Frankensteins Fluch

Die britischen Hammer Filmstudios begründen ihren Erfolg in den 1950er und 1960er Jahren vor allem mit farbenfrohen Remakes der schwarzweißen Monster-Klassiker von Universal in den 1930er Jahren, wobei vor allem die „Frankenstein“- und „Dracula“-Filme in Serie gehen durften. 1957 entstand mit der Adaption von „Frankenstein“, Mary Shelleys Klassiker der Schauerliteratur, gleich der erste einer Reihe beeindruckender Neuinterpretationen, wobei „Frankensteins Fluch“ unter der Regie von Terence Fisher mit Peter Cushing in der Hauptrolle des Wissenschaftlers und Christopher Lee als Kreatur selbst zu einem Klassiker avancierte. 

Inhalt: 

Nach dem Tod seiner Eltern macht sich der junge wie wohlhabende Baron Victor Frankenstein selbst auf die Suche nach einem geeigneten Hauslehrer, der ihm mehr als das dröge Schulwissen zu vermitteln versteht. In Paul Krempe (Robert Urquhart) findet er schnell einen geeigneten Mann, der dem Haus auch treu bleibt, als Victor längst erwachsen ist, und den wissbegierigen Mann bei seinen Experimenten unterstützt. Nachdem sie einen toten Hundewelpen wieder zum Leben erweckt haben, strebt Frankenstein danach, auch einen Menschen auf diese Weise neu zu erschaffen. Doch Paul merkt schnell, dass es dem Baron um weit mehr geht als um Fortschritte in der medizinischen Forschung, sondern um ein narzisstisches Machtgefühl. Als Paul mit dem Baron die Leiche eines Gehängten vom Galgen schneidet und im Labor beobachtet, wie dieser den von Geiern schon angefressenen Kopf entfernt, will Paul die Zusammenarbeit mit dem Frankenstein beenden. Der lädt unbeirrt von seinem kühnen Plan Professor Bernstein (Paul Hardtmuth) ein, um ihn unbeobachtet von seiner Cousine Elizabeth (Hazel Court) und Paul, zu Tode kommen zu lassen, um dessen Gehirn verwenden zu können. Paul bekniet Elizabeth wiederholt, von ihren Heiratsplänen mit Victor Abstand zu nehmen und das Haus zu verlassen, doch stattdessen hofft die nach dem Tod ihrer Mutter Sophia mittellose und alleinstehende Frau, eines Tages in die Experimente ihres Geliebten eingeweiht zu werden. Der hält Elizabeth jedoch genauso hin wie die naive Haushälterin Justine (Valerie Gaunt), mit der Victor eine heimliche Affäre unterhält. 
Trotz des Gegenwinds von allen Seiten gelingt es Frankenstein, seine Kreatur (Christopher Lee) zum Leben zu erwecken, doch da nach einem Gerangel mit Paul das Gehirn des Professors verletzt worden ist, bricht die Kreatur aus dem Labor aus, flüchtet in den Wald und tötet dort einen blinden alten Mann und einen Jungen. Paul erschießt die Kreatur schließlich, als er sie zusammen mit dem Baron im Wald entdeckt, doch Frankenstein unternimmt einen weiteren Versuch, die Kreatur wieder zum Leben zu erwecken … 

Kritik:

Mit einem schmalen Budget von geschätzten £ 65.000 haben die Produzenten Anthony Hinds und Michael Carreras, Regisseur Terence Fisher, Drehbuchautor Jimmy Sangster sowie die beiden (Haupt-)Darsteller Peter Cushing und Christopher Lee bei „Frankensteins Fluch“ eine gewinnträchtige Allianz geschmiedet, die über viele weitere Hammer-Produktionen wie „Dracula“, „Der Hund von Baskerville“ und „Die Rache der Pharaonen“ Bestand haben sollte. 
Im Gegensatz zur meisterhaften Universal-Verfilmung durch James Whale und die Romanvorlage fokussiert sich die Hammer-Adaption von „Frankenstein“ ganz auf den narzisstischen Grafen und lässt Christopher Lee kaum Raum, die tragische Rolle der Kreatur vielschichtig anzulegen, doch diese wenigen Momente nutzt Lee beeindruckend aus.
Peter Cushing brilliert als brillanter, ehrgeiziger und skrupelloser Wissenschaftler, dem es bei seinen diabolischen Experimenten gar nicht um das Wohl der Menschheit geht, sondern allein um seinen Ruhm als Wissenschaftler, wofür er nicht nur Leichen schändet, sondern auch geeignete Lebende über die Klinge springen lässt, um geeignete Körperteile für seine Kreatur verwenden zu können oder unliebsame Zeugen wie die schwangere und heiratswillige Justine loszuwerden. 
„Frankensteins Fluch“ beschränkt sich bis auf wenige Ausnahmen auf die Kulisse des Labors, das mit bunten, blubbernden Flüssigkeiten und unzähligen Utensilien auch eindrucksvoll ausgestattet ist und maßgeblich die Atmosphäre des längst zum Klassiker avancierten Films prägt. Das gelungene Drehbuch, die stimmungsvolle Kameraarbeit, James Bernards düsterer Score und die gut aufgelegten Darsteller machen „Frankensteins Fluch“ zu einem kleinen Meisterwerk, dem mit „Frankensteins Rache“ (1958), „Frankensteins Ungeheuer“ (1964), „Frankenstein schuf ein Weib“ (1967), „Frankenstein muss sterben“ (1969) und „Frankensteins Höllenmonster“ (1974) noch diverse Sequels folgten.  

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