Feinde - Hostiles

Mit nur zwei Arbeiten hat sich Schauspieler Scott Cooper auch als Regisseur einen Namen gemacht und dabei gezeigt, wie er seine Hauptdarsteller zu Höchstleistungen animieren kann. Nachdem Jeff Bridges für seine Rolle in Coopers Regiedebüt „Crazy Heart“ (2009) als bester Hauptdarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und seine Filmpartnerin Maggie Gyllenhaal immerhin eine Nominierung als beste Nebendarstellerin erhalten hatte, war es in seinem nächsten Film „Auge um Auge – Out of the Furnace“ (2013) Christian Bale, der eine bemerkenswerte Performance ablieferte. Bale glänzt auch in Coopers Neo-Western „Feinde – Hostiles“ (2017) als hochrangiger Armee-Offizier, der aus seinem Hass gegenüber Indianern keinen Hehl macht, allmählich aber seine Meinung zu ändern beginnt.
Im Sommer 1892 wird der US-Army-Captain Joseph „Joe“ J. Blocker (Christian Bale) von Colonel Biggs (Stephen Lang) in Fort Berringer, New Mexico, als Geste der Versöhnung mit der ungeliebten Aufgabe betraut, zusammen mit vier Soldaten den seit sieben Jahren inhaftierten und krebskranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und seine Familie in das heilige Stammesgebiet Valley of the Bears in Montana zu geleiten, damit der Häuptling im Land seiner Vorväter sterben kann. So wie Blocker den zweifelhaften Ruf genießt, unzählige Indianer während der vergangenen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern getötet zu haben, sieht auch Blocker in dem Cheyenne-Häuptling einen brutalen Schlächter. Unterwegs stoßen Blocker und seine Männer auf die völlig verstörte Rosalee Quaid (Rosamund Pike) in ihrem abgebrannten Farmhaus. Komantschen hatten erst ihren Mann, dann ihre drei Kinder getötet und schließlich ihr Zuhause abgefackelt und die Pferde mit sich genommen. Sie selbst konnte sich im nahe gelegenen Wald verstecken. Yellow Hawk drängt Blocker dazu, ihnen die Fesseln abzunehmen, damit sie die Soldaten bei der Verteidigung gegen die brutalen wie listigen Komantschen unterstützen können, doch davon will der unversöhnliche Captain nichts wissen. Erst als die Komantschen tatsächlich einen Angriff starten und für erste Verluste in dem Treck sorgen, muss Blocker gezwungenermaßen einlenken.
Bei einem Zwischenstopp in Fort Winslow wird der Treck um den zum Tode verurteilten Philip Wills (Ben Foster) erweitert, der ebenso wie Blocker unzählige Indianer massakriert hat. Als es Wills gelingt, einen von Blockers Männern zu überrumpeln und zu fliehen, sterben zwei weitere Soldaten, darunter mit Master Sergeant Thomas Metz (Rory Cochrane) einer von Blockers ältesten Freunden …
Scott Cooper entführt uns bereits mit der ersten Szene in die brutale Realität der Feindschaft zwischen den weißen Besatzern des nordamerikanischen Westens und den Ureinwohnern. Statt jedoch einseitig die Indianer als brutale Wilde zu diffamieren, stellt er diesem Massaker in der nächsten Szene den Umgang der US-Army-Soldaten mit gefangenen Indianern entgegen, wobei Captain Blocker als weithin bekannter Indianer-Abschlächter vorgestellt wird. Mit der Gegenüberstellung von Blocker, der kurz vor seinem Ruhestand steht, und Yellow Hawk, dessen Leben droht, in Gefangenschaft beendet zu werden, ist eine interessante Grundkonstellation geschaffen, deren Charakter sich erst während der gefährlichen Reise durch Feindesgebiet entfaltet. Denn aus unversöhnlichen Feinden entwickelt sich vor der Gefahr eines Angriffs durch hinterhältige Komantschen zunächst nur ein von vorsichtigem Vertrauen geprägtes Zweckbündnis, das nach dem Kampf Seite an Seite schließlich zu gegenseitigem Respekt und schließlich Freundschaft führt. Das geschieht teilweise über Umwege, beispielsweise durch das mitfühlende Verhalten der Frauen zueinander. Indem Rosalee Quaid und die Indianer-Frauen Empathie füreinander aufbringen, brechen sie auch zwischen den verfeindeten Männern das Eis.
Cooper kann dabei auf das beherzte Spiel seines „Auge um Auge“-Stars Christian Bale („The Dark Knight“, „The Fighter“) zählen, der die allmähliche Wandlung seiner Figur zwar recht wortkarg, aber mit nuancenreicher Mimik glaubhaft umsetzt. Dazu sorgen auch Rory Cochrane („Public Enemies“, „Argo“) als Blockers tiefsinniger Freund, Wes Studi („Der mit dem Wolf tanzt“, „Der letzte Mohikaner“) als ruhiger, dem Tode geweihter Indianer-Häuptling und Rosamund Pike („Gone Girl“, „Jack Reacher“) für darstellerische Höhepunkte in einem vielschichtigen und tiefschürfenden Western-Drama, das ebenso durch seine wundervollen Panorama-Landschaftsaufnahmen von Masanobu Takayanagi („The Grey – Unter Wölfen“, „Spotlight“) und den atmosphärisch dichten Score von Max Richter („Werk ohne Autor“, „The Congress“) besticht.
"Feinde - Hostiles" in der IMDb

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