Der Mann mit dem goldenen Arm
Zwar ist Frank Sinatra (1915-1998) vor allem als Sänger und Entertainer berühmt geworden, kann aber auch auf eine umfangreiche Filmkarriere verweisen, die Anfang der 1940er Jahre begann und ihren ersten Höhepunkt mit der Oscar-prämierten Nebenrolle in Fred Zinnemans Drama „Verdammt in alle Ewigkeit“ (1953) hatte. Nach seinem sehenswerten Auftritt in Lewis Allens Film-noir-Klassiker „Der Attentäter“ (1954) lieferte Sinatra in Otto Premingers „Der Mann mit dem goldenen Arm“ (1955) wahrscheinlich seine beste schauspielerische Leistung ab, die auch mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde.
Inhalt:
Nach einem sechsmonatigen Sanatoriumsaufenthalt kehrt Frankie „Machine“ (Frank Sinatra) von seiner Heroinsucht befreit in sein Viertel nach Chicago zurück und will seine im Sanatorium erlernte Kunst des Schlagzeugspielens nun zu seinem Beruf machen. Seine erste Station nach seiner Heimkehr ist seine Stammkneipe, wo ihn sein alter, sehschwacher Kumpel Sparrow (Arnold Stang) als erster fragt, wie es ihm während des Entzugs ergangen sei. Frankie schaut voller Zuversicht in die Zukunft, schlägt das Angebot seines alten Drogendealers Louie (Darren McGavin) aus, wieder für den Ganoven Schwiefka (Robert Strauss) den Bankhaler bei dessen illegalen Pokerrunden zu machen und dafür sogar seinen ersten „Schuss“ gratis zu erhalten. „Zosh“, Frankies eigentlich Sophia heißende Frau (Eleanor Parker), sieht die optimistischen Pläne ihres Mannes dagegen skeptisch und rechnet lieber mit dem festen Gehalt, das Frankie bei seinen Pokereinsätzen nach Hause bringt.
Seit einem durch Frankie verursachten Autounfall ist Zosh nämlich an den Rollstuhl gefesselt und wartet auf die Möglichkeit einer Operation, für die ihr allerdings noch das Geld fehlt. Als Frankie im Treppenhaus einen Termin zum Vorspielen vereinbaren will, trifft er seine Nachbarin Molly (Kim Novak), für die er seit Längerem schwärmt, doch ist sie in Begleitung des schwächlichen Johnny (John Conte) unterwegs. Frankie wird schnell rückfällig, verpatzt sein Vorspielen und sieht sich gezwungen, das Angebot von Louie anzunehmen, für 250 Dollar eine Pokernacht mit zwei prominenten und solventen Spielern von auswärts zu absolvieren. Als „der Mann mit dem goldenen Arm“ soll Frankie die beiden Männer ordentlich ausnehmen, doch als nach 36 Stunden die Situation eskaliert, steht Frankie vor den Trümmern seines Lebens. Einzig Molly scheint dem rückfälligen Süchtigen wieder zurück in die Spur bringen zu können.
Kritik:
Nach dem gleichnamigen Roman von Nelson Algren hat Otto Preminger („Laura“, „Exodus“) mit „Der Mann mit dem goldenen Arm“ ein packendes Psychogramm eines Mannes inszeniert, der nach vermeintlicher Überwindung seiner Heroinsucht sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen versucht. Dabei scheitert er nicht nur an seiner eigenen Willensschwäche, sondern wird vor allem durch die unglückselige Ehe mit Zosh daran gehindert, als Musiker Karriere zu machen.
Preminger und seine Drehbuchautoren Walter Newman („Reporter des Satans“, „Heißes Blut“) und Lewis Meltzer („Spielfieber“, „Jazz Singer“) geben der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Frankie und Zosh viel Raum, wobei sich schnell herausstellt, dass Frankies Frau ihre Behinderung nur vortäuscht, um ihren von seinen Schuldgefühlen belasteten Mann an sich zu binden, während Frankie eher die Nähe zur verständnisvollen und hilfsbereiten Molly sucht.
Frank Sinatra spielt den heroinsüchtigen Frankie Machine mit großer Überzeugungskraft, wobei Preminger für die damalige Zeit ungewöhnlich offen die Qualen des kalten Entzugs thematisiert. An Sinatras Seite überzeugt zwar auch Kim Novak („Vertigo – Aus dem Reich der Toten“, „Küss mich, Dummkopf“), doch die eindringlichste schauspielerische Leistung bietet Eleanor Parker („Polizeirevier 21“, „Der nackte Dschungel“) als hysterische Femme fatale, die Frankie mit allen Mitteln an sich zu ketten versucht und ihn damit zurück in die Sucht treibt.
Das gut gespielte Drogen-Drama mit Film-noir-Touch überzeugt durch seine guten Darsteller und den jazzigen Soundtrack von Elmer Bernstein („Die glorreichen Sieben“, „Wer die Nachtigall stört“), der dafür seine erste Oscar-Nominierung erhielt.
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