Dirty Harry kommt zurück

Nicht nur als „Mann ohne Namen“ in Sergio Leones „Dollar“-Trilogie in den 1960er Jahren, auch in den 1970ern machte Clint Eastwood mit einer ikonischen Rolle Furore, der des furcht- und kompromisslosen Polizeiinspektors „Dirty Harry“. Allerdings ließ sich Eastwood sieben Jahre Zeit, die Kultfigur in „Dirty Harry kehrt zurück“ (1983) wieder auf die Leinwand zurückkehren zu lassen, wobei Eastwood nicht nur Hauptrolle und Regie übernahm, sondern auch das weibliche Geschlecht in jeder Hinsicht emanzipierter erscheinen ließ.
Es ist nicht das erste Mal, dass Inspektor Harry Callahan (Clint Eastwood) bei Gericht miterleben muss, wie seine Ermittlungsarbeit, die zur Festnahme eines Verbrechers geführt hat, zunichte gemacht wird, weil die Beweissicherung nicht vorschriftsmäßig abgelaufen ist. Als ein Mafiaboss, den er zur Rede stellen will, bei der Konfrontation in einem Restaurant einen tödlichen Herzinfarkt erleidet und Ziel von Mordanschlägen des Mobs wird, versetzt ihn Captain Briggs (Bradford Dillman) kurzerhand in eine Kleinstadt an der nördlichen Küste, wo Dirty Harry aber natürlich auch schnell für Unruhe sorgt. Als er auf eigene Faust im Fall von verschiedenen Morden ermittelt, bei denen den männlichen Opfern erst in die Genitalien und dann in den Kopf geschossen wird, ist der dortige Chief Jennings (Pat Hingle) von Callahans Ermittlungsmethoden ebenso wenig angetan wie seine Leute in San Francisco. Callahan erkennt auf einem Foto in Jennings Büro aber einige der Opfer wieder und macht im Rahmen seiner Nachforschungen die Bekanntschaft der Malerin Jennifer Spencer (Sondra Locke). Sie wurde vor etlichen Jahren zusammen mit ihrer Schwester im Freizeitpark von mehreren jungen Männern vergewaltigt und befindet sich auf einem tödlichen Rachefeldzug …
In seinem vierten „Dirty Harry“-Abenteuer macht der streitbare Harry Callahan genau da weiter, wo er immer wieder scheitert, nämlich wegen unzulässig sichergestellter Beweise vor Gericht. Diesmal muss er sich das auch noch von einer Frau im Richteramt anhören. Überhaupt strotzt „Dirty Harry kehrt zurück“ vor Frauenpower. Die Emanzipation ist also auch im Macho-Universum von Dirty Harry angekommen. Da scheint es nur fair, dass diesmal eine hübsche Blondine mit großen blauen Augen das Gesetz in die eigenen Hände nimmt und mit ihrer kleinen, aber tödlichen .38er die Peiniger zur Rechenschaft zieht, die sie und ihre Schwester vor Jahren vergewaltigt haben. Überraschenderweise und leider auch etwas unglaubwürdig war eine sexbesessene Frau auch die Strippenzieherin hinter dieser Schandtat. Doch Frauen teilen hier nicht nur ordentlich aus, sondern stecken auch kräftig ein. Auch Callahan macht mittlerweile keinen Unterschied mehr zwischen Männlein und Weiblein, wenn er seine Fäuste fliegen lässt. Neu ist auch die neue .44er Magnum Automatik, die Callahan im Showdown auf dem Rummelplatz einsetzen darf und mit der er schon eindrucksvoll mit seinem Buddy Horace (Albert Popwell in seinem vierten „Dirty Harry“-Einsatz, nachdem er einen Bankräuber, eine Zuhälter und einen schwarzen Anarchisten dargestellt hatte) trainieren durfte.
 Besonders originell sind weder die Story noch die Inszenierung ausgefallen. Ein paar markige Sprüche („Go ahead, make my day“), eine fette Bulldogge als Callahans neuer Gefährte (statt der sonst zugewiesenen Partner aus Minderheitsbevölkerungsgruppen) und die üblichen Zurschaustellungen von Callahans rüden, aber effektiven Verbrechensbekämpfung sorgen bei Genre-Fans für kurzweilige Unterhaltung, das Spannungsniveau ist allerdings recht niedrig, da die Täterin früh vorgestellt wird und nur die Frage zu beantworten ist, wie Callahan sich entscheidet, wenn auch er die Täterin identifiziert hat, die letztlich die gleiche Methode anwendet, für Gerechtigkeit zu sorgen, wie er.
"Dirty Harry kommt zurück" in der IMDb

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