Following

Mit Meisterwerken wie der „The Dark Knight“-Trilogie, „Inception“, „Interstellar“, „Dunkirk“ und zuletzt „Tenet“ hat sich Christopher Nolan in die erste Liga der Hollywood-Regisseure katapultiert, aber auch groß(artig)e Filmemacher haben mal klein angefangen. Nolan präsentierte 1998 mit „Following“ ein nicht mal 70-minütiges, in Schwarzweiß gedrehtes Low-Budget-Debüt, das allerdings schon Im Ansatz die verschachtelte Struktur seiner späteren Filme aufwies. 

Inhalt: 

Bill (Jeremy Theobald) ist ein junger Erwachsener, der keiner Arbeit nachgeht, allein in einer kleinen Absteige lebt und gern Schriftsteller sein würde, was ihm als Erklärung dafür dient, wahllos Menschen aus der Menge herauszupicken und sie zu verfolgen, um so Charakterstudien anfertigen zu können. Dabei hat er sich strenge Regeln auferlegt, verfolgt keine Figuren zu lange und folgt Frauen nach Einbruch der Dunkelheit nicht in verlassene Gassen. 
Eines Tages wird Bill allerdings von einer seiner Zielpersonen auf sein Verhalten angesprochen. Cobb (Alex Haw) setzt sich zu Bill an den Tisch, fragt ihn nach seiner Motivation für die Beschattung und gibt schließlich bereitwillig Auskunft über seine Tätigkeit und den Inhalt der Tasche, die er bei sich führt. Cobb bricht nämlich nicht einfach nur in Wohnungen ein, er genießt es vor allem, in das Leben der Bewohner einzudringen und sich ganz persönliche Dinge von ihnen anzueignen, denn nur, wenn man etwas verliert, glaubt er, weiß man zu schätzen, was man daran hatte. 
Bill ist augenblicklich fasziniert von Cobbs Leben und begleitet ihn auf seinen Raubzügen. Doch als Bill in einer Bar die blonde Ex-Geliebte (Lucy Russell) einer Unterweltgröße kennenlernt, nimmt das Spiel eine unerwartete Wendung… 

Kritik: 

Mit einem schmalen Budget von gerade mal 6.000 Dollar und einem Cast, der überwiegend aus Freunden und Familienmitgliedern bestand, realisierte Nolan mit „Following“ ein Krimi-Drama, bei dem nicht nur die kargen Schwarzweiß-Bilder eine Noir-Atmosphäre versprühen. Nolan erweist sich vor allem als raffinierter Geschichtenerzähler, der munter mit verschiedenen Zeitebenen jongliert, so dass der Zuschauer erst nach und nach das Puzzle zusammensetzen kann, bis das Finale einen überraschenden Clou präsentiert. 
Immerhin macht es Nolan seinem Publikum nicht zu schwer. Während sein Protagonist Bill in drei Zeitebenen unterwegs ist, sieht er nämlich jeweils deutlich anders aus. Zum chronologischen Beginn der Geschichte sieht Bill mit Bart und längeren Haaren noch wie recht verwahrlost aus. Nach der Bekanntschaft mit Cobb hat er sich rasiert und die Harre schneiden lassen, trägt einen Anzug und lernt so in der Bar die geheimnisvolle Blonde kennen, in die er sich schließlich verliebt. 
Im letzten Zeitabschnitt ist Bill zwar noch adrett gekleidet und frisiert, trägt aber sichtbare Verletzungen im Gesicht mit sich herum. Wie und warum er sich diese zugezogen hat, wird erst zum Ende ebenso aufgeklärt wie das perfide Spiel, in das Bill hineingezogen worden ist. 
Erst durch das Durcheinanderwirbeln der chronologischen Folge entfesselt „Following“ seine Sogwirkung, die durch David Julyans elektronischen Score noch verstärkt wird. Jeremy Theobald, der bereits bei Nolans vorangegangenen Kurzfilmen „Larceny“ und „Doodlebug“ zum Einsatz kam und auch in späteren Filmen des Regisseurs wie „Batman Begins“ und „Tenet“ Mini-Rollen übernahm, macht eine gute Figur als einzelgängerischer Sonderling, der durch eine Femme fatale auf Abwege gerät. 
Nolan gelang es durch den Erfolg mit „Following“ bei internationalen Filmfestivals, seinen nächsten Film „Memento“ (2000) bereits mit Stars wie Guy Pearce und Carrie-Anne Moss und einem Budget von neun Millionen Dollar umsetzen zu können. Der Rest ist Geschichte. 

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