Frankenstein schuf ein Weib

Nach drei recht erfolgreichen „Frankenstein“-Filmen ging die Londoner Produktionsfirma Hammer Films mit „Frankenstein schuf ein Weib“ (1967) neue Wege, durfte Peter Cushing in seiner vierten Verkörperung des meist als bösartig und übertrieben ehrgeizig charakterisierten Baron Frankenstein nicht eine neue Kreatur aus Leichenteilen erschaffen, sondern die Seele eines getöteten Mannes in den Körper seiner Geliebten verpflanzen. Damit dürfte der wieder zur „Frankenstein“-Reihe zurückgekehrte Regisseur Terence Fisher mit „Frankenstein schuf ein Weib“ den thematisch interessantesten Teil der Reihe inszeniert haben. 

Inhalt: 

Als Junge musste Hans (Robert Morris) mitansehen, wie sein unter Alkoholeinfluss zum Mörder gewordene Vater durch die Guillotine enthauptet wurde. Als junger Mann assistiert er zusammen mit Dr. Hertz (Thorley Walters) dem Wissenschaftler Baron Frankenstein (Peter Cushing), der im Selbstversuch der Frage nachgeht, wie die Seele dem Körper verhaftet bleibt, obwohl der Körper tot gewesen ist. Jedenfalls ist Frankenstein ganz entzückt darüber, dass sein Körper eine Stunde lang klinisch tot war und nach dem Auftauen wieder voll funktionsfähig ist – inklusive Gedächtnisleistung und damit der Seele. 
Für seine weiteren Forschungen erweist es sich als hilfreich, dass auch Hans zum Tode verurteilt wird, nachdem das Gericht es als erwiesen ansah, dass er den Wirt und damit den Vater der durch ein Feuermal entstellten und leicht verkrüppelten Christina (Susan Denberg) erschlagen hat. Tatsächlich sind dafür drei verkommene, ganz auf ihr Vergnügen ausgerichtete Dandys aus gutem Hause verantwortlich, die zuvor nicht nur Christina hänselten, sondern später auch ins Lokal ihres Vaters einbrachen, um dort auch nach Ladenschluss weiter feiern zu können und den überraschend zurückgekehrten Wirt erschlugen, als er die Einbrecher entdeckt hatte. Da Hans‘ Mantel aber am Tatort zurückgelassen wurde, macht man ihn schnell als Schuldigen aus. Dass er die Nacht bei Christina verbracht hat, verschweigt er dem Gericht. 
Als Christina zufällig Zeuge wird, wie ihr Geliebter an der Guillotine zu Tode kommt, stürzt sie sich in einen Fluss, um sich zu ertränken. Frankenstein stehen nun zwei Leichen zur Verfügung. Die von ihren körperlichen Entstellungen geheilte Christina bekommt die Seele von Hans eingepflanzt, doch der instrumentalisiert Christina vor allem dazu, Rache an den drei jungen Männern zu nehmen, die für seine Verurteilung verantwortlich gewesen sind … 

Kritik: 

Nachdem Freddie Francis 1964 mit „Frankensteins Ungeheuer“ eher ein Remake als eine Fortsetzung innerhalb der „Frankenstein“-Reihe gedreht hatte, stand es dem zum Franchise zurückgekehrten Regisseur Terence Fisher und Hammer-Produzent/Drehbuchautor Anthony Hinds frei, dem neuen Sequel eine andere Richtung zu verleihen. Inspiriert von Roger Vadims „…und ewig lockt das Weib“ (1957), mit dem Brigitte Bardot zur international bekannten Sex-Ikone wurde, stellten Fisher und Hinds auch in ihrem Film eine Frau als sinnliches Objekt der Begierde verschiedener Männer in den Vordergrund. Während Peter Cushing wie immer hervorragend den distinguierten, stets kühlen Kopf bewahrenden und nur nach neuen Erkenntnissen strebenden Wissenschaftler verkörpert, überzeugt die zuvor im „Playboy“ zur Playmate des Monats gekürte Österreicherin Susan Denberg als hässliches Entlein, das unter Frankensteins Anleitung zur blonden Femme fatale wird, die ganz dem Willen ihres getöteten Geliebten unterworfen wird. 
Im Gegensatz zu den anderen „Frankenstein“-Filmen der Londoner Filmschmiede handelt „Frankenstein schuf ein Weib“ nicht von der Wiederbelebung zusammengeflickter Leichenteile, sondern von der Übertragung einer männlichen Seele in einen weiblichen Körper, wobei sich Christina/Hans interessanterweise Waffen wie eines Beils und eines Messers bedient, die dem Fallbeil einer Guillotine ähneln, mit denen sie an den drei Dandys Rache für den Mord an Hans übt. Davon abgesehen hebt sich nicht nur James Bernards überraschend romantische Musik, sondern auch das Setting von den üblichen Hammer-Produktionen ab und lässt so etwas die vertraute Grusel-Atmosphäre vermissen, mit denen das britische Filmstudio berühmt geworden ist.  

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