Alle meine Väter
Die beiden französischen Filmstars Alain Delon und Jean-Paul Belmondo traten während ihrer langjährigen Karriere hin und wieder auch gemeinsam in Filmen auf, so in René Cléments international starbesetzten Kriegsfilm „Brennt Paris?“ (1966) und der Gangsterballade „Borsalino“ (1970). Ein letztes Mal standen der „eiskalte Engel“ und Bébel gemeinsam 1998 in der Action-Komödie „Alle meine Väter“ vor der Kamera.
Die gerade mal zwanzigjährige Alice Tomaso (Vanessa Paradis) hat ein Faible für schnelle Luxusschlitten und muss für einen ihrer Diebstähle ihre erste Haftstrafe verbüßen. Kurz vor ihrer Entlassung wird ihr von ihrem Anwalt ein Tonband übergeben, auf dem ihre kürzlich verstorbene Mutter verkündet, sich vor zwanzig Jahren in gleich zwei Männer leidenschaftlich verliebt zu haben. Wer von ihnen nun Alices Vater ist, versucht die junge Frau auf eigenwillige Weise herauszufinden. Sie besucht den ebenso in Frage kommenden Autohändler Léo Brassac (Jean-Paul Belmondo) wie den Restaurantbesitzer Julien Vignal (Alain Delon) und lässt sie in der Diskothek zusammentreffen, in der sie Alices Mutter kennengelernt haben. Zunächst scheinen alle daran interessiert zu sein, durch einen Vaterschaftstest feststellen zu lassen, wer wirklich der Erzeuger der jungen Frau ist, doch je mehr Zeit die beiden ledigen Herren mit Alice verbringen, umso mehr wächst sie ihnen ans Herz.
Kaum haben sie sich jedoch an ihre „gemeinsame“ Tochter gewöhnt, klaut sie ausgerechnet ein Auto, in dem 50 Millionen Dollar Drogengeld versteckt sind. Während die Russen-Mafia alles daran setzt, ihr Kapital zurückzubekommen und Alice kidnappen, müssen sich Léo und Julien schon etwas einfallen lassen, um das lebhafte Mädchen zu befreien…
Kritik:
Mit über 60 Jahren (Belmondo zählte während der Dreharbeiten bereits 65, Delon immerhin 62 Lenze) wollten es die beiden großen Herren des französischen Blockbuster-Kinos noch einmal wissen. Patrice Leconte („Die Verlobung des Monsieur Hire“, „Die Frau auf der Brücke“), sonst eher bekannt für ungewöhnliche Arthouse-Filme, inszenierte mit „Alle meine Väter“ eine turbulente, leicht überdrehte Action-Komödie, die natürlich ganz auf die beiden Urgesteine des französischen Action-Kinos zugeschnitten ist, durch die junge Vanessa Paradis („Weiße Hochzeit“, „Der Auftragslover“) aber auch frisches Blut einbringt.
„Alle meine Väter“ begnügt sich dabei nicht, allein die Vater-Frage zu thematisieren, sondern bettet die Story in ein hanebüchenes Gangster-Setting mit klischeehaften, laut herumschreienden und wild um sich ballernden Russen, die ihr ergaunertes Drogengeld und auch ihre beschmutzte Ehre zurückerhalten wollen. So wirkt „Alle meine Väter“ stellenweise wie eine groteske James-Bond-Parodie, in der auch Delon und Belmondo mit den Rollen ihrer Karriere spielen und sich nebenbei als besorgte Neu-Väter gerieren dürfen. Das hat hin und wieder auch etwas Charme – vor allem dank der liebreizenden Sängerin Vanessa Paradis in ihrer vierten Filmrolle -, doch am Ende hätte eine weniger mit pompöser Action aufgeblähte Geschichte dem Film bessere Dienste geleistet.
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