Die Uhr läuft ab
Der aus Jamaika stammende Drehbuchautor Paul Wheeler hat seit den 1960er Jahren für britische Fernsehserien geschrieben, ehe seine Adaption von Alistair MacLeans „Duell in Vaccares“ 1974 mit Charlotte Rampling und Michael Lonsdale in den Hauptrollen verfilmt worden ist. Im selben Jahr entstand nach Wheelers Story auch der Entführungs-Thriller „Die Uhr läuft ab“, in dem Sean Connery leider vergeblich gegen die holprige Inszenierung des finnischen Regisseurs Caspar Wrede anspielt.
Nachdem der international gesuchte Terrorist Martin Shepherd (John Quentin) in London eine Serie von Bombenanschlägen verübte, überfällt er mit einigen Komplizen die britische Botschaft in einem skandinavischen Land, nimmt den herzkranken Diplomaten Gerald Palmer (Robert Harris) sowie dessen Personal als Geiseln und hält sie in Palmers Residenz gefangen. Die Terroristen fordern, dass sechs in Skandinavien inhaftierte Mitstreiter gegen Palmer ausgetauscht werden sollen. Um diesen den Weg in die Freiheit zu ermöglichen, entführt zur selben Zeit ein zweites Kommando von Terroristen unter der Leitung von Ray Petrie (Ian McShane) eine mit 100 Passagieren besetzte Verkehrsmaschine in die skandinavische Hauptstadt. Geistesgegenwärtig landet der Pilot das Flugzeug so unsanft, dass eine komplizierte Reparatur am Fahrwerk die Terroristen länger als geplant aufhält.
Das Flugzeug steht nun auf einer abgelegenen Rollbahn, und Petrie fordert, dass er Kontakt mit Martin Shepherd erhält. Er überzeugt diesen, dass seine Gruppe und die Geiseln mit dem gekaperten Flugzeug fliehen können, nicht mit einem Militärflugzeug wie ursprünglich geplant.
Der skandinavische Chef der Security, Oberst Nils Tahlvik (Sean Connery), will eine kompromisslose Position einnehmen, wird aber von seiner Regierung und der Großbritanniens überstimmt, indem sie darauf bestehen, dass alle Forderungen der Terroristen erfüllt werden. Tahlvik und seine Gruppe unternehmen daraufhin mehrere Versuche, die Pläne der Terroristen zu vereiteln…
Kritik:
Mit den dokumentarisch wirkenden Bildern der Explosionen und der Aufräumarbeiten der Polizei, die dem Vorspann unterlegt sind, schafft der hierzulande völlig unbekannte Finne Caspar Wrede zunächst eine Atmosphäre der Angst und des Terrors, weshalb der Film auch unter dem Titel „The Terrorists“ in den Kinos gelaufen ist. Doch nach diesem actionbetonten Einstieg fokussiert sich „Die Uhr läuft ab“ ganz auf die Verhandlungen zwischen den Terroristen und dem schwedischen Security-Chef Tahlvik, der im Gegensatz zu den beteiligten Regierungen den Terroristen keine Zugeständnisse machen will.
Daraus entwickelt sich ein an sich interessantes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Tahlvik auf der einen Seite versucht, einen Zugang zum gekaperten Flugzeug zu bekommen, und Shepherd und Petrie auf der anderen Seite über genügend Raffinesse verfügen, diesen Bemühungen einen Strich durch die Rechnung zu ziehen. Leider gelingt es Wrede nicht, die Zuschauer wirklich mitfiebern zu lassen. Das liegt zum einen daran, dass „Die Uhr läuft ab“ über keine echte Identifikationsfigur verfügt und die Bösen recht blass und eindimensional bleiben.
Sean Connery, der neben seiner Vorzeige-Rolle als James Bond immerhin auch in Filmen wie „Marnie“ (1964), „Mord im Orient-Express“ (1974), „Zardoz“ (1974) und „Sein Leben in meiner Gewalt“ (1973) mitgewirkt hat, mimt die Rolle des eigensinnigen Verhandlungsführers mit der nötigen Präsenz souverän, doch kommt bei dem von Pannen geprägten Geplänkel zwischen Palmers Entführern, den Flugzeug-Entführern und den Sicherheitskräften nicht mal im Finale wirklich Spannung auf. Dafür sorgt allein Jerry Goldsmiths rhythmisch peitschender Score.
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