Die Geliebte des französischen Leutnants

Obwohl die Werke des britischen Schriftstellern John Fowles (1926-2005) durch ihre komplexe Struktur mit metafiktionalen Brüchen und intertextuellen Verweisen oft als unverfilmbar gelten, sind über die Jahre doch einige Verfilmungen seiner Romane entstanden, darunter William Wylers „Der Fänger“ (1965) und Guy Greens „Der Magus“ (1968). Die bekannteste Verfilmung stellt wahrscheinlich Karel Reisz‘ „Die Geliebte des französischen Leutnants“ (1981) mit Jeremy Irons und Meryl Streep in jeweils doppelten Hauptrollen dar, doch kann die prominente Besetzung vor und hinter der Kamera nicht über die recht spröde wirkende Inszenierung hinwegtäuschen. 

Inhalt: 

Die beiden Schauspieler Anna (Meryl Streep) und Mike (Jeremy Irons) stellen die Hauptpersonen in einem Drama dar, das in einem englischen Küstenstädtchen Mitte des 19. Jahrhunderts spielt. Die beiden jeweils verheirateten Darsteller unterhalten dabei ebenso eine heimliche Affäre wie die Figuren in dem historischen Film. Darin wird die junge Sarah (Meryl Streep) nach einer Beziehung mit einem französischen Leutnant zur gebrandmarkten Außenseiterin, die sich bei Wind und Wetter immer wieder an das Ende der Mole stellt. 
Der Geologe Charles (Jeremy Irons) hat gerade erst der aus wohlhabendem Hause stammenden Ernestina (Lynsey Baxter) einen Heiratsantrag gemacht, als er Sarah kennenlernt und sich augenblicklich in sie verliebt. Er reist ihr bis nach Exeter nach und gesteht ihr seine Liebe. Bevor er sie jedoch zur Frau nehmen kann, will er seiner Verlobten reinen Wein einschenken. Anschließend kehrt Charles nach Exeter zurück, doch hat Sarah ihr Zimmer in der Pension längst geräumt und hat die Stadt ohne näher genanntes Ziel verlassen… 

Kritik: 

Durch seine außergewöhnlichen narrativen Mittel, mit denen Fowles seinen 1969 veröffentlichten Roman „Die Geliebte des französischen Leutnants“ die zwei Handlungs- und Zeitebenen miteinander verband, galt das Werk lange Zeit als unverfilmbar. Dennoch hat sich der Autor den renommierten Filmemacher Karel Reisz („Sonnabendnacht und Sonntagmorgen“, „Dreckige Hunde“) ausgeguckt, um eine Verfilmung in Angriff zu nehmen. 
Nachdem Fowles selbst für die Adaption seines wichtigsten Werks, „Der Magus“, das Drehbuch beisteuerte, der Film aber trotz der Top-Besetzung mit Anthony Quinn, Michael Caine, Anna Karina und Candice Bergen fürchterlich floppte und auch kaum verstanden wurde, kümmerte sich der gefeierte britische Theaterautor und Regisseur Harold Pinter („Der Hausmeister“, „The Birthday Party“) um die Drehbuchfassung. 
Pinter wählte eine Film-im-Film-Variante, wobei die beiden Erzählstränge in der Gegenwart und in der Vergangenheit aber übergangslos nebenherlaufen und die Haupthandlung definitiv das in der Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelte Liebesdrama darstellt. Durch die unvorhersehbaren Sprünge zwischen den beiden Ebenen wird der Erzählfluss leider empfindlich gestört, und die dürftig ausdifferenzierte Rahmenhandlung der Dreharbeiten führt eher zur Verwirrung, als es die geschilderten Ereignisse aufhellt. So sehr sich Meryl Streep („Die Brücken am Fluss“, „Silkwood“) und Jeremy Irons („Verhängnis“, „Die Unzertrennlichen“) auch bemühen, ihren Figuren Ausdruck zu verleihen, gelingt es ihnen doch nicht, die Sympathien des Publikums auf sich zu ziehen, denn liebenswert wirkt keine der vier Personen, die die beiden Oscar-prämierten Stars verkörpern. 
So gefällt „Die Geliebte des französischen Leutnants“ vor allem als schick ausgestattetes Kostümdrama und pointiert die entmenschlichende Gesellschaftsstruktur der Bourgeoisie entlarvendes Sittengemälde, weniger als feinsinniges Melodram. 

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