Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Mit „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ hatten Regisseur Steven Spielberg und Ideengeber/Produzent George Lucas 1989 eigentlich eine wundervoll überdrehte, perfekt inszenierte Action-Abenteuer-Trilogie abgeschlossen, die Harrison Fords Starruhm manifestierte. Während er anschließend in Blockbustern wie „Aus Mangel an Beweisen“, „In Sachen Henry“, „Die Stunde der Patrioten“, „Das Kartell“, „Vertrauter Feind“ und „Air Force One“ eine gute Figur machte, nach Robert Zemeckis Thriller „Schatten der Wahrheit“ (2000) aber kaum noch in guten Filmen zu sehen war, lieferte Spielberg ganz unterschiedliche Hits wie „Jurassic Park“, „Der Soldat James Ryan“, „Minority Report“ und „Krieg der Welten“ ab. Die Notwendigkeit für ein verspätetes Sequel des immens erfolgreichen „Indiana Jones“-Franchise war also nicht wirklich gegeben, und an die ausgelassene Spiel- und Inszenierungsfreude kommt „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ (2008) auch nicht heran.
1957 wird Professor Henry „Indiana“ Jones Jr. (Harrison Ford) in Nevada mit seinem Kumpel Mac (Ray Winstone) durch den sowjetischen Oberst Dovchenko (Igor Jijikine) und die mehrfach mit dem Lenin-Orden ausgezeichnete Irina Spalko (Cate Blanchett) entführt. In einer riesigen Lagerhalle im Militärkomplex Area 51 soll Indy eine Kiste mit den Überresten eines außerirdischen Wesens ausfindig machen, was ihm schließlich durch den Einsatz von Schießpulver gelingt, das von dem stark magnetischen Behälter, in dem das gesuchte Objekt beherbergt ist, angezogen wird. Allerdings muss Indy feststellen, dass Mac mit den Sowjets gemeinsame Sache macht, um seine Spielschulden begleichen zu können. Indy gerät bei seiner Flucht auf ein Atomtestgelände und überlebt die versehentlich ausgelöste Atomexplosion, indem er sich in einem bleiummantelten Kühlschrank in Sicherheit bringen konnte. Durch die Vorgänge in Area 51 gerät Indy durch das FBI in Verdacht, für die falsche Seite zu agieren, und verliert seine Professur an der Universität. Als er jedoch die Stadt verlassen will, wird Indy von dem jungen Rebellen Mutt Williams (Shia LeBeouf) aufgehalten, der eine mysteriöse Karte des verschollenen Professors Oxley (John Hurt) in seinem Besitz hat. Die Spur führt die beiden nach Peru, wo Oxley wegen seiner geistigen Verwirrtheit in einer Heilanstalt untergebracht worden war. Oxleys in die Wände und auf den Boden seiner Zelle eingeritzten Aufzeichnungen geben Indy und Mutt aber Hinweise auf die sagenhafte Stadt aus Gold und den Kristallschädel, der Indy und Oxley schon während ihrer Kindheit fasziniert hat. Doch Spalko und ihre Schergen haben längst die Verfolgung aufgenommen …
Es hat einige Jahre und unzählige Drehbuchentwürfe gedauert, bis sich alle verantwortlichen Beteiligten auf ein neues „Indiana Jones“-Abenteuer einlassen wollten. Nachdem George Lucas wieder die Grundidee entwickelt und David Koepp („Spider-Man“, „Jurassic Park“, „Mission: Impossible“) ein Drehbuch vorgelegt hatte, das auf allgemeinen Zuspruch stieß, kehrte der mittlerweile 64-jährige Harrison Ford einmal mehr in den Dschungel zurück. Die Nazis, die Ende der 1930er Jahre, in denen die ersten drei „Indiana Jones“-Filme angesiedelt waren, überließen den Part der Bösewichte im Kalten Krieg passenderweise den Sowjets, doch davon abgesehen folgt die Jagd nach einem sagenumwobenen, Reichtum versprechenden Relikt vertrauten Mustern, zu denen atemberaubende Verfolgungsjagden – diesmal mit dem Motorrad, Jeeps und Booten – ebenso gehören wie schießwütige und faustschwingende Auseinandersetzungen.
Harrison Ford ist sein Alter spürbar anzusehen, doch zieht er seinen Part mit selbstironischen Anspielungen überzeugend durch. Shia LeBeouf („Disturbia“, „Transformers“) hat dagegen als sein ständiger Begleiter weit weniger zu melden und passt als schmalzlockiger Rock’n’Roll-Rebell auch nicht so recht ins Bild. Die vielseitige Cate Blanchett („Blue Jasmine“, „Carol“) konnte sich zwar einen Traum erfüllen und endlich mal in die Rolle eines Bösewichts schlüpfen, doch versprüht ihre karikaturhafte Darstellung keinen Charme. Selbst ein so großartiger Darsteller wie John Hurt („1984“, „Der Elefantenmensch“) bleibt in seiner Rolle als verwirrter Professor unauffällig blass. Von Indys alten Weggefährten taucht nur noch Marion Ravenwood (Karen Allen) aus dem ersten Teil auf, doch ist ihre vorhersehbare Rolle in dem Plot kaum von Belang für ein Sequel, das zwar nach wie vor unterhaltsam ausgefallen ist, aber längst nicht mehr die Kino-Magie versprüht wie die in sich abgeschlossene Trilogie der 1980er Jahre.
"Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" in der IMDb

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