Agenten sterben einsam

Nachdem Clint Eastwood in den Italo-Western von Sergio Leone zumindest in Europa der Durchbruch gelungen war, bekam er auch in den USA seine ersten Hauptrollen in dem Western „Hängt ihn höher“ und in Don Siegels komödiantischen Cop-Drama „Coogans großer Bluff“. Für das Kriegs-Action-Abenteuer „Agenten sterben einsam“ (1968), das die strauchelnde Karriere von Hollywood-Star Richard Burton wieder in Gang bringen sollte, konnte Eastwood nur für eine besonders hohe Gage gewonnen werden, aber kaum schauspielerische Akzente setzen.
Im Winter 1943/1944 wird das Flugzeug des US-amerikanischen Brigadegenerals George Carnaby über Kreta abgeschossen, er selbst wird von der deutschen Wehrmacht in die schwer bewachte Burg „Schloss Adler“, dem Hauptquartier des deutschen Alpenkorps, gebracht. Colonel Wyatt Turner (Patrick Wymark) und Admiral Rolland (Michael Hordern) vom Nachrichtendienst MI6 stellen eine britische Spezialeinheit zusammen, die vom erfahrenen Major John Smith (Richard Burton) angeführt und durch den amerikanischen Elitesoldaten Lieutenant Morris Schaffer (Clint Eastwood) von den United States Army Rangers ergänzt wird. Die handverlesenen Soldaten sollen verhindern, dass Carnaby Informationen zum D-Day ausplaudert, und ihn aus der Gefangenschaft befreien.
Als sie im Schutz der Dämmerung über den Alpen mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug abspringen, wird ihr Funker nach der Landung mit gebrochenem Genick aufgefunden. Während die Agenten als deutsche Soldaten verkleidet in ein Dorf-Gasthaus einkehren, wird ein zweites Mitglied der Einheit getötet, schließlich werden Smith und seine Männer im Gasthaus verhaftet. Smith und Schaffer können allerdings fliehen und über die Seilbahn das Schloss erreichen, wo sie gerade in dem Moment zum deutschen Kommandanten vordringen, als General Rosemeyer (Ferdy Mayne) und SS-Standartenführer Kramer (Anton Diffring) gerade US-General Carnaby verhören. Smith konfrontiert die Runde mit verblüffenden Theorien über die wahre Identität der Anwesenden. Demnach soll Schaffer in Wahrheit Major Johann Schmidt zu sein, ein Mitglied des militärischen Abwehrdienstes, der Generals ein amerikanischer Schauspieler namens Cartwright Jones, während die drei deutschen Spione in Wirklichkeit für England arbeiten sollen. Doch ist dieses Manöver stellt nur eine Finte dar, um auf die Spur des Doppelagenten zu kommen, der für die Verluste in den eigenen Reihen der Briten verantwortlich ist …
Auf der Suche nach einem passenden Stoff, der Richard Burton wieder zu größerer Popularität verhelfen sollte, hat Produzent Elliott Kastner den international bekannten Thriller-Autoren Alistair MacLean („Die Kanonen von Navarone“, „Angst ist der Schlüssel“) mit einem Drehbuch beauftragt, dessen Umsetzung vor allem von der authentischen Atmosphäre der Alpen, der eindrucksvollen Kulisse von Schloss Adler (als Kulisse diente die vierzig Kilometer südlich von Salzburg liebende Festung Hohenwerfen), dem verwirrenden Spiel um die Identitäten der Hauptakteure und der kompromisslosen Action geprägt wird. Regisseur Brian G. Hutton („Stoßtrupp Gold“, „Die Nacht der tausend Augen“) lässt der Geschichte aber kaum Zeit zum Entwickeln. Das mit über zweieinhalb Stunden etwas zu lang geratene Kriegs-Action-Abenteuer reiht lieber spektakuläre, auf Dauer immer unglaubwürdigere Schießereien, Bombenattentate und Explosionen aneinander, so dass Clint Eastwood letztlich nur den Handlanger des alles durchblickenden Major Smith spielen darf, während Richard Burton seine Rolle überzeugend vielschichtig und geheimnisvoll auslegt, so dass lange offen bleibt, auf welcher Seite sein Major Smith wirklich steht. Der von Military Drums geprägte Score von „Miss Marple“-Komponist Ron Goodwin und die taffen Frauen-Figuren an der Seite der britischen Spezialeinheit sorgen für zusätzlichen Unterhaltungswert in einem fantastisch ausgestatteten, thematisch verwirrend komplexen und überaus temporeich inszenierten Agenten-Thriller.
"Agenten sterben einsam" in der IMDb

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