Die Täuschung

Dass das Leben meist die spannendsten Geschichten schreibt, ist für Filmemacher weltweit immer wieder Ansporn genug, um Werke „nach wahren Begebenheiten“ in die Kinos zu bringen. Das trifft auch auf John Maddens („Shakespeare in Love“, „Der Beweis“) Kriegsdrama „Die Täuschung“ zu, das den von britischen Offizieren im Jahr 1943 entwickelten Plan thematisiert, den Nazis eine Invasion der Alliierten an einem Ort vorzugaukeln, mit dem die Deutschen nicht rechnen sollen… 

Inhalt: 

Um einen alliierten Angriff auf die in weiten Teilen Europas ausgebreitete Nazi-Streitmacht mit möglichst wenigen Verlusten vorzubereiten, entwickeln Ewen Montagu (Colin Firth), ein jüdischer Anwalt und Marineoffizier, und Lieutenant Charles Cholmondeley (Matthew Macfadyen) ein Szenario, mit dem die Alliierten auf Sizilien landen, den Nazis aber weismachen, in Griechenland angreifen zu wollen. Die Briten stehen dabei unter Zugzwang, denn Premierminister Winston Churchill (Simon Russell Beale) hat den Amerikanern versprochen, bis zum Juli 1943 eine alliierte Landung auf Sizilien zu ermöglichen. Nachdem Montagu seine Frau Iris (Hattie Morahan) und die Kinder in die USA in Sicherheit gebracht hat, entwirft Montagu ein Szenario, bei dem ein durch einen angeblichen Flugzeugabsturz zu Tode gekommener britischer Major bei Cádiz an die spanische Küste angeschwemmt wird, der die geheimen Pläne der griechischen Invasion in einer an sein Handgelenk geketteten Aktentasche bei sich führt. 
Das sogenannte Twenty Committee, in das neben Montagu und Cholmondeley auch Ian Fleming (Johnny Flynn) und die Sekretärin Jean (Kelly MacDonald) berufen werden, macht sich zunächst auf die Suche nach einer passenden Leiche und stattet den vermeintlichen Offizier mit Namen, einer weitreichenden Biografie und vor allem entsprechenden Dokumenten wie dem Plan, über den Peloponnes den europäischen Kontinent erobern zu wollen, und einen Liebesbrief seiner Verlobten aus, nachdem Jean ein Foto von sich zur Verfügung gestellt hat. 
Doch die Durchführung erweist sich als schwierig, zumal die Dokumente in Spanien an die richtigen Leute der deutschen Spionageabwehr gelangen müssen. Zudem kommen sich Jean und Montagu näher, als es Cholmondeley lieb ist, hat er doch selbst ein Auge auf die adrette Sekretärin geworfen. Der wird außerdem von Geheimdienstdirektor Admiral John Godfrey (Jason Isaacs) dazu angehalten, Montagu besonders im Auge zu behalten, da dessen Bruder offenbar mit den Kommunisten sympathisiere… 

Kritik: 

Nach dem Bestseller „Operation Mincemeat: The True Spy Story That Changed the Course of World War II“ von Ben Macintyre hat der britische Regisseur John Madden ein besonders interessantes Kapitel aus dem Zweiten Weltkrieg herausgegriffen und thematisiert an einem konkreten Beispiel, wie die Alliierten versucht haben, das mächtige Nazi-Deutschland in die Knie zu zwingen. 
Der dabei von klugen britischen Offizieren ausgetüftelte Plan mit dem Decknamen „Operation Mincemeat“ trägt dabei auch dem Umstand Rechnung, dass es an oberster Stelle im deutschen Geheimdienst bereits ebenfalls Bestrebungen zu geben scheint, den eigenen Führer abzusetzen. Doch die spannendsten Momente gehören dem Film vor allem dann, wenn das Twenty Committee in lockerer Runde biografische Details zu der Biografie des Offiziers erfinden, dessen Leiche vor Spaniens Küste angespült werden soll, wenn seine Aktentasche mit glaubwürdigen Dokumenten gefüllt und die Leiche schließlich mit einem U-Boot in die Zielgewässer verfrachtet werden. 
Um nicht nur den unglaublichen Plan und seine riskante Durchführung zu thematisieren, sondern auch den beteiligten Figuren etwas Profil zu verleihen, entwickelt Drehbuchautorin Michelle Ashford („Masters of Sex“, „Mayfair Witches“) allerdings eine Dreiecks-Liebesgeschichte, die nicht nur vom eigentlichen Plot ablenkt, sondern auch noch unzureichend inszeniert worden ist. Und auch das Aushorchen in den eigenen Reihen stört den Handlungsverlauf eher, als dass es die Story voranbringt. 
So ist „Die Täuschung“ ein etwas zu elegant fotografiertes, musikalisch aber angenehm dezent von Thomas Newman („Best Exotic Marigold Hotel“, „The Green Mile“) untermaltes Kriegsdrama geworden, das nicht nur die Rolle von James-Bond-Erfinder Ian Fleming in dem Szenario berücksichtigt, sondern vor allem von den großartigen Darstellern getragen wird. 

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