Millionenraub in San Francisco

Bereits 1963 kreuzten sich die Wege des Autors Zekel Markio und Alain Delon. Henri Verneuil verfilmte in jenem Jahr nämlich mit „The Big Grab“ den zweiten von sieben Romanen, die Markio 1959 und 1964 unter dem Pseudonym John Trinian veröffentlichte, und besetzte „Lautlos wie die Nacht“ – so der deutsche Verleihtitel – mit Jean Gabin und Alain Delon in den Hauptrollen. An diesen Klassiker kommt „Millionenraub in San Francisco“ (1965), die nachfolgende Verfilmung zu Zekel Markios Roman „Scratch a Thief“ durch Ralph Nelson („Duell in Diablo“, „Das Wiegenlied vom Totschlag“), nicht heran, obwohl illustre Namen wie Alain Delon, Ann-Magret, Jack Palance, der langjährige Hitchcock-Kameramann Robert Burks und Lalo Schifrin als Komponist vor und hinter der Kamera Qualität versprechen. 

Inhalt: 

Nach einem Raubüberfall in Chinatown, San Francisco, bei dem die Ladenbesitzerin erschossen wurde, wird Inspector Mike Vido (Van Heflin) mit seinem Kollegen Frank Kane (Steve Mitchell) zum Tatort gerufen. Nach der Befragung des Ehemanns der Toten deutet für Vido alles auf den ehemaligen Strafgefangenen Eddie Pedak (Alain Delon), der Vido einst angeschossen hatte, für das Verbrechen aber nie belangt worden war. 
Beim Verhör bestreitet Eddie die Tat und vermutet nicht zu Unrecht, dass man ihm den Überfall und den Mord in die Schuhe schieben will. Eddie verliert seinen Job als Lastwagenfahrer und bekommt auch keine Arbeitslosenunterstützung zugesprochen. Für den Unterhalt der Familie sorgt nun Eddies Frau Kristine (Ann-Margret) als Kellnerin in einer Bar, was Eddie so sehr stört, dass er widerwillig das Angebot seines Bruders Walter (Jack Palance) annimmt, Eddies früheren Arbeitgeber auszurauben und mit seinem Anteil von 50.000 Dollar ein neues Leben mit Kristine und der gemeinsamen Tochter Kathy (Tammy Locke) anzufangen. 
Der Raub des Platins, für den Walter neben dem Safeknacker John Ling (Yuki Shimoda) noch Sargatanas (John Davis Chandler) und Shoenstein (Tony Musante) als Komplizen im Boot hat, geht reibungslos über die Bühne, aber Sargatanas hat wenig Lust, die Beute mit anderen zu teilen, und entledigt sich nach und nach seiner Mitstreiter. Als er auch noch Kathy kidnappt, wendet sich Eddie in seiner Verzweiflung ausgerechnet an Vido… 

Kritik: 

„Millionenraub in San Francisco“ beginnt mit einem schweißtreibenden Auftritt einer Band in einem Jazzclub und verströmt die losgelöste Atmosphäre von Beatniks, die auf wilde Musik, Drogen und Alkohol stehen, doch dieser Ausflug in die neue Gegenkultur, die sich in San Francisco bildet, macht anschließend einem klassisch konstruierten Film noir Platz, in dem Alain Delon einen ehemaligen Verbrecher verkörpert, der auf Bewährung frei ist und versucht, sich und seine Familie mit ehrlicher Arbeit über die Runden zu bringen. 
Dass das nicht gelingt, ist zum einen dem Umstand geschuldet, dass Inspector Vido, ebenso wie Eddie aus Triest stammend, noch eine offene Rechnung mit Eddie zu begleichen hat und ihn immer wieder zu Verhören aufs Revier schleift, so dass Eddie nie lange einen Job halten kann. Und dann ist da noch sein krimineller Bruder Walter und seine zwielichtigen Spießgesellen, die Eddie zu einem weiteren Bruch anstiften wollen. 
Es sind also bekannte Versatzstücke, die Nelson in „Millionenraub in San Francisco“ miteinander verbindet, ohne allerdings Neues zu präsentieren. Ann-Magret („Die Kunst zu lieben“, „Ein verrücktes Paar“) spielt nur die unterwürfige Ehefrau, die auf die zunehmend bedrohliche Lage nur hysterisch reagiert. Überhaupt sind die zwischenmenschlichen Beziehungen wenig glaubwürdig ausdifferenziert. Vor allem Vidos Beendigung seiner Vendetta gegen Eddie und seine Wandlung zu dessen vertrauensvollen Begleiter bei der Befreiung von Eddies Tochter wirkt unglaubwürdig, das Finale entschädigt dafür mit tragischer Action. 
Die Darstellungen von Alain Delon und Van Heflin („Mein großer Freund Shane“, „Zähl bis drei und bete“) sind tadellos, ebenso die stimmungsvollen Schwarzweiß-Bilder von Robert Burks und die jazzige Musik von Lalo Schifrin, doch täuschen diese Qualitäten nicht über die holprige Inszenierung hinweg. 

Kommentare

Beliebte Posts