Frankensteins Rache

Das 1957 mit minimalem Budget produzierte Grusel-Drama „Frankensteins Fluch“ war so erfolgreich, dass die Londoner Produktionsfirma Hammer Films fortan eine ganze Reihe schwarzweißer Klassiker der Universal-Ära der 1930er Jahre ins viktorianische Zeitalter verlegte und mit grellen Farben neu belebte, darunter selbst zu Klassikern des Genres avancierte Filme wie „Dracula“ (1958), „Die Rache der Pharaonen“ (1959), „Schlag 12 in London“ (1960) und „Der Fluch von Siniestro“ (1961). Vor allem gingen aber – wie zuvor schon bei den Universal-Filmen mit Boris Karloff und Bela Lugosi – die Kassenerfolge „Dracula“ und „Frankenstein“ in Serie. Mit „Frankensteins Rache“ kam 1958 schnell die direkte Fortsetzung von „Frankensteins Fluch“ in die Kinos – wiederum mit Peter Cushing in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Nachdem Baron Frankenstein wegen des Mordes an seinem Hausmädchen Justine zum Tod durch die Guillotine verurteilt wurde, kann er im letzten Moment fliehen, während der Priester, dem Frankenstein zuvor seine unglaubliche Lebensgeschichte erzählt hatte, in dem eigentlich ihm zugedachten Grab landet. Unter dem Namen Dr. Stein (Peter Cushing) praktiziert der Baron in der deutschen Stadt Carlsbrück, wo er mit seinem unerwarteten Erfolg den Neid seiner Kollegen hervorruft, denen er bereits etliche Patienten abspenstig gemacht hat und sich außerdem noch für die Armen engagiert. Für die niedergelassenen Ärzte stellt es zudem ein Affront dar, dass Dr. Stein nicht Mitglied ihrer Vereinigung ist und auch nicht vorhat, dies nachzuholen. Einzig der junge Dr. Hans Kleve (Francis Matthews) mag sich seinen entrüsteten Kollegen nicht anschließen und bittet den Baron, bei ihm lernen zu dürfen. Dem Baron bleibt kaum eine Alternative, Kleve als seinen Assistenten einzustellen, denn dieser war auch auf der Beerdigung von Professor Bernstein, Frankensteins ersten Mordopfer, und kennt deshalb Frankensteins Geheimnis. 
Kleves Unterstützung kann der Baron auch gut gebrauchen, denn nachdem er bereits einem Schimpansen das Gehirn eines Orang-Utan eingepflanzt hat, wartet nun eine weitaus ansehnlichere Kreatur darauf, das Gehirn von Frankensteins klugen, aber verkrüppelten Gehilfen Karl (Michael Gwynn) eingesetzt zu bekommen, so dass Karl sein Leben in einem neuen Körper verbringen kann. Die Operation gelingt, doch als Karl von Dr. Kleve erfährt, dass er nun ein Objekt wissenschaftlichen Interesses sei, der für viele Tests anderen Wissenschaftlern zur Verfügung stehe, flieht Karl und bringt Frankenstein in eine missliche Situation … 

Kritik: 

Das „Frankensteins Fluch“-Duo aus Regisseur Terence Fisher und Drehbuchautor Jimmy Sangster setzt mit seiner Fortsetzung nahtlos an die vermeintliche Hinrichtung von Baron Frankenstein durch die Guillotine an und lässt den durch tatkräftige Mithilfe entkommenen Wissenschaftler in einer neuen Stadt der Tätigkeit eines ebenso fleißigen wie wohltätigen Allgemeinarztes und Chirurgen nachgehen. Dabei mag zunächst der Eindruck entstehen, dass sich das Publikum einem geläuterten Mann gegenübersieht, der seine früheren Verfehlungen, die ihn fast das Leben gekostet haben, bedauert und sich mit ehrlicher Inbrunst seiner heilenden Mission widmet. Doch schnell wird deutlich, dass ihm die Arbeit in einem Krankensaal für die Mittellosen nur dazu dient, unkompliziert an geeignete Bausteine für seine neue Kreatur zu kommen, beispielsweise den Arm eines Taschendiebes. 
Im Gegensatz zum ersten „Frankenstein“-Film wird der Baron durch seinen Assistenten auch nicht mit der moralischen Verwerflichkeit seiner Experimente konfrontiert, sondern in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützt. Einmal mehr überzeugt Peter Cushing als egomanischer, von Ruhmsucht angetriebener Wissenschaftler, der sich nicht um das Wohl der Menschen kümmert, wie es sein Berufsstand vorsieht. 
Die Szenen im Labor sind wie beim Vorgänger vorzüglich von Jack Asher („Dracula“, „Schlag 12 in London“) in lebhaften Bildern eingefangen worden, nur ist die Kreatur noch weniger von Bedeutung als im ersten Teil. Wo Christopher Lee in seinen wenigen Szenen noch die tragische Natur seiner Existenz wortlos beklagen konnte, bleibt das „Monster“ in „Frankensteins Rache“ enttäuschend blass. Dennoch vermag die erste Fortsetzung sehr gut zu unterhalten und durfte mit „Frankensteins Ungeheuer“ (1964), „Frankenstein schuf ein Weib“ (1967), „Frankenstein muss sterben“ (1969) und „Frankensteins Höllenmonster“ (1974) noch weitere Fortsetzungen erleben.  

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