Dunkirk

Nach seinen ersten bemerkenswerten Filmen „Following“ (1998) und „Memento“ (2000) hat sich Christopher Nolan mit der „The Dark Knight“-Trilogie (2005-2012) als Großmeister seines Faches etabliert. Mit den von Hans Zimmer großartig vertonten Meisterwerken „Inception“ (2010) und „Interstellar“ (2014) untermauerte Nolan eindrucksvoll seinen Ruf als einer der visionärsten Filmemacher seiner Zeit. Entsprechend gespannt erwartete man 2017 seinen Kriegsfilm „Dunkirk“, der sich – wie nicht anders zu erwarten – grundlegend von anderen Genrefilmen unterscheiden sollte. 

Inhalt: 

Im Mai 1940 haben die Nazis die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt. Während die französischen Truppen noch verzweifelt versuchen, die Stellung in der Stadt zu halten, warten 400.000 französische und britische Soldaten auf ein Wunder, denn selbst der Rückzug über das Wasser wird durch Flugzeugangriffe der Deutschen erschwert. Während der britische Commander Bolton (Kenneth Branagh) versucht, so viele seiner Männer wie möglich mit einem Kriegsschiff in Sicherheit zu bringen, konnte sich der einfache britische Soldat Tommy (Fionn Whitehead) im Gegensatz zu seinen Kameraden in letzter Sekunde an den Strand retten, wo er sich mit einem sprach- und namenlosen französischen Kameraden (Damien Bonnard) verbündet, als Träger einer Bahre mit einem Verletzten auch noch auf den rettenden Zerstörer zu gelangen. Doch bevor das Schiff von der Mole ablegen kann, wird es von deutschen Bomben aus der Luft versenkt. Tommy und sein Kamerad können sich wie die Fußsoldaten Alex (Harry Styles) und Gibson (Aneurin Barnard) in Sicherheit bringen, doch schrumpft die Hoffnung auf Rettung zusehends. 
Da britische Zerstörer bei den andauernden deutschen Luftangriffen nicht durchkommen, macht sich eine Flotte von kleinen Privatbooten von der britischen Küste auf, Hilfe zu leisten, darunter Mr. Dawson (Mark Rylance) mit seinem Sohn Peter (Tom Glynn-Carney) und dessen Freund George (Barry Keoghan). Sie retten zunächst einen schwer traumatisierten britischen Soldaten (Cillian Murphy) aus dem Wrack seines versenkten U-Boots und nehmen trotz der eindringlichen Warnung des Geretteten weiterhin Kurs auf Dünkirchen. 
Aus der Luft versucht Staffelführer Farrier (Tom Hardy) mit seinen beiden Kameraden in ihren Spitfires, die deutschen Luftangriffe einzudämmen, doch ihr Sprit reicht für nicht mehr als eine Stunde… 

Kritik:

Christopher Nolan, der wiederum auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, verzichtet in seinem Kriegsdrama „Dunkirk“ auf die konventionelle Darstellung brutaler Gefechte. Der (deutsche) Feind bleibt eine nahezu unsichtbare, unpersönliche Größe und Bedrohung, die durch Gewehrschüsse auf ein gestrandetes Boot, in dem sich Tommy und seine Kameraden versteckt halten, oder Bomben aus der Luft greifbar wird. In keiner Szene sind deutsche Soldaten zu sehen, so dass sich der Zuschauer von Beginn an, als Tommy mit seinen jungen Kameraden in der wie ausgestorben wirkenden Stadt nach Wasser und Essen sucht, mit den eingekesselten Soldaten identifiziert. 
Zwar schwenkt Nolan auch immer mal wieder zu Commander Bolton und seinen Offizieren, aber auch nur, um die Ausweglosigkeit der Situation, Churchills Anweisung bezüglich der Rückführung von 30.000 Soldaten und die ausbleibende Unterstützung zu thematisieren. Der Fokus von „Dunkirk“ liegt bei den einfachen Soldaten, die um ihr Leben kämpfen und fürchten. Dabei wechselt er immer wieder geschickt die Perspektive zwischen dem Geschehen am Strand, auf dem Wasser und in der Luft. 
Die Spannung hält Nolan über die gesamte Spielfilmlänge konstant hoch, da die Bedrohung durch die Nazis allgegenwärtig gemacht wird. Das wird durch Hans Zimmers düster-minimalistischen Score noch unterstrichen. Nolan und seinem Kameramann Hoyte Van Hoytema („Dame, König, As, Spion“, „James Bond 007: Spectre“) gelingen beeindruckende Bilder, die einfach für die große Leinwand gemacht sind. Der Überlebenskampf der Soldaten wird erschreckend realistisch eingefangen, ohne über die Maßen dramatisiert zu werden. Die verängstigten Gesichter der einfachen Soldaten reichen völlig aus, die desolate Situation zu veranschaulichen. 
Am Ende ist „Dunkirk“ ein sehr persönliches Kriegsdrama geworden, das die Grausamkeit des Krieges anhand einiger bewegender Einzelschicksale aufzeigt.  

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