Frankenstein muss sterben

Bei drei der bislang vier von Hammer Films produzierten „Frankenstein“-Filmen führte Terence Fisher Regie. Allein ein Autounfall und ein anderweitiges Engagement jenseits des Hammer-Universums sorgten dafür, dass Freddie Francis zwischenzeitlich „Frankensteins Ungeheuer“ (1963) inszenierte, doch für „Frankenstein schuf ein Weib“ (1967) kehrte Fisher wieder an seinen angestammten Platz zurück und hielt auch Baron Frankensteins nächstes Abenteuer „Frankenstein muss sterben“ (1969) auf Zelluloid fest – einmal mehr mit dem überragenden Peter Cushing in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Als ein Einbrecher in Baron Frankensteins (Peter Cushing) Labor die in einer Vitrine aufbewahrte Leiche eines Mannes entdeckt und die Polizei informiert, muss der Wissenschaftler einmal mehr fliehen. Er mietet unter neuem Namen ein Zimmer in der von Anna Spengler (Veronica Carlson) geführten Pension und lernt dort auch ihren Geliebten kennen, den jungen Arzt Dr. Karl Holst (Simon Ward). Dass Frankenstein ein Päckchen Kokain entdeckt, das Holst in der psychiatrischen Anstalt hat mitgehen lassen, in der er arbeitet, kommt ihm sehr gelegen, denn so hat er ein Druckmittel in der Hand, durch Holst Zugang zu Dr. Brandt (George Pravda) zu bekommen. Der hat wie Frankenstein an Gehirnverpflanzungen gearbeitet und war bei seinen Forschungen schon weiter als der Baron, bevor er wahnsinnig wurde und in die von Professor Richter (Freddie Jones) geführte Anstalt eingewiesen wurde, wo er noch regelmäßig von seiner völlig verzweifelten Frau Ella (Maxine Audley) besucht wird. 
Holst und Frankenstein gelingt es zwar, Brandt aus der Anstalt zu befreien, doch erleidet Brandt im Keller von Annas Pension einen Herzanfall. Um an Brandts Erkenntnisse zu gelangen, wie ein menschliches Gehirn eingefroren werden kann, ohne dass das Gewebe zerstört wird, sieht sich Frankenstein gezwungen, nun auch Professor Richter zu entführen, um Brandts Gehirn dort einpflanzen zu können … 

Kritik: 

Ist es dem ambitionierten wie skrupellosen Wissenschaftler Baron Victor Frankenstein am Anfang seiner Forschungen noch darum gegangen, aus Leichenteilen den perfekten Menschen zu schaffen, ist er mittlerweile zu eher metaphysischen Betrachtungen übergegangen und strebt nach ewigem Leben. Frankensteins Forschungen erfordern nichtsdestotrotz weiterhin Opfer. 
Nachdem Frankenstein in „Frankensteins Ungeheuer“ und „Frankenstein schuf ein Weib“ zwischenzeitlich nicht als der dämonische Wissenschaftler portraitiert wurde, der im Namen der Forschung unzählige Leichen schändete und nicht davor zurückgeschreckt war, geeignete Probanden selbst ins Jenseits zu befördern, verkörpert Peter Cushing in „Frankenstein muss sterben“ seine Figur so grausam wie nie zuvor. Der sonst so distinguiert und kühl wirkende Wissenschaftler schreckt diesmal sogar nicht davor zurück, Anna zu vergewaltigen und zu töten. Auf der anderen Seite zieht der im Körper von Professor Richter erwachende und mit einer umfassenden Narbe auf dem kahlgeschorenen Kopf völlig entstellte Dr. Brandt das ganze Mitleid des Publikums auf sich. 
Aus diesem Gegensatz zieht der wohl brutalste Film der „Frankenstein“-Reihe seine große innere Spannung, die Fisher und sein Kameramann Arthur Grant („Das grüne Blut der Dämonen“, „Die Piraten am Todesfluss“) eindrucksvoll in Szene gesetzt haben. Dabei steht diesmal weniger Frankensteins Labor im Mittelpunkt der filmischen Gestaltung, sondern die düstere viktorianische Atmosphäre in den Straßen, Häusern und der Irrenanstalt. Während der rein chirurgische Vorgang der Gehirntransplantation für Frankenstein kein Problem darstellt, drängt sich eher die moralische und philosophische Frage in den Vordergrund, wo die Seele sitzt und was der Vorgang ihrer Verpflanzung in einen anderen Körper für Konsequenzen nach sich zieht. 
Doch mit diesen Fragestellungen lässt der Film den Zuschauer letztlich allein. „Frankenstein muss sterben“ ist schließlich in erster Linie als gruseliger Unterhaltungsfilm gedacht, und in dieser Funktion weiß diese typische Hammer-Produktion auch zu überzeugen. 

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