Borsalino & Co.
In dem vier Jahre zuvor realisierten Gangsterdrama „Borsalino“ ließ Jacques Deray seine beiden Stars Jean-Paul Belmondo und Alain Delon als aufsteigende Jung-Ganoven Capella und Siffredi die Unterwelt von Marseille aufmischen und sich selbst an die Spitze setzen. Nach dem tragischen Finale schied Belmondo für eine Fortsetzung aus, aber das Einspielergebnis des Films war in Frankreich so phänomenal, dass Deray mit „Borsalino & Co.“ eine Fortsetzung drehen durfte. Die fiel allerdings längst nicht so leichtfüßig aus wie der Vorgänger und punktete eher in Sachen Action und Brutalität.
Nachdem sein Freund und Geschäftspartner François Capella nach einem Attentat in seinen Armen starb, sinnt Gangsteroberhaupt Roch Siffredi (Alain Delon) auf Rache. Mit dem Italiener Giovanni Volpone (Riccardo Cucciolla), welcher erst vor kurzem in Marseille gekommen ist, hat er schnell den Schuldigen ausgemacht. Polizeiinspektor Fanti (Daniel Ivernel) hegt zwar gegenüber Siffredi und seinem Etablissement einen gewissen Respekt, macht aber keinen Hehl daraus, dass er bei Unruhen im Milieu nur zusieht und die Schüsse zählt. Immerhin informiert er Siffredi jedoch darüber, dass der italienische Gangster nicht nur besondere Ambitionen in Marseille verfolge, sondern neben erheblichen menschlichen und finanziellen Mitteln auch über immensen politischen Rückhalt verfüge.
Um ein erstes Zeichen zu setzen, spürt Siffredi Volpones Bruder in einem Zug auf und lässt ihn aus dem fahrenden Zug werfen. Als sich Siffredis und Volpones Leute am Bahnsteig von Marseille begegnen, ist sich Volpone bewusst, dass sein Bruder nicht mehr aus dem Zug steigt. Doch Volpone ist aus anderem Holz geschnitzt als die früheren Gangsterbosse und lässt einen umfassenden Gegenschlag anordnen, der Siffredis Bande beinahe komplett eliminiert.
Während Siffredi als alkoholisiertes Wrack in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird, lässt Volpone Siffredis Frau Lola (Catherine Rouvel) in einem seiner Bordelle arbeiten. Zum Glück gelingt es Siffredis altem Vertrauten
Fernand (Lionel Vitrant), Siffredi mit einem Trick zu befreien, da sie jedoch nicht in Marseille bleiben können, flüchten sie mit dem Boot ins Exil nach Italien, um dort zum endgültigen Schlag gegen Valpone auszuholen…
Kritik:
Bestand der Reiz von „Borsalino“ noch darin, Belmondo und Delon gemeinsam die Unterwelt von Marseille aufmischen zu lassen, muss Delon in der von ihm produzierten Fortsetzung als alleiniger Jäger den Kampf gegen Feinde aus dem Nachbarland Italien aufnehmen. Die haben vor allem im Sinn, den wichtigen Umschlagplatz an der Küste mit Heroin zu überschwemmen, um so den Weg freizumachen für die faschistischen Kräfte, die dann idealerweise leichtes Spiel haben werden, eine neue Gesellschaftsordnung im moralisch verkommenen Frankreich zu errichten.
Von dieser politischen Komponente abgesehen steht aber vor allem der mit allen Mitteln ausgefochtene Krieg zwischen Volpone und Siffredi im Mittelpunkt der Geschichte. Das verläuft ebenso vorhersehbar wie in „Barsolino“, nur kommen hier die schicken Art-déco-Kulissen und die wilden Schießereien besser zur Geltung. Das macht die Fortsetzung definitiv nicht besser, zumal Siffredis neuer Gefährte Fernand nur einen besseren Handlanger abgibt.
So bietet „Borsalino & Co.“ nur einen schwachen Aufguss des Vorgängers und lässt allein Delon in der Paraderolle des „eiskalten Engels“ glänzen.
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