Flucht von Alcatraz

Seit ihrer ersten Zusammenarbeit bei „Coogans großer Bluff“ (1968) haben Regisseur Don Siegel und Hollywood-Star Clint Eastwood ganz unterschiedliche Projekte verwirklicht, so die Western-Komödie „Ein Fressen für die Geier“, das Bürgerkriegs-Liebesdrama „Betrogen“ und vor allem den Action-Cop-Thriller-Klassiker „Dirty Harry“. Das auf wahren Begebenheiten beruhende Gefängnis-Drama „Flucht von Alcatraz“ (1979) bedeutete den qualitativ hochwertigen Abschluss ihrer langjährigen Verbundenheit.
Nachdem der wegen Raub verurteilte, hochintelligente Frank Morris (Clint Eastwood) bereits mehrmals aus dem Gefängnis geflüchtet war, wird er 1960 in das ausbruchsichere Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz verlegt. Dort wird er von Gefängnisdirektor Warden (Patrick McGoohan) darüber aufgeklärt, dass es keine Vergünstigen bei guter Führung gebe und Jobs als Privileg anzusehen seien. Morris ist zu klug, um gegen die teilweise unmenschlichen Verhältnisse im Gefängnis aufzubegehren. Stattdessen knüpft er die richtigen Kontakte, freundet sich mit Doc (Roberts Blossum) an, der immerhin privilegiert ist, seine Leidenschaft für die Malerei auszuüben, und dem Anführer der Schwarzen, English (Paul Benjamin), an und trifft mit seinen Zellennachbarn Butts (Larry Hankin) sowie den Brüdern Clarence (Jack Thiebeau) und John Anglin (Fred Ward) Verbündete, mit denen Morris den Ausbruch plant …
In seinem Roman „Die Flucht von Alcatraz“ erzählt J. Campbell Bruce die wahre Geschichte der Flucht von drei Gefängnisinsassen, die 1962 die Mauern des in Filmen immer wieder thematisierten Hochsicherheitsgefängnisses „The Rock“ überwunden haben und mit aus Regenmänteln gefertigten Schwimmwesten und einer Art Schlauchboot die Küste von San Francisco zu erreichen versuchten. Eastwood spielt hier mal nicht den knallharten Draufgänger, der sein Ding einfach ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht, sondern den kühl überlegten Strategen, der weiß, wie er mit den Leuten umzugehen hat, also respektvoll dem Anführer der Schwarzen im Block und dem Direktor gegenüber, aber auch mal schlagkräftig, um einen zudringlichen Kameraden auszuschalten.
Die unmenschlichen Verhältnisse auf Alcatraz werden aber nicht nur durch die rigiden Bestimmungen des Direktors beschrieben, sondern auch durch die kühle und dunkle Farbgebung. Der Großteil des Films spielt sich im Dunkeln, in der Enge der Zellen, der Essensausgabe und den Gängen ab. In fast dokumentarischem Stil fängt Siegel die Haftbedingungen ein und begleitet Morris und seine Verbündeten bei den akribischen Vorbereitungen zum Ausbruch. Statt Clint Eastwood als herumballernden Action-Helden zu präsentieren, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt, führt Siegel seinen Protagonisten als strategisch intelligenten Mann durch den Film und erzeugt Spannung aus der einfachen Frage, ob ihm und seinen Gefährten die geplante Flucht auch tatsächlich gelingt – was bis heute übrigens noch nicht beantwortet werden konnte.
Nicht nur Clint Eastwood überzeugt dabei in der Rolle des stringent planenden Anführers, auch die Nebenrollen sind ideal besetzt und verleihen der erzählten Geschichte zusätzliche Glaubwürdigkeit in einem Film, der von Männern für Männer gemacht wurde und deutlich das Credo des Mannes versprüht, dass notwendige Dinge einfach erledigt werden müssen. Dazu sorgen Jerry Fieldings stimmungsvolle Musik und die Kameraarbeit von Bruce Surtrees („Eroberung vom Planet der Affen“, „Dirty Harry“) für die passende filmische Umsetzung.
"Flucht von Alcatraz" in der IMDb

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