Die Duellisten

Bevor Ridley Scott mit „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) und „Der Blade Runner“ (1982) Meilensteine des Science-Fiction-Genres ablieferte, hatte er zuvor gerade mal einen Kinofilm inszeniert, der zwar einem ganz anderen Genre angehörte, aber bereits die außergewöhnlichen visuellen Talente des am West Hartlepool College of Art ausgebildeten Künstlers unter Beweis stellte. Das historische Kostümdrama „Die Duellisten“ (1977) wartet zwar mit den beiden prominenten Hauptdarstellern Harvey Keitel und Keith Carradine auf, überzeugt aber vor allem durch seine Schauwerte.
Gabriel Feraud (Harvey Keitel) ist Leutnant der französischen Armee, scheint aber während der Napoleonischen Kriege nicht so recht ausgelastet zu sein. Immer wieder sucht der Hitzkopf die Konfrontation mit seinesgleichen und provoziert sie so lange, bis nur ein Duell die angegriffene Ehre wieder herstellen kann. Als er in einem dieser Duelle den Neffen des Bürgermeisters von Straßburg verwundet, wird er von seinem Vorgesetzten unter Hausarrest gestellt. Diese Nachricht wird ihm vom eitlen Armand D’Hubert (Keith Carradine) überbracht, was Feraud als persönlichen Affront betrachtet und den Überbringer der Nachricht folglich zum beabsichtigten Duell herausfordert. D’Hubert wird dabei so schwer verletzt, dass er zur Aufgabe gezwungen wird.
Doch so leicht will Feraud seinen Gegner nicht davonkommen lassen. Über die Jahre begegnen sich die beiden Kontrahenten immer wieder, so 1801 in Augsburg, 1806 in Lübeck und 1812 an der russischen Front. D’Huberts Angebot, den lästigen Konflikt endlich beizulegen, lehnt Feraud kontinuierlich ab. Sowohl Feraud als auch D’Hubert werden nach dem Russlandfeldzug zum General ernannt, doch nach Napoleons Entmachtung gehen sie getrennte Wege: D’Hubert heiratet und übernimmt eine Kavalleriedivision der Armee von Ludwig XVIII. in Reims, Feraud wird als Anhänger Napoleons verhaftet und zum Tode verurteilt. D’Hubert erwirkt eine Begnadigung seines alten Feindes, doch der verbitterte und verarmte Mann mag noch immer nicht die Fehde ruhen lassen und fordert D’Hubert zu einem allerletzten, entscheidenden Duell …
Zugegeben, Stoff für einen ganzen Spielfilm bietet Joseph Conrads Kurzgeschichte „Das Duell“ eigentlich nicht, und Ridley Scott und sein Drehbuchautor Gerald Vaughan-Hughes geben sich nicht viel Mühe, die schnell erzählte Story mit tiefgründigen Charakterportraits aufzuwerten. Harvey Keitel („Reservoir Dogs“, „Das Piano“) und Keith Carradine („Trouble In Mind“, „The Big Bang Theory“) bekommen kaum die Möglichkeit, ihre Rollen als aufstrebende Offiziere in der Napoleonischen Armee und ewige Kontrahenten wirkungsvoll auszugestalten. Daran scheint der bis heute für seinen berauschenden visuellen Stil berühmte Regisseur („American Gangster“, „Gladiator“) auch kein gesteigertes Interesse gehabt zu haben, wohl aber an den stimmungsvoll eingefangenen Landschaftsbildern, die er wie Gemälde von John Constable, William Hogarth oder dem frühen William Turner zu inszenieren vermag. Dieser außergewöhnliche Blick für Spannung erzeugende Kameraeinstellungen macht Scotts Debütfilm sehenswerter als die eigentliche Story.
"Die Duellisten" in der IMDb

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