Dirty Harry II - Callahan

1971 fügte Clint Eastwood seiner ikonografischen Rolle als „Mann ohne Namen“ in Sergio Leones „Dollar“-Trilogie eine weitere hinzu, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat: „Dirty Harry“ ist nach wie vor der Inbegriff des knallharten Cops, der sich einen Dreck um das Kleingedruckte in gesetzlichen Bestimmungen schert und die Bösen mit seiner geliebten Magnum auf seine eigene, kompromisslose Weise aus dem Verkehr zieht. Zwei Jahre nach „Dirty Harry“ folgte mit „Dirty Harry II – Callahan“ ein Sequel, das überraschend dicht an der Qualität des Vorgängers liegt und vor allem dem Vorwurf entgegentreten sollte, Selbstjustiz zu verherrlichen.
Nachdem Callahan (Clint Eastwood) dem berüchtigten Scorpio-Killer gegen die Anweisung seines Chefs mit seiner Magnum ins Jenseits befördert hatte, warf er seine Polizeimarke der Leiche im Fluss gleich hinterher. Zwar musste Dirty Harry, wie Callahan wegen seiner am Rande der Legalität angewandten Methoden von seinen Kollegen genannt wird, nicht den Dienst quittieren, wurde aber von seinem Chef, Lieutenant Briggs (Hal Holbrook), an die Fahndung ausgeliehen, wo er vermeintlich weniger Unheil anrichten kann. Als aber eine Reihe von freigesprochenen oder gar nicht erst angeklagten Mördern, Zuhältern und Mafia-Gangstern in ihren Wagen erschossen aufgefunden werden, ist Callahan ungefragt zur Stelle.
Bei seiner Untersuchung der Tatorte kommt ihm der Verdacht, dass hinter den Tätern Polizeistreifen stecken könnten, so dass die Opfer ahnungslos dem Tod ins Auge geblickt haben, als sie angehalten wurden. Bei einer seiner Schießübungen auf dem polizeiinternen Schießstand lernt Callahan die jungen Polizeibeamten Davis (David Soul), Sweet (Tim Matheson) und Grimes (Robert Urich) kennen, die sich als überaus talentierte Schützen erweisen. Bei einem Schießwettbewerb, den Callahan in der Vergangenheit stets für sich entscheiden konnte, kommt dem zynischen Einzelgänger eine Idee, seinen Verdacht bestätigt zu bekommen, doch ausgerechnet Briggs versucht Callahans Ermittlungen wieder einmal abwürgen zu wollen …
Nachdem „Dirty Harry“ von verschiedenen Seiten sehr eindrücklich vorgeworfen worden war, die von Callahan verübte Selbstjustiz zu verherrlichen, entwickelte der bereits bei „Dirty Harry“ involvierte John Milius („Conan, der Barbar“, „Die rote Flut“) für das Sequel ganz bewusst eine Geschichte, in der mit diesem Vorwurf ganz konkret aufgeräumt wird. Während „Dirty Harry“ seine Spannung aus dem Duell zwischen Harry und dem Scorpio-Killer und der damit einhergehenden Frage bezog, inwieweit Folter gerechtfertigt ist, um an für das Leben anderer Menschen wichtige Informationen zu gelangen, folgt „Callahan“ eher der konventionellen Marschrichtung, bei der der Cop den Täter erst identifizieren muss, um ihn dann fassen zu können.
Wie schon im ersten Film sorgen diverse Zwischenplots für unterhaltsame Abwechslung, wenn Callahan mit seinem neuen Partner Early Smith (Felton Perry) einen Raubüberfall vereitelt, eine Flugzeugentführung und einen Selbstmord verhindert und so demonstriert, was für ein knallharter, unerschrockener Hund er ist. Der Erfolg dieser Missionen gibt Callahan offenbar Recht, wenn er seinen eigenen Maßstab zur Regelung von schweren Verbrechen anlegt und die Täter mit seiner Magnum für immer aus dem Verkehr zieht.
Natürlich bleibt diese Verherrlichung von Gewalt ein äußerst zwiespältiges Thema, doch bietet „Callahan“ darüber hinaus einfach packend inszenierte Thriller-Unterhaltung mit einer charismatischen Hauptfigur, die Clint Eastwood regelrecht auf den Leib geschrieben ist.
"Dirty Harry II - Callahan" in der IMDb

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