Im Geheimdienst

Der österreichisch-deutsche, Mitte der 1930er Jahre über die Zwischenstation Frankreich in die USA emigrierte Filmemacher Fritz Lang hat bereits mit seinen Film noirs „Menschenjagd“ (1941), „Auch Henker sterben“ (1943) und „Ministerium der Angst“ (1944) persönlich Stellung gegen das Treiben des Nazi-Regimes in seiner ehemaligen Wirkungsstätte bezogen, wo er Meisterwerke wie „Metropolis“, „Dr. Mabuse, der Spieler“ und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ kreiert hatte. Sein 1946 entstandenes Spionage-Drama „Im Geheimdienst“ wartet zwar mit Gary Cooper und Lilli Palmer in ihem US-Debüt in den Hauptrollen auf, zählt aber nicht zu Langs besten Werken. 

Inhalt: 

Der an einer amerikanischen Universität forschende Physiker Alvah Jesper (Gary Cooper) erhält eines Tages unerwarteten Besuch eines früheren Studienkollegen, der bei der Geheimdienstorganisation O.S.S. arbeitet und beunruhigende Nachrichten über den möglichen Bau von Atombomben durch die Nazis erhalten hat. Da der O.S.S. über keine Wissenschaftler verfügt, die die Nachrichten verifizieren können, wird Jesper damit beauftragt, die ungarische Wissenschaftlerin Katerin Loder (Helene Thimig) aufzusuchen, die sich gerade in einem Sanatorium in der Schweiz aufhält. Doch die deutschen Spione haben Jespers Aufenthalt dort bereits registriert, setzen die verführerische Ann Dawson (Marjorie Hoshelle) auf ihn an und entführen die Wissenschaftlerin, die nur mit den Nazis zusammenarbeitet, weil diese drohen, täglich gefangene Landsleute von ihr zu erschießen. 
Aus dem kurzen Gespräch mit ihr weiß Jesper aber, dass sie mit dem italienischen Professor Polda (Vladimir Sokoloff) an der Bombe gearbeitet hat. Als Jesper mit Hilfe italienischer Widerstandskämpfer zu Polda geführt wird, erfährt er, dass Polda ebenfalls von den Nazis zur Zusammenarbeit gezwungen wird, indem sie seine Tochter Maria gefangenhalten. Jesper taucht bei der attraktiven italienischen Untergrundkämpferin Gina (Lilli Palmer) unter. Während sie überlegen, wie sie Maria befreien und Polda für sich gewinnen können, verlieben sich Gina und Jesper ineinander… 

Kritik: 

Als Vorlage für sein antinazistisches Spionage- und Liebesdrama „Im Geheimdienst“ diente Fritz Lang das Sachbuch „Cloak and Dagger: The Secret Story of O.S.S.“ von Corey Ford und Alastair MacBain, doch spielen die amerikanischen Agenten hier nur eine untergeordnete Rolle. „Cloak and Dagger“, so auch der Originaltitel, beginnt vielversprechend mit dem Übermitteln einer chiffrierten Nachricht von Frankreich aus, die durch das Eingreifen feindlicher Agenten nicht zu Ende übertragen wird, und die Einweihung des renommierten Physikers Alvah Jesper, der herausfinden soll, wie weit die Nazis beim Bau der Atombombe bereits sind. 
Gary Cooper („Wem die Stunde schlägt“, „Zwölf Uhr mittags“) wird hier gleich als Sympathieträger eingeführt, der sich ohne zu zögern für die gute Sache einspannen lässt und in die Schweiz fliegt. Sobald er dort eintrifft, zerfasert die Handlung aber zusehends. Es entwickelt sich ein verwirrendes Katz- und Maus-Spiel der Agenten, wobei die deutschen Spione Jesper, Gina und Polda immer mehr einkreisen. Dass Lang sich dabei auf die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Professor und die italienische Widerstandskämpferin konzentriert, schadet der Hauptgeschichte, die zudem weitaus interessantere Nebenhandlungen wie die Suche nach Poldas Tochter geboten hätte. Die guten Darstellerleistungen, die ansprechenden Schwarzweiß-Bilder von Sol Polito („Arsen und Spitzenhäubchen“, „Sergeant York“) und der unaufdringliche, melodische Score von Max Steiner („Casablanca“, „Vom Winde verweht“) machen „Im Geheimdienst“ zu einem durchaus sehenswerten, aber nicht überragenden Film in Langs Oeuvre.  

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