Frankensteins Ungeheuer
Nach den zwei erfolgreichen, von Terence Fisher inszenierten „Frankenstein“-Neuverfilmungen „Frankensteins Fluch“ (1957) und „Frankensteins Rache“ (1958) widmete sich die Londoner Produktionsfirma Hammer Films zunächst anderen Themen wie der gruseligen Sherlock-Holmes-Adaption „Der Hund von Baskerville“ (1959), dem Mumien-Film „Die Rache der Pharaonen“ (1959), der „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“-Verfilmung „Schlag 12 in London“ (1960) und dem Werwolf-Drama „Der Fluch von Siniestro“ (1961). Als 1963 Überlegungen zum dritten „Frankenstein“-Film anstanden, musste Terence Fisher aufgrund einer durch einen Autounfall verursachten Verletzung und eines Engagements für die für ein anderes Studio entwickelte Horror-Komödie „The Horror Of It All“ als Regisseur passen. Er wurde durch Freddie Frances ersetzt, der in „Frankensteins Ungeheuer“ (1964) erstmals auf das geschützte Kreatur-Design der Universal Studios aus den 1930er zurückgreifen durfte.
Bereits vor zehn Jahren hatte Baron Victor Frankenstein (Peter Cushing) gemeinsam mit seinem Assistenten Hans (Sandor Elès) versucht, einen gestohlenen Leichnam wieder zum Leben zu erwecken, doch als ein junges Mädchen einen Priester (James Maxwell) über ihre Beobachtung des Leichenraubs informiert, droht dieser den Baron und seine Machenschaften bei der Polizei anzuzeigen. Doch wenig später gelingt es dem ehrgeizigen Wissenschaftler in Karlstaad, eine aus Leichenteilen zusammengeflickte Kreatur (Kiwi Kingston) durch elektrische Impulse zum Leben zu erwecken. Als diese aber aus dem Laboratorium ausbricht und etliche Tiere tötet, wird die Kreatur von der Polizei angeschossen und verfolgt, bis es einen Berg hinabstürzt. Frankenstein muss erneut ins Exil fliehen, kehrt dann nach Jahren aber verarmt in sein mittlerweile verfallenes und geplündertes Schloss nach Karlstaad zurück.
Da gerade Jahrmarkt ist, hofft Frankenstein, in der Stadt nicht weiter aufzufallen, und besucht mit Hans ein Gasthaus, wo er am Finger des Bürgermeisters (David Hutcheson) seinen Ring sieht und später in dessen Haus auch andere Wertgegenstände aus seinem Schloss. Als er den Bürgermeister zur Rede stellt, kann Frankenstein mit Hans gerade noch vor der Polizei fliehen, wobei ein taubstummes Mädchen (Katy Wild) den beiden Fliehenden eine Höhle in den Bergen als Unterschlupf zeigt. Dort entdeckt Frankenstein die in einer Gletscherspalte eingefrorene, völlig intakte Kreatur, die er schließlich aus dem Eis befreit und erfolgreich in seinem Laboratorium wiederbelebt.
Allerdings scheint die Kreatur über keine Gehirn-Aktivitäten zu verfügen, weshalb der Baron den ebenfalls von der Polizei vertriebenen Hypnotiseur Zoltán (Peter Woodthorpe) engagiert, der Kreatur den nötigen Geistesblitz zu verpassen. Das Experiment gelingt, allerdings hört die Kreatur nur auf Zoltáns Befehle, der Frankensteins Schöpfung dazu benutzt, sich an allen zu rächen, die dafür verantwortlich gewesen sind, den Hypnotiseur aus der Stadt zu vertreiben …
Kritik:
Der größte Unterschied zu den vorangegangenen „Frankenstein“-Filmen von Hammer Films dürfte die Verlagerung des Fokus von einem nicht mehr so ruhmsüchtigen und bösen Baron Frankenstein zu einem einfach besonders wissbegierigen, missverstandenen Wissenschaftler auf der einen Seite und einem stärkeren Fokus auf die Kreatur zu lenken.
Hammer erwies sich als sehr geschickt bei der Vermarktung seiner Produktionen. So wurde „Frankensteins Fluch“ außerhalb Großbritanniens von Warner Bros. vertrieben, „Frankensteins Rache“ von Columbia. Damit hing allerdings ein Verbot der Nutzung des von Universal geschützten „Kreatur“-Designs einher. Da Universal aber die Rechte für den Vertrieb von „The Evil of Frankenstein“ – so der Originaltitel – erhielt, durften Regisseur Freddie Francis und sein Make-up-Designer Roy Ashton sich an Boris Karloffs Darstellung der Kreatur orientieren, was ihnen allerdings eher misslang. Sehenswert sind einmal mehr Peter Cushings physisch sehr herausfordernde Darstellung (beim Brand von Frankensteins Laboratorium zog er sich sogar Verbrennungen dritten Grades zu) sowie das eindrucksvolle Set-up des Labors.
Auch wenn Terence Fisher beim dritten „Frankenstein“-Film aussetzen musste (für die weiteren Fortsetzungen kehrte er wieder auf den Regiestuhl zurück), sorgten Drehbuchautor Anthony Hinds (unter seinem Pseudonym John Elder), Komponist Don Banks („Die Bande des Captain Clegg“, „Das Grauen auf Schloss Witley“) und Kameramann John Wilcox („Der Satan mit den langen Wimpern“, „Der Puppenmörder“) für die Hammer-typische schaurige Grusel-Atmosphäre. Da mag man entschuldigen, dass der Film in der Chronologie der „Frankenstein“-Reihe nicht so recht hineinpasst, schließlich arbeitet der Baron hier an seiner ersten Kreatur.
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