Dracula und seine Bräute
Mit ihren farbenfrohen Gothic-Horror-Neuverfilmungen bekannter Monsterklassiker wie „Frankenstein“, „Dracula“ und „Die Mumie“ hat sich das Londoner Produktionslabel Hammer Films von den 1940er bis in die 1970er Jahre hinein einen Namen nicht nur bei Genre-Liebhabern gemacht.
Nach dem internationalen Erfolg von Hammers Bram-Stoker-Verfilmung „Dracula“ (1958) durfte eine Fortsetzung natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Allerdings pausierte Dracula-Darsteller Christopher Lee in „Dracula und seine Bräute“ (1960) und überließ seinem Kollegen Peter Cushing in der vertrauten Rolle als Dr. Van Helsing das Feld. Ohnehin stehen hier eher die titelgebenden Bräute des getöteten Vaters aller Vampire im Mittelpunkt.
Auf dem Weg zu ihrer neuen Arbeitsstelle als Lehrerin in Transsilvanien sitzt die junge Marianne (Yvonne Monlaur) in einem Wirtshaus fest, nachdem die Kutsche, mit der sie gereist ist, die Fahrt plötzlich ohne sie fortsetzt. Zum Glück wird sie von der alten Baroness Meinster (Martita Hunt) eingeladen, auf ihrem Schloss die Nacht zu verbringen, wobei sie die Warnungen der Wirtshausgäste ignoriert. Wie sich herausstellt, lebt die Baroness sehr zurückgezogen mit ihrer anhänglichen Dienerin Greta (Freda Jackson). Ihr vermeintlich wahnsinniger Sohn (David Peel) ist in einem entlegenen Flügel untergebracht und mit einer langen Silberkette am Bein gefesselt. Als Marianne dem jungen, blonden und attraktiven Mann begegnet, erzählt er ihr von seiner despotischen Mutter, die ihm seine Ländereien und seinen Namen gestohlen habe. Marianne befreit den jungen Baron, muss aber später entdecken, dass er seine Mutter umgebracht hat. Entsetzt flieht Marianne aus dem Schloss, wo sie von Dr. Van Helsing (Peter Cushing) aufgefunden wird, der sie zu ihrem eigentlichen Ziel bringt und zum Schloss zurückkehrt, wo er die Baroness mit verräterischen Bissspuren am Hals trifft …
Kritik:
Obwohl Christopher Lee mit seinen gerade mal sechs Minuten Leinwandauftritt maßgeblich zum Erfolg von Hammers ersten „Dracula“-Film beigetragen hatte, wurde es von dem Filmstudio offenbar nicht mal in Erwähnung gezogen, ihn auch für die Fortsetzung zu engagieren. Im Gegensatz zu dem renommierten Fernsehdarsteller Peter Cushing hatte Lee eben zu jener Zeit noch nicht den großen Namen, den er sich in den nachfolgenden Filmen wie „Der Hund von Baskerville“ (1959), „Ich, Dr. Fu Man Chu“ (1965) und „Die Schlangengrube und das Pendel“ (1967) erarbeitete. So setzte Hammer ganz auf die Star-Qualitäten von Peter Cushing, der seine Rolle als Vampirjäger Dr. Van Helsing mit vitaler Effektivität verkörpert.
Die Lücke, die Christopher Lee als Dracula hinterlässt, wird durch den nahezu unbekannten Theaterdarsteller David Peel nur unzureichend gefüllt, dafür hinterlässt Martita Hunt („Geheimnisvolle Erbschaft“) in ihrer einzigen Hammer-Produktion einen bleibenden Eindruck als vereinsamte wie verzweifelte Baroness. An ihrer Seite überzeugt die naiv auftretende, aber wunderhübsche Yvonne Monlaur („Der rote Schatten“, „Terror der Tongs“) als angehende Lehrerin und Lustobjekt des Barons Meinster.
Davon abgesehen vertraute Hammer hinter der Kamera sowohl „Dracula“-Regisseur Terence Fisher als auch Drehbuchautor Jimmy Sangster, dessen erster Entwurf allerdings von Peter Bryan und Edward Percy überarbeitet wurde, und Produktionsdesigner Bernard Robinson, der mit dem Schloss Meinster und der Windmühle, der im Finale eine dramatische Funktion zukommt, herrlich schaurige Kulissen schuf.
Der Film hatte zwar einige Hürden bei der britischen Zensurbehörde BBFC zu nehmen (u.a. die Pfählung der Baroness und der lesbisch anmutende Dialog zwischen Marianne und ihrer Freundin Gina), konnte am Ende aber ein Vielfaches der 120.000 £ Produktionskosten einspielen. Für die nächsten Fortsetzungen „Blut für Dracula“ (1965), „Draculas Rückkehr“ (1968), „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ (1970), „Dracula – Nächte des Entsetzens“ (1970), „Dracula jagt Minimädchen“ (1972) und „Dracula braucht frisches Blut“ (1973) stand dann zum Glück auch wieder Christopher Lee in der Titelrolle zur Verfügung.
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