The Crow - Tödliche Erlösung
Musikvideo-Regisseur Alex Proyas (u.a. Alphaville, Sting, Yes, Rick Springfield, INXS, Fleetwood Mac) ist mit seinem Spielfilm-Debüt „The Crow“ 1994 nicht nur eine faszinierende Adaption des gleichnamigen Gothic-Comics von James O’Barr gelungen, sondern hat mit der stimmungsvollen Inszenierung, bei der der tragische Tod von Hauptdarsteller Brandon Lee den Kult-Status noch erhöhen sollte, den Grundstein für drei weitere Sequels, eine Fernsehserie und ein Remake gelegt. Sechs Jahre nach dem Original wanderte die zweite Fortsetzung „The Crow – Tödliche Erlösung“ allerdings direkt in die Videotheken und hätte dem Franchise eigentlich den Todesstoß versetzt haben müssen.
Alex Frederic Corvis (Eric Mabius) soll seine Freundin Lauren Randall (Jodi Lyn O’Keefe) grausam mit über 60 Messerstichen ermordet haben. Er beteuert zwar seine Unschuld, doch die in seinem Fahrzeug neben ihm aufgefundene Tatwaffe mit seinen Fingerabdrücken und eine falsche Zeugenaussage führt dazu, dass Alex an seinem 21. Geburtstag durch den elektrischen Stuhl – vor den Augen von Laurens Schwester Erin (Kirsten Dunst) und ihrem Vater Nathan (William Atherton) hingerichtet wird.
Alex’ Seele findet jedoch keine Ruhe, solange der vorzeitige Tod seiner Freundin ungesühnt bleibt. Er kehrt als „The Crow“ zurück, um Rache an den wahren Schuldigen zu nehmen. Am Grab seiner Geliebten trifft er Erin wieder, die sich zunächst nicht davon überzeugen lässt, dass Alex unschuldig hingerichtet worden sei, dann aber mit Alex‘ gemeinsame Sache macht und so selbst in den Dunstkreis der Mörder geraten ist, die er anhand der Ermittlungsunterlagen bei der Polizei ausgerechnet in deren Reihen ausfindig macht, denn offensichtlich wurde Lauren ungewollt Zeugin einer Tat, in die gleich mehrere korrupte Cops verwickelt gewesen sind…
Kritik:
Abgesehen von Brandon Lees tragischem Unfalltod am Set von „The Crow“ fesselte die Comic-Verfilmung mit einer authentisch düsteren Gothic-Atmosphäre, einer einzigartigen Bildsprache und einem ikonischen Soundtrack (The Cure, Nine Inch Nails, Helmet, Stone Temple Pilots etc.). Von diesen Qualitäten war bereits die Fortsetzung „The Crow – City of Angels“ mit Vincent Perez in der Hauptrolle weit entfernt, doch mit „The Crow – Salvation“ ist leider ein noch viel größerer Niedergang zu verzeichnen. Das beginnt mit der unglücklichen Wahl des Hauptdarstellers Eric Mabius („Eiskalte Engel“, „Resident Evil“), der zwar sympathisch wirkt, aber nie eine so bedrohliche Präsenz aufbringt, dass man ihm die Rolle des blutrünstigen Rächers abnimmt.
Und so lobenswert der Ansatz erscheint, sich erzählerisch von O’Barrs originaler Geschichte und den ersten beiden Verfilmungen abzugrenzen und das Comichafte komplett außen vor zu lassen, so scheitert „The Crow – Tödliche Erlösung“ doch an der stümperhaft zusammengesetzten Geschichte, die nicht mal glaubhaft Alex‘ Flucht aus dem Gefängnis nach seinem Tod vermitteln kann und auch später bei der Erklärung, warum überhaupt seine Freundin sterben musste, nur hohle Phrasen präsentiert.
Immerhin kann die damals 18-jährige Kirsten Dunst („Interview mit einem Vampir“) noch einige positive Akzente setzen, die Riege an korrupten Cops kämpft allerdings durchweg undankbar gegen das miserable Drehbuch an, das vor allem durch die platten Dialoge für die größten Schwächen des Films verantwortlich zeichnet. Auch wenn es an einer individuellen Handschrift von Regisseur Bharat Nalluri („Killing Time“, „Miss Pettigrews großer Tag“) fehlt, wartet „The Crow – Tödliche Erlösung“ immerhin mit ein paar schicken Bildern und einem wiederum gelungenen Soundtrack (u.a. Kid Rock, Filter, Rob Zombie, Stabbing Westward) auf. Der Rest ist einfach nur schlecht.
Dennoch folgte 2005 mit „The Crow – Wicked Prayer“ noch eine weitere Fortsetzung, nachdem mit Mark Dacascos 1998 und 1999 bereits eine TV-Serie realisiert worden war. Im September kommt dann mit Rupert Sanders‘ „The Crow“ ein Remake des Originals in die Kinos. Vielleicht bekommt O’Barrs Comic-Serie dann doch noch mal eine dringend benötigte Frischzellenkur.
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