Eine verhängnisvolle Affäre
Adrian Lyne zählt zu den Filmemachern, über die in den 1980er Jahren fraglos am meisten diskutiert worden ist. Erst lieferte er 1983 mit dem Tanzfilm „Flashdance“ einen überraschenden Blockbuster ab, dessen Soundtrack mit Irene Caras Titeltrack und Michael Sembellos „Maniac“ noch immer im Radio rauf- und runtergespielt wird. Dann lieferte er 1986 mit dem Thriller-Drama „9 ½ Wochen“ die Blaupause für das Genre des Erotikthrillers und löste hitzige Diskussionen über das dort vermittelte Frauenbild aus. Die setzten sich mit Lynes nächstem Genrebeitrag „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) nahtlos fort.
Auf einer berstend vollen Party in einem japanischen Restaurant lernt der erfolgreiche Anwalt Dan Gallagher (Michael Douglas) an der Bar die attraktive Verlagslektorin Alex Forrest (Glenn Close) kennen. Als sie sich wenig später in beruflicher Hinsicht wiedersehen, gehen sie nach dem Meeting gemeinsam etwas trinken. Aus harmlosem Smalltalk entwickelt sich eine erotische Spannung, die in einer heißen Affäre in Alex‘ Apartment gipfelt. Zum Glück ist Dans Frau Beth (Anne Archer) mit der gemeinsamen Tochter Ellen (Ellen Hamilton Latzen) über das Wochenende zu Beth‘ Eltern verreist. Was für Dan jedoch ein unverbindlicher One-Night-Stand gewesen ist, setzt die alleinstehende Alex alles daran, Dan für sich zu gewinnen. Dabei setzt sie auch drastische Mittel ein, um Dan von ihrer Entschlossenheit zu überzeugen. Nachdem sie sich vor seinem Abschied noch schnell die Pulsadern aufgeschnitten hat, taucht sie nach der Genesung ihrer Wunden in Dans Praxis auf und scheut auch nicht davor zurück, bei ihm zuhause anzurufen und ihm mit der Nachricht über ihre Schwangerschaft in die Verantwortung zu ziehen. Als Alex aber beginnt, auch Dans Familie zu bedrohen, ist für den Anwalt die Grenze des Zumutbaren überschritten…
Kritik:
Wie schon in „9 ½ Wochen“ fungiert in „Eine verhängnisvolle Affäre“ die Frau als reines Lustobjekt für den Mann, was die feministische Front zurecht anprangerte. Zwar weiß in Lynes neuem Film die Frau auch ihre eigenen Waffen einzusetzen, doch wird durch ihre psychotische Natur die Aufmerksamkeit des Publikums eher auf ihre Krankheit gelenkt als auf ihr an sich berechtigtes Interesse, dass ihr verheirateter Liebhaber, nachdem er seinen Spaß gehabt hat, sich einfach davonstiehlt und somit auch aus der Verantwortung, sich um das Kind zu kümmern, das er mit Alex gezeugt hat.
Dabei fängt alles so harmlos an. Mit einem weiten Schwenk über die anonymisierten Häuserschluchten in Manhattan greift sich die Kamera scheinbar wahllos eine Familie aus, die sich auf den Besuch einer Party vorbereitet und in dem geräumigen Apartment auf den Babysitter für die kleine Ellen wartet. Dass Dan überhaupt empfänglich für eine Affäre ist, überrascht ein wenig, denn er und Beth scheinen das ideale Ehepaar zu sein. Vielleicht verspricht sich Dan nur ein wenig willkommene Abwechslung nach zermürbenden Stunden über dem Fall, den er gerade bearbeitet. Auf jeden Fall wird ihm schnell bewusst, dass das Schäferstündchen mit Alex kein harmloses Geplänkel gewesen ist, sondern dass Alex sich nicht nur Hoffnungen auf eine Beziehung mit Dan macht, sondern auch keine Skrupel kennt, ihre Reize auszuspielen und Dan hartnäckig aufzulauern und zu versuchen, systematisch seine Familie zu zerstören. Damit wird Dan unwillkürlich aus der Rolle des Täters, also des Ehebrechers, in die Rolle eines Mannes gedrängt, der sich vor allem – auf einmal – um das Wohl seiner Familie kümmert.
So unglücklich (und unglaubwürdig) diese Konstellation inszeniert ist, so ist der Erotik-Thriller doch durchweg packend komponiert und von Michael Douglas, Glenn Close und Anne Archer grandios gespielt. Das schockierende, wenn auch überdramatisierte Finale wird einem zudem für immer im Gedächtnis bleiben.
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