Der Tod weint rote Tränen
Nach einigen bemerkenswerten Kurzfilmen haben die beiden französisch-belgischen Filmemacher Hélène Cattet und Bruno Forzani mit ihrem Spielfilmdebüt „Amer – Die dunkle Seite deiner Träume“ (2009) nicht nur eine aufsehenerregende Hommage an das Giallo-Kino der 1970er und 1980er Jahre präsentiert, sondern eine sehr eigenständige und vor allem visuell und akustisch berauschende Weiterentwicklung der Verbindung von Detailaufnahmen rasiermesserscharfer Gewalt und verführerischer sexueller Sinnlichkeit. Zwar weist ihr nachfolgendes Werk „Der Tod weint rote Tränen“ (2013) etwas mehr narrative Substanz auf, die sich aber schnell in einen wieder überwältigenden und fesselnden Bilderrausch verwandelt.
Als der Telekommunikationsfachmann Dan Kristensen (Klaus Tange) nach einer Dienstreise aus Frankfurt nach Brüssel zurückkehrt, findet er seine Wohnung von innen verschlossen vor, auch von seiner Frau fehlt jede Spur. Die Nachrichten, die er auf dem Anrufbeantworter für sie zurückgelassen hat, wurden noch nicht abgehört. Nachfragen bei den Nachbarn bringen keine neuen Erkenntnisse, bis sich eine Frau meldet, die ihrerseits ihren Mann vermisst. Als am nächsten Tag an Mann an seiner Tür klingelt und sich als Kommissar Vincentelli (ebenfalls Klaus Tange) vorstellt, geraten die Ereignisse zunehmend außer Kontrolle, da offensichtlich hinter den neu errichteten Wänden für die Wohnungen noch alte Wände befinden, die Raum für allerlei merkwürdige Dinge geben, die Dan allmählich um den Verstand bringen …
Obwohl sie die Idee für „Der Tod weint rote Tränen“ bereits vor der Produktion ihres Debütfilms „Amer“ entwickelt hatten, haben Hélène Cattet und Bruno Forzani die Experimentierphase ihrer Kurzfilme zunächst dazu genutzt, ihre filmischen Fertigkeiten in einem Werk zu verknüpfen, das das Thema der Entwicklung eines Mädchens zur Frau mit der Konfrontation von Sex, Tod und Gewalt Mit typischen Giallo-Elementen aufarbeitete, zu denen Rasiermesser in schwarzen Lederhandschuhen steckenden Händen, voyeuristische Nahaufnahmen des weiblichen Körpers, grelle Primärfarben und blutige Schnitte in Close-ups und einer betörenden wie verstörenden Klangkulisse aus lust- und schmerzvollem Stöhnen zählen.
Nach „Amer“ ließen sich die Regie-Partner vier Jahre Zeit, um diese audiovisuelle Achterbahnfahrt mit neuen Elementen anzureichern, die „Der Tod weint rote Tränen“ nicht weniger verstörend machen. Zwar wartet der neue Film zunächst mit einer rudimentären Story auf, doch die Suche nach seiner verschwundenen Frau entwickelt sich für Dan zunehmend zu einem alptraumhaften Trip in die eigene Seele, zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen sexuellen Begierden, für deren filmische Inszenierung Cattet und Forzani auch neue Wege gehen, indem sie ästhetische Schwarz-Weiß-Einstellungen neben die knallbunt inszenierten Halluzinationen setzen, Split-Screens und merkwürdige Wiederholungen, sinnliche Nahaufnahmen und verstörende Perspektivwechsel nebeneinanderstellen. Die Suche nach der verschwundenen Frau wirkt nur noch wie ein MacGuffin bei Hitchcock, der die Handlung antreibt, aber letztlich ohne Bedeutung für die Eigendynamik ist, die sich daraus entwickelt. Es geht eben nicht mehr um die Auflösung eines Rätsels, sondern nur noch darum, dass sich der Zuschauer dem berauschenden Gemisch aus Farben, Formen und Tönen hingibt, sich sinnlich verführen lässt, ohne eine Ahnung davon zu besitzen, was folgt.
Wie die Filmemacher letztlich erst Rasierklingen wiederholt über erigierte Brustwarzen streichen lassen, bevor sie dann kalkuliert schmerzliche Wunden schneiden, ist einfach virtuos gemacht und wird durch ein kristallklares Sounddesign noch eindrucksvoll betont. Selten wurde die Nähe von Lust und Schmerz, Leben und Tod so unvorhersehbar, visuell wie akustisch fesselnd in Szene gesetzt wie in „Der Tod weint rote Tränen“.
Koch Media hat dieses experimentelle Meisterwerk zusammen mit „Amer“ und „Leichen unter brennender Sonne“ in dem aufwendig gestalteten Mediabook „Das Triptychon des Todes“ auf Blu-Ray mit einem 76-seitigen Booklet vereint, das neben Interviews mit den Filmemachern interessante Hintergrundinformationen bereithält.
"Der Tod weint rote Tränen" in der IMDb
Als der Telekommunikationsfachmann Dan Kristensen (Klaus Tange) nach einer Dienstreise aus Frankfurt nach Brüssel zurückkehrt, findet er seine Wohnung von innen verschlossen vor, auch von seiner Frau fehlt jede Spur. Die Nachrichten, die er auf dem Anrufbeantworter für sie zurückgelassen hat, wurden noch nicht abgehört. Nachfragen bei den Nachbarn bringen keine neuen Erkenntnisse, bis sich eine Frau meldet, die ihrerseits ihren Mann vermisst. Als am nächsten Tag an Mann an seiner Tür klingelt und sich als Kommissar Vincentelli (ebenfalls Klaus Tange) vorstellt, geraten die Ereignisse zunehmend außer Kontrolle, da offensichtlich hinter den neu errichteten Wänden für die Wohnungen noch alte Wände befinden, die Raum für allerlei merkwürdige Dinge geben, die Dan allmählich um den Verstand bringen …
Obwohl sie die Idee für „Der Tod weint rote Tränen“ bereits vor der Produktion ihres Debütfilms „Amer“ entwickelt hatten, haben Hélène Cattet und Bruno Forzani die Experimentierphase ihrer Kurzfilme zunächst dazu genutzt, ihre filmischen Fertigkeiten in einem Werk zu verknüpfen, das das Thema der Entwicklung eines Mädchens zur Frau mit der Konfrontation von Sex, Tod und Gewalt Mit typischen Giallo-Elementen aufarbeitete, zu denen Rasiermesser in schwarzen Lederhandschuhen steckenden Händen, voyeuristische Nahaufnahmen des weiblichen Körpers, grelle Primärfarben und blutige Schnitte in Close-ups und einer betörenden wie verstörenden Klangkulisse aus lust- und schmerzvollem Stöhnen zählen.
Nach „Amer“ ließen sich die Regie-Partner vier Jahre Zeit, um diese audiovisuelle Achterbahnfahrt mit neuen Elementen anzureichern, die „Der Tod weint rote Tränen“ nicht weniger verstörend machen. Zwar wartet der neue Film zunächst mit einer rudimentären Story auf, doch die Suche nach seiner verschwundenen Frau entwickelt sich für Dan zunehmend zu einem alptraumhaften Trip in die eigene Seele, zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen sexuellen Begierden, für deren filmische Inszenierung Cattet und Forzani auch neue Wege gehen, indem sie ästhetische Schwarz-Weiß-Einstellungen neben die knallbunt inszenierten Halluzinationen setzen, Split-Screens und merkwürdige Wiederholungen, sinnliche Nahaufnahmen und verstörende Perspektivwechsel nebeneinanderstellen. Die Suche nach der verschwundenen Frau wirkt nur noch wie ein MacGuffin bei Hitchcock, der die Handlung antreibt, aber letztlich ohne Bedeutung für die Eigendynamik ist, die sich daraus entwickelt. Es geht eben nicht mehr um die Auflösung eines Rätsels, sondern nur noch darum, dass sich der Zuschauer dem berauschenden Gemisch aus Farben, Formen und Tönen hingibt, sich sinnlich verführen lässt, ohne eine Ahnung davon zu besitzen, was folgt.
Wie die Filmemacher letztlich erst Rasierklingen wiederholt über erigierte Brustwarzen streichen lassen, bevor sie dann kalkuliert schmerzliche Wunden schneiden, ist einfach virtuos gemacht und wird durch ein kristallklares Sounddesign noch eindrucksvoll betont. Selten wurde die Nähe von Lust und Schmerz, Leben und Tod so unvorhersehbar, visuell wie akustisch fesselnd in Szene gesetzt wie in „Der Tod weint rote Tränen“.
Koch Media hat dieses experimentelle Meisterwerk zusammen mit „Amer“ und „Leichen unter brennender Sonne“ in dem aufwendig gestalteten Mediabook „Das Triptychon des Todes“ auf Blu-Ray mit einem 76-seitigen Booklet vereint, das neben Interviews mit den Filmemachern interessante Hintergrundinformationen bereithält.
"Der Tod weint rote Tränen" in der IMDb
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