Gesetz der Rache

Aus dem ohnmächtigen Gefühl heraus, dass mit dem Recht nicht immer auch Gerechtigkeit einhergeht, hat die Grundidee, dass jemand eigenmächtig die Versäumnisse der Justiz ausbessert, sowohl in der Literatur als auch in der Filmgeschichte eine Vielzahl von Werken entstehen lassen. F. Gary Gray („Verhandlungssache“, „The Italian Job – Jagd auf Millionen“) treibt diesen Rachegedanken mit seinem 2009 entstandenen Thriller „Gesetz der Rache“ unterhaltsam auf die Spitze. Zehn Jahre nach seiner Entstehung erscheint das Action-Drama nun im Director’s Cut als Blu-ray im schicken Steelbook.
Selbst schwer verletzt und geknebelt muss Clyde Shelton (Gerard Butler) mit ansehen, wie zwei Männer seine Wohnung stürmen und erst seine Frau, dann seine Tochter töten. Die beiden Gangster können zwar identifiziert werden, doch Staatsanwalt Nick Race (Jamie Foxx), der allein an einer hohen Verurteilungsquote interessiert ist, lässt sich auf einen folgenschweren Deal ein: Der eigentliche Killer Clarence Darby (Christian Stolte) kommt mit einer recht kurzen Haftstrafe davon, dafür liefert er seinen Kollegen ans Messer, der daraufhin zum Tode verurteilt wird, bei der Vollstreckung des Urteils aber entsetzliche Qualen erleiden muss. Zehn Jahre später nimmt Shelton das Gesetz selbst in die Hand: Er schnappt sich Darby und foltert ihn in einer Lagerhalle langsam zu Tode. Eine DVD der tödlichen Zeremonie lässt er der zehnjährigen Tochter des Staatsanwalts zukommen. Doch damit ist nur ein Etappenziel erreicht. Detective Dunnigan (Colm Meany) kommt Shelton schnell auf die Spur. Der lässt sich auch umstandslos verhaften und verzichtet auf einen Rechtsbeistand. Doch trotz seiner Inhaftierung sterben weitere Menschen, die an dem Deal des Staatsanwalts beteiligt gewesen waren, und Race muss feststellen, dass Shelton offensichtlich einen Komplizen außerhalb der Gefängnismauern hat, der ihn bei seinem perfiden Plan unterstützt, das korrupte, heuchlerische Justizsystem bis auf die Grundmauern erschüttern.
Charles Bronson („Ein Mann sieht rot“), Michael Douglas („Ein Richter sieht rot“) und in den letzten Jahren Liam Neeson („96 Hours“), Kevin Bacon („Death Sentence“) und Mel Gibson („Edge Of Darkness“) haben dem Selbstjustiz-Thriller-Genre mit ihrer oft mehr als fragwürdigen Moral ihren Stempel aufgedrückt. Gerard Butler geht mit dem ersten Film seiner Produktionsgesellschaft Evil Twins aber noch einen Schritt weiter und versucht den Film als ernstzunehmende Kritik am Justizsystem zu etablieren. Das funktioniert zunächst noch halbwegs nachvollziehbar, solange Shelton seinen Unmut am Mörder seiner Familie auslässt, und sorgt auch für heitere Momente, wenn Shelton im Gerichtssaal die Richterin anpöbelt, wie sie es zulassen könne, einen Killer wie ihn gegen Kaution auf freien Fuß setzen lassen zu wollen.
Doch darüber hinaus schießt F. Gary Gray mit „Gesetz der Rache“ weit über das Ziel hinaus und zelebriert die ausgeklügelten Attentate auf die Entscheidungsträger im Justizapparat auf extrem hanebüchene Weise. Lässt man sich als Zuschauer aber auf das eigenwillige Set-up ein, dass ausgerechnet ein extrem intelligenter, Ingenieur, patentierter Tüftler und Erfinder in die Situation kommt, seine getötete Familie zu rächen, macht das ausgetüftelte Massaker auch Spaß. Es ist sowohl Gerard Butlers überzeugender Präsenz als kompromissloser Racheengel als auch Jamie Foxx' geradliniger Darstellung als erfolgshungriger Staatsanwalt zu verdanken, dass der Film zumindest als unterhaltsames Katz- und Mausspiel zwischen reglementierter und eigenmächtiger Justiz funktioniert. Die extrem brutalen Splatter-Szenen im Director’s Cut, die zur FSK-18-Klassifizierung geführt haben, sind allerdings absolut überflüssig und verleihen „Gesetz der Rache“ einen zusätzlichen Trash-Charakter.
"Gesetz der Rache" in der IMDb

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