den Kanonen zu stürmen und die Kanonen zu sprengen.
Allerdings bleiben den Männern nur wenige Tage für die erfolgreiche Ausübung ihrer Mission. Nachdem sie auf der stürmischen See ein deutsches Patrouillenboot versenken mussten, erweist sich auch der Aufstieg bei Sturmregen als schwierig, zumal das Vertrauensverhältnis zwischen Mallory und Stavros stark angegriffen ist, da der Grieche den Neuseeländer für den Tod seiner Frau und Kinder verantwortlich gemacht hat. Franklin stürzt bei dem Aufstieg so unglücklich, dass er sich das Bein bricht und fortan eine zusätzliche Bürde für die Männer und die Mission bedeutet.
Zwar gelingt es dem Trupp, sich bis nach St. Alexis durchzuschlagen, wo sie auf zwei griechische Widerstandskämpferinnen – Spyros Schwester Maria (Irene Papas) und die Lehrerin Anna (Gia Scala) – treffen, doch die Deutschen kommen dem alliierten Kommando immer wieder in die Quere. Schließlich scheint ein Verräter unter ihnen auch die Mission zu gefährden…
Kritik:
J. Lee Thompson hat sich in den 1950er Jahren mit Produktionen wie „Der gelbe Ballon“, „Glück auf Raten“, „Umfange mich, Nacht“ und „Die Frau im Morgenrock“ nicht gerade für eine so opulente Großproduktion wie „Die Kanonen von Navarone“ in Stellung gebracht, doch nachdem sein zuvor für die Regie angedachter britischer Kollege Alexander Mackendrick schon nach wenigen Tagen entlassen wurde, nutzte Thompson die Gunst der Stunde und lieferte mit der Verfilmung des Alistair-MacLean-Romans seine erste Meisterleistung ab, auf die viele weitere Filme mit den Hauptdarstellern Gregory Peck und Anthony Quinn, aber auch mit Yul Brunner folgen sollten – von „Ein Köder für die Bestie“ über „Taras Bulba“ und „Könige der Sonne“ bis zu „Mackenna’s Gold“.
Produzent und Drehbuchautor Carl Foreman ist es gelungen, MacLeans Geschichte auf die wesentlichen Aspekte runterzubrechen und dabei den tragenden Figuren genügend Spielraum zur Entfaltung zu geben. Allein das Zusammenspiel von Gregory Peck, Anthony Quinn und David Niven macht „Die Kanonen von Navarone“ schon zum Hochgenuss. Dazu findet Thompson die richtige Balance zwischen besonnener Planung des weiteren Vorgehens des vermeintlichen Selbstmord-Kommandos und dramatischen Sequenzen wie dem riskanten Aufstieg bei Sturm und Regen, den kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Deutschen und dem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit bei der Sprengung der Kanonen.
Eingebettet in die historisch bedeutsame, wildromantische Landschaft und untermalt von Dimitri Tiomkins meisterhafter Musik widmen sich die Männer nicht nur der Durchführung ihrer schwierigen Mission, sondern streiten auch über Sinn und Zweck von Kriegen und dem Verlust der Menschlichkeit, wobei die hübschen griechischen Frauen auch romantische Gefühle wecken.
Alles in allem bietet „Die Kanonen von Navarone“ beste Abenteuer-Unterhaltung mit einem gut aufgelegten Cast unter gekonnter Regie und wurde verdientermaßen mit sieben Oscar-Nominierungen (u.a. für den besten Film, die beste Regie, das beste adaptierte Drehbuch und die beste Musik) bedacht, unterlag aber dem Musical-Erfolg „West Side Story“. Einzig die Spezialeffekte wurden mit einem Oscar prämiert.
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