Le Mans 66 - Gegen jede Chance

Nicht nur für Fans von Superstar Steve McQueen, sondern auch für Freunde des Rennfahrsports avancierte John Sturges„Le Mans“ (1971) zu einem Stück Pflichtprogramm. Fast fünfzig Jahre später kehrt Regisseur James Mangold („Durchgeknallt“, „Todeszug nach Yuma“) zum legendären 24-Stunden-Rennen in Frankreich zurück, stellt dabei aber den Wettkampf der zwei unversöhnlich miteinander konkurrierenden Autohersteller Ferrari und Ford gegenüber, wobei der Fokus eindeutig auf das von Christian Bale und Matt Damon verkörperte Team von Ford im Vordergrund steht. 

Inhalt: 

Nachdem Henry Ford II (Tracy Letts) das von seinem Großvater gegründete Familiengeschäft Anfang der 1960er Jahre übernommen hatte, steht der Automobilkonzern vor einer Zeitenwende, denn Wagen von Ford werden als wenig attraktiv bei den Amerikanern empfunden, die vorzugsweise auf europäische Marken zurückgreifen, wenn sie einen gewissen Status zu repräsentieren gedenken. 
Um das eigene Image aufzupeppen, regt der visionäre Lee Iacocca (Jon Bernthal) den Einstieg von Ford ins Renngeschäft und dazu zunächst den Aufkauf der finanziell arg angeschlagenen Prestige-Marke Ferrari an. Da der italienische Firmenchef Enzo Ferrari (Remo Girone) nicht an einem Verkauf an die Amerikaner interessiert ist und stattdessen einen 18-Millionen-Dollar-Deal mit Fiat eingeht, will Henry Ford II seinen eigenen Rennwagen beim legendären Rennen von Le Mans an den Start bringen und den Dauergewinner Ferrari in die Schranken weisen. Iacocca weiß auch schon wie: Nachdem Carroll Shelby (Matt Damon) wegen eines Herzklappenfehlers seine eigene Rennfahrer-Karriere aufgeben musste, soll er einen Wagen konstruieren, der es mit den pfeilschnellen Ferraris aufnehmen kann. Zusammen mit seinem temperamentvollen Freund, dem britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), optimieren sie den Ford GT40 so lange, bis er den Härtetest eines 24-Stunden-Rennens besteht. 
Das Projekt droht immer wieder zu scheitern, und dann setzt Ford-Manager Leo Beebe (Josh Lucas) auch noch alles daran, den unberechenbaren Miles gegen einen zuverlässigeren, handzahmeren Fahrer einzutauschen… 

Kritik: 

Regisseur James Mangold, der erst kürzlich den Regieposten von Steven Spielberg beim letzten „Indiana Jones“-Abenteuer beerben durfte und zuvor seine Meisterschaft bereits in unterschiedlichen Filmen wie „Durchgeknallt“, „Walk the Line“ und „Logan: The Wolverine“ unter Beweis gestellt hatte, lässt sich in seinem zweieinhalbstündigen biografischen Rennsport-Drama, das im Original unter dem Titel „Ford v Ferrari“ in den Kinos lief, viel Zeit, bis es in Le Mans auf die Piste geht. 
Bis dahin gewinnen vor allem die beiden Freunde Carroll Shelby und Ken Miles an Profil. Während Shelby von heute auf morgen seine Profession als Rennfahrer aufgrund eines Herzfehlers an den Nagel hängen muss und fast schon widerwillig in Hollywood Luxuskarossen an Prominente vertickt, steht Miles das Wasser bis zum Hals, als das Finanzamt seine Werkstatt dichtmacht und er überlegen muss, wie er fortan seine Frau Mollie (Caitríona Balfe) und seinen Sohn Peter (Noah Jupe) ernähren soll. 
Auf einer weiteren Erzählebene wird die Neuausrichtung des Automobilkonzerns Ford unter der freudlosen Führung von Henry Ford II thematisiert, die in einer Art Kriegserklärung gegen Enzo Ferrari und dem Bau eines eigenen Rennwagens gipfelt. 
Akribisch beschreibt „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“, wie der Ford GT40 unter ständigen Belastungstests optimiert wird, und wie eng die Zusammenarbeit zwischen Shelby und Miles funktioniert, wird gerade in den Momenten deutlich, wenn Miles kurz vor einem Überholmanöver steht und die Kamera auf Shelby schwenkt, der für Miles – und das Kinopublikum – den richtigen Moment zum Ausscheren vorgibt. 
 Mangold und seine Drehbuchautoren, die A. J. Baimes Biografie „Go Like Hell: Ford, Ferrari, and Their Battle for Speed and Glory at Le Mans“ für die Leinwand adaptiert haben, thematisieren den Machtkampf in den eigenen Reihen von Ford ebenso wie die technischen Modifikationen, mit denen Ford Ferrari zu überholen versucht. Matt Damon und Christian Bale sind als ambitioniertes Ford-Team ebenso perfekt besetzt wie die Nebenrollen, die dem Treiben auf der Rennstrecke eine menschliche Ebene verleihen. Das Rennen selbst stellt natürlich einen Adrenalin-geschwängerten Höhepunkt des Films dar, bei dem Bild, Ton und Schnitt wunderbar miteinander harmonieren. Nicht umsonst wurde der Film bei der Oscar-Verleihung 2020 mit je einem Academy Award für den besten Schnitt und den besten Tonschnitt ausgezeichnet. Das Röhren der Motoren, das feuerrote Glühen der Bremsen, der Regen auf der Rennstrecke und die Anspannung der Fahrer – all das bringt Mangold perfekt auf den Punkt und liefert damit einen der besten Filme des Jahres 2019 ab. 

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