Der Fluch von Siniestro

Die britischen Hammer Film Productions haben Ende der 1950er Jahre bereits die alten Universal-Monster „Dracula“, „Frankenstein“ und „Die Mumie“ in leuchtenden Farben auferstehen lassen. Mit „Der Fluch von Siniestro“ (1961) sollte auch „Der Wolfsmensch“ seine Wiedererweckung erfahren. Doch die Produktion gestaltete sich durch den Konflikt mit der britischen Zensurbehörde BBFC so schwierig, dass „The Curse of the Werewolf“ Hammers einziger Beitrag zu diesem Thema bleiben sollte. 

Inhalt: 

Als ein Bettler (Richard Wordsworth) im 16. Jahrhundert eine spanische Kleinstadt auf der Suche nach milden Gaben erreicht, wundert er sich über die mitten in der Woche leeren Straßen und die läutenden Kirchenglocken. Im Gasthaus erfährt er, dass der Marquéz Siniestro (Anthony Dawson) seine Hochzeit zu einem Feiertag erklärt habe. In der Hoffnung, beim Marquéz zu essen und zu trinken zu bekommen, platzt der Bettler in die Hochzeitsgesellschaft, wo er vom sadistischen Hausherren vorgeführt wird. Tanzen soll er und sich wie ein Hund benehmen, dem er schließlich einen Knochen hinwirft. 
Als der Bettler dem Marquéz schließlich eine angenehme Hochzeitsnacht wünscht, lässt der empörte Adlige den armen Wanderer in den Kerker sperren, wo er nur Freundlichkeit durch die stumme Tochter des Kerkermeisters erfährt. Als diese zu einer wunderschönen Frau (Yvonne Romain) herangereift ist, will sich der vereinsamte, aber immer noch grausame Marquéz an ihr vergreifen, doch als sich die Magd wehrt, lässt er sie zu dem alten Bettler in den Kerker sperren, wo sie von dem degenerierten Mann vergewaltigt wird. Als die Magd wieder freigelassen wird, tötet sie ihren Herrn und flieht in die Wälder, wo sie eines Tages zufällig von Don Alfredo Corledo (Clifford Evans) vor dem Ertrinken in einem See gerettet wird. Zusammen mit Teresa (Hira Talfrey) gibt er der jungen Frau ein Heim. Mit Besorgnis nimmt Teresa zur Kenntnis, dass die Magd ein Kind erwartet, wahrscheinlich am 25. Dezember. Sollte das Kind ungewollt sein, würde ein Fluch über ihm liegen, weiß sie einer Legende nach. Tatsächlich bringt die Frau das Kind einen gesunden Jungen am Weihnachtsabend zur Welt, stirbt aber selbst unmittelbar nach der Geburt. 
Don Alfredo und Teresa taufen den Jungen auf den Namen Leon und ziehen ihn wie einen eigenen Sohn bei sich auf. Als sich Vorfälle mit getöteten Schafen häufen und ein Schafhirte mit seinem Gewehr eine Gestalt trifft, die sich heulend versteckt, entdeckt Don Alfredo am nächsten Morgen, dass Leon eine Schusswunde am Bein hat. Allerdings kann sich der Junge an nichts erinnern, wird aber von Alpträumen heimgesucht, in der er als Wolf Tiere tötet. Vom Dorfpriester (John Gabriel) erfährt Don Alfredo, dass unter bestimmten Voraussetzungen ein böser Geist Besitz von einem Menschen ergreifen kann und ihn zu einem Werwolf macht. Dann kann ihn nur die Liebe von seinem Schicksal befreien. Als junger Mann zieht Leon (Oliver Reed) in die Welt hinaus, findet Arbeit bei einem Winzer, in dessen Tochter Cristina (Catherine Feller) er sich verliebt, obwohl sie dem wohlhabenden Rico Gomez (David Conville) zur Frau versprochen ist. 
Als sich Leon das erste Mal seit seiner Kindheit an Vollmond wieder zu einem Werwolf verwandelt, tötet er drei Menschen und wird schließlich wegen Mordes verhaftet. Er bittet Don Alfredo darum, dass ihm noch vor der nächsten Nacht der Prozess gemacht, sonst könne er für nichts garantieren … 

Kritik: 

Eigentlich war Hammer mit der Produktion von „The Rape of Sabena“, einem gewagten Drama zur spanischen Inquisition, beschäftigt, wofür Hammers genialer Production Designer Bernard Robinson bereits einen Großteil der Kulissen für die Geschichte fertiggestellt hatte, die im Spanien Mitte des 16. Jahrhunderts spielen sollte. Doch als BBFC-Chef John Trevelyan das Drehbuch las, riet er Hammer-Boss James Carreras von der Umsetzung des Films ab, um die zu erwarteten Probleme bei der Freigabe zu umgehen. Carreras lenkte ein und ließ stattdessen in den Kulissen, die für John Gillings „The Rape of Sabena“ vorgesehen waren, Guy Endores Roman „The Werewolf of Paris“ drehen, wofür Produzent und Drehbuchautor Anthony Hinds (unter seinem Pseudonym John Elder) die Geschichte nach Spanien verlegte. 
Terence Fisher, der schon Hammers Blockbuster „Dracula“, „Frankensteins Fluch“ und „Die Rache der Pharaonen“ realisiert hatte, inszenierte mit „Der Fluch von Siniestro“ allerdings auch einen sehr gewagten Werwolf-Film, der große Probleme hatte, die britische Zensurbehörde zu passieren – und dies erst nach etlichen Kürzungen und Entschärfungen. So wurde der Marquéz von der Magd nur von einem statt fünf Messerstichen getötet, ihre vorangegangene Vergewaltigung durch den Bettler wurde nur angedeutet und fand auch nicht vor den Augen des sadistischen Marquéz statt. Entschärft wurden auch die mörderischen Szenen mit dem Werwolf. 
Trotz der unzähligen Schnitte ist „Der Fluch von Siniestro“ ein atmosphärisch gelungener Film geworden, der mehr als tragische Liebesgeschichte denn als Horror-Drama funktioniert. Oliver Reed, der bereits in „Schlag 12 in London“ und „Das Schwert des Robin Hood“ zwei Kurz-Auftritte hatte, verkörperte in dem Werwolf-Drama seine erste Hauptrolle, die er bravourös meisterte. Ebenso wie die schönen Kulissen und die eindrucksvolle Farbgebung überzeugen auch Clifford Evans („Der Kuss des Vampirs“, „Raubzug der Wikinger“) als Don Alfredo und die gut besetzten Nebendarsteller sowie Benjamin Frankel mit seinem emotionalen Score. 

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