Der Hund von Baskerville (1959)

Die britischen Hammer Film Productions haben es sich Ende der 1950er Jahre zur Aufgabe gemacht, die schwarzweißen Universal-Monster-Klassiker der 1930er Jahre wie „Frankenstein“, „Dracula“, „Die Mumie“ und „Das Phantom der Oper“ in leuchtenden Technicolor-Farben neu zu verfilmen, wobei sich früh eine erfolgreiche Konstellation unter den Filmschaffenden etablierte. Das Gegenstück zu den Universal-Stars Boris Karloff und Bela Lugosi bildeten bei Hammer Peter Cushing und Christopher Lee, dazu gesellte sich mit Regisseur Terence Fisher ein extrem effizient arbeitender Regisseur mit geschultem Auge. Nachdem dieses Trio Hammer Films mit „Frankensteins Fluch“, „Dracula“ und „Frankensteins Rache“ auf die Erfolgsspur gebracht hatte, kamen sie auch bei der Hammer-Adaption von Sir Arthur Conan Doyles berühmter Novelle „Der Hund von Baskerville“ erneut zusammen und schufen ein sehenswertes Kleinod. 

Inhalt: 

Nach dem überraschenden Tod von Sir Charles Baskerville sucht der Hausarzt der Familie, Dr. Mortimer (Francis De Wolff), Sherlock Holmes und seinen Assistenten Dr. Watson (André Morell) auf, um ihn damit zu beauftragen, den Neffen und Haupterben des Toten, Sir Henry (Christopher Lee), zu beschützen, da er auch dessen Leben in Gefahr sieht. Er erzählt dem Detektiv-Gespann die Legende um den Hund von Baskerville, der im 17. Jahrhundert den grausamen Sir Hugo Baskerville (David Oxley) in den Mooren von Dartmoor in der Grafschaft Devon zerfleischt haben soll, nachdem dieser ein junges Mädchen ermordet hatte. 
Holmes besucht am folgenden Morgen zusammen mit Watson den jungen Grafen in dessen Hotel, wo sie Zeuge werden, wie eine Tarantel aus Sir Henrys Schuh in seiner Hand auf den Arm krabbelt. Zuvor hatte Sir Henry den anderen Schuh beim Hotelmanagement als gestohlen gemeldet, nachdem er sein Paar Schuhe zum Putzen vor die Tür gestellt hatte. Holmes übernimmt den Fall, lässt aber wegen eigener Unabkömmlichkeit Dr. Watson als Begleitung von Sir Henry mitreisen. 
Kaum sind Sir Henry und Dr. Watson in Baskerville Hall angekommen, hören sie nachts auch schon das Geheul des legendären Hundes in den Mooren. Doch auch ein entflohener Sträfling aus der nahe gelegenen Haftanstalt und der undurchsichtige Naturforscher Stapleton (Ewen Solon) und dessen Schwester (Marla Landi) fließen in die Ermittlungen von Sherlock Holmes ein, der sich kurz nach Watsons Abreise heimlich auf den Weg nach Dartmoor gemacht hatte. Steckt hinter der Legende vom Hund von Baskerville vielleicht doch eine Geschichte über Gier und Verrat? 

Kritik: 

Die zwischen August 1901 bis April 1902 als Fortsetzungsroman im „Strand Magazine“ erschienene und von Sidney Paget illustrierte dritte Geschichte des berühmten Sherlock Holmes wurde seit 1914 mehrfach verfilmt, anfangs noch ohne Dr. Watson als Holmes‘ Partner. Nachdem 1939 die erste Hollywood-Verfilmung mit Basil Rathbone und Nigel Bruce in den Hauptrollen zur bekanntesten Leinwand-Adaption avanciert war, machte sich auch Hammer daran, die berühmte Geschichte zu verfilmen. Eigentlich sollte „Der Hund von Baskerville“ eine ganze Reihe von Sherlock-Holmes-Filmen bei Hammer einläuten, doch da das Ergebnis an den Kinokassen weit hinter den Erwartungen und den Erfolgen von Hammers Monsterfilmen lag, sollte dies der einzige Sherlock-Holmes-Beitrag der britischen Filmschmiede bleiben. 
Dabei ist Peter Cushing als Sherlock Holmes glänzend besetzt, auch wenn seine Darstellung ein wenig von dem Humor der originalen Figur vermissen lässt. Doch Hammer war ohnehin weniger an dem Kriminalfall als an der Stimmung interessiert. Hier wird mit den düsteren Bildern, die Dr. Mortimer mit seiner Erzählung der Legende heraufbeschwört, auch der richtige Ton getroffen. Das lebensgefährliche Moor, in das auch Dr. Watson in einer Szene zu versinken droht, wird mit wunderschönen Matte Paintings dargestellt, die Ausstattung von Holmes‘ Wohnung und Büro in der Baker Street und von Baskerville Hall entspricht den vertrauten Hammer-Maßstäben. Während Sherlock Holmes vielleicht die komplexeste Rolle darstellt, die Peter Cushing bei Hammer Films verkörpern durfte, bleibt Christopher Lee als aus Übersee angereister Adliger eher blass. Dafür macht André Morell („Ben Hur“, „Die Brücke am Kwai“) als Dr. Watson eine wirklich starke Figur. 
Sicher hätte man aus der Legende um den Hund von Baskerville und auch aus den Nebenhandlungen mehr machen können, aber Fisher ist mit dem knapp eineinhalbstündigen Grusel-Krimi ein sehenswerter Beitrag zum Hammer-Film-Universum und eine der besten Sherlock-Holmes-Adaptionen überhaupt gelungen.  

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