Wie schmeckt das Blut von Dracula?

Nach „Dracula“ (1958), dem ohne Christopher Lee entstandenen und deshalb nicht wirklich zur „Dracula“-Reihe zählenden „Dracula und seine Bräute“ (1960), „Blut für Dracula“ (1965) und „Draculas Rückkehr“ (1968) hieß es für Christopher Lee 1970 ein viertes Mal, den schwarzen Umhang anzulegen und mit blutunterlaufenen Augen in der Dunkelheit Jagd auf Menschenblut zu machen. Zwar sind neben Hauptdarsteller Lee auch einige weitere Vertraute aus dem Hammer- und Dracula-Universum bei „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ (1970) am Start – neben Drehbuchautor Anthony Hinds auch Kameramann Arthur Grant und Komponist James Bernard -, doch Peter Sasdy gelingt es in seinem Kinodebüt als Regisseur schließlich, einige neue Elemente, vor allem viel nackte Haut, in die bereits etwas angestaubte „Dracula“-Reihe einzubringen. 

Inhalt: 

Während der gut situierte William Hargood (Geoffrey Keen) mit Argusaugen darüber wacht, dass seine zur jungen Frau gereifte Tochter Alice (Linda Haydon) den Kontakt zu ihrem Verehrer Paul (Anthony Higgins) abbricht, amüsiert er sich selbst mit seinen beiden Freunden Samuel Paxton (Peter Sallis) und Jonathon Secker (John Carson) in einem Bordell, wo sie sich allerdings allmählich zu langweilen beginnen. Da kommt ihnen der Auftritt der verarmten Lord Courtley (Ralph Bates) gerade recht. Er kann die drei Männer dazu überreden, Reliquien des verstorbenen Graf Dracula zu erwerben, um mit deren Hilfe einen Pakt mit dem Teufel zu schließen und in ganz neue Dimensionen der Erfahrung vorzustoßen. In einer verlassenen Kirche bereitet Lord Courtley ein Ritual vor, bei dem er das zu Pulver geronnene Blut des Grafen mit seinem eigenen vermischt und die drei Männer dazu animiert, das so entstandene Getränk zu sich zu nehmen. Sie sehen diesem Genuss jedoch skeptisch entgegen und fordern den Lord auf, als Erster das zubereitete Gemisch zu trinken. 
Als sich der Lord darauf in Krämpfen auf dem Boden windet, schlagen Hargood, Secker und Paxton den Mann zu Tode. Später erwacht aus Lord Courtleys sterblichen Überresten jedoch Graf Dracula zu neuem Leben und schwört Rache für den Mord an seinem Diener. Er macht sich die Kinder der Verantwortlichen, vor allem Lucy Paxton (Isla Blair) und Alice, gefügig und setzt sie darauf an, ihre Väter zu töten. Doch Paul wird – hoffentlich rechtzeitig - in die Geheimnisse des Vampirismus eingeweiht, um Dracula zu bekämpfen … 

Kritik: 

Schon die ersten Szenen machen deutlich, dass Peter Sasdy, der später noch für Hammer-Produktionen wie „Comtesse des Grauens“ und „Hände voller Blut“ Regie führen sollte, mit einer eigenen Handschrift für frisches Blut in dem erfolgreichen „Dracula“-Franchise sorgt, denn bereits die mit Handkameras gefilmte Hatz des aus einer Kutsche verstoßenen Händlers Weller (Roy Kinnear) durch den dämmrigen Wald mit unheimlicher Geräusch- und Stimmenkulisse fällt eindrucksvoll aus. Das nächste Highlight folgt mit der Gegenüberstellung der christlichen Wohlanständigkeit nach dem Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes und dem anschließenden Besuch der drei älteren Herren in einem Bordell, wo Sasdy für damalige Hammer-Verhältnisse ungewöhnlich viel nackte Haut zur Geltung bringen lässt. 
Der von Christopher Lee verkörperte Graf Dracula wird durch seine Sterbeszene in „Draculas Rückkehr“, also mit dem ihn durchbohrenden Kruzifix, eingeführt, doch bleibt Lees Darstellung über weite Strecken sehr blass, sein Text erweist sich sogar als extrem dümmlich. Erst zum Finale hin, als er seine tragische Existenz mit gequältem Gesichtsausdruck quittiert, blitzt Lees darstellerisches Können kurz auf. Ansonsten ist die Schwarze Messe in der entweihten Kirche und die Bemühungen der drei zum Tode verdammten Männer, ihrem Schicksal zu entkommen, nett inszeniert, die Kulissen sind abwechslungsreicher als gewöhnlich gestaltet, und James Bernard findet ungewohnt lyrische Klänge in seinem Score. 
Ansonsten sorgt das durch entsprechende Farbfilter grell leuchtende Blut für den typischen Hammer-Touch in einem nicht gänzlich überzeugenden, über weite Strecken aber unterhaltsamen „Dracula“-Sequel, dem dann noch „Dracula – Nächte des Entsetzens“ (1970), „Dracula jagt Minimädchen“ (1972), „Dracula braucht frisches Blut“ (1973) und „Die sieben goldenen Vampire“ (1974) folgten.  

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