Zatoichi In Desperation

Die „Zatoichi“-Filmreihe um den gleichnamigen blinden Masseur und herausragenden Schwertkämpfer ist ein echtes Phänomen, entstanden doch in den zehn Jahren zwischen 1962 und 1972 sensationelle 24 Filme, im Durchschnitt als mehr als zwei Filme pro Jahr – und das ohne nennenswerte qualitative Verluste. Allerdings haben sich in Sachen Storyentwicklung bereits einige Abnutzungserscheinungen bemerkbar gemacht. Um frisches Blut in das nach wie vor beliebte Franchise zu bringen, hat Zatoichi-Darsteller Shintaro Katsu bei „Zatoichi In Desperation“ nicht nur wie in den letzten Filmen der Reihe die Produktion übernommen, sondern auch erstmals Regie geführt – mit verblüffendem Ergebnis! 

Inhalt: 

Auf seiner Wanderschaft durch das Land begegnet Zatoichi (Shintaro Katsu) auf einer schon stellenweise etwas morschen Hängebrücke einer alten Frau, mit der er kurz ins Gespräch kommt. Gerade als er ihr einen Ryo geben will, stürzt die Frau in die Tiefe. Natürlich fühlt sich Ichi für ihren Tod mitverantwortlich und macht sich auf den Weg in das Dorf, wo dem Vernehmen der alten Frau nach ihre Tochter in einem Bordell arbeitet. 
Da Ichi nicht mal den Namen der jungen Frau kennt, sondern nur das Shamisen ihrer toten Mutter bei sich trägt, nimmt die Suche im nahegelegenen Fischerdorf etwas mehr Zeit in Anspruch, doch schließlich wird er fündig. Während er in einem Nebenzimmer auf einen Bediensteten wartet, der ihm die nötigen Informationen besorgen will, wird Ichi Zeuge, wie Nishikigi (Kiwako Taichi) mit ihrem Geliebten Ushimatsu (Katsuo Nakamura) Sex hat und ihr Geld gibt, das er beim Glücksspiel gewonnen hat. Sein Plan ist, Nishikigi aus den Fängen des skrupellosen Bosses Mangoto Kagiya (Asao Koike) zu befreien. Doch Ichi kommt ihm zuvor, denn der spitzbübische Glücksspieler schafft es, eine ganze Truppe von Spielern um ihre Einsätze zu bringen und der Bordellvorsteherin Ohama (Masumi Harukawa) letztlich 100 Ryo zu zahlen, um Nishikigi freizukaufen. 
Damit ist die Geschichte natürlich nicht beendet, denn nicht nur einige Yakuzas, die es auf das Kopfgeld abgesehen haben, das auf Ichi ausgesetzt ist, machen Jagd auf den an sich friedfertigen blinden Masseur, sondern Boss Kagiya lässt sich nicht von einem blinden Mann so vorführen und setzt seine Handlanger ebenfalls darauf an, Ichi aus dem Verkehr zu ziehen… 

Kritik: 

Der Plot bietet – wenig überraschend – kaum Neues. Wie so oft beginnt die Story mit einer schicksalhaften Begegnung, bei der Ichi Zeuge eines Todesfalls wird und dabei erfährt, welchen Hinterbliebenen er Bericht erstatten soll. Ungewöhnlich ist auch nicht die Rücksichtslosigkeit, mit der der Boss im Dorf seine Herrschaft ausübt, allerdings die Art und Weise, wie diese in Katsus Regiedebüt innerhalb der „Zatoichi“-Reihe (zuvor hatte er sein eigentliches Debüt hinter der Kamera 1971 bei „Kaoyaku“ gefeiert) dargestellt wird. 
Boss Kagiyas Schergen machen sich nicht nur einen Spaß daraus, einen geistig gehandicapten jungen Mann zu überfallen und ihn sexuell zu missbrauchen, sondern ein kleiner Junge wird auch zu Tode geprügelt, weil er den Boss mit Steinen beworfen hat, weil er nicht ertragen konnte, dass der Boss zwei Fischer um ihren Fang gebracht hatte. 
Sowohl die Sex-Szenen als auch diese Gewaltexzesse gegen Wehrlose sind noch sie so drastisch bebildert worden wie in „Zatoichi In Desperation“. Der Film lässt es auch an den typischen humorvollen Akzenten fehlen, die stets die Balance mit den blutigen Schwertkämpfen hielten. Stattdessen ist der Film sehr düster ausgefallen, thematisiert Selbstmorde und Sex, wartet auch mit eindrucksvollen Perspektiven und Kameraeinstellungen, abstrakten Landschaften und leuchtenden Farben rund um das Bordell auf. Das macht „Zatoichi In Desperation“ zumindest hinsichtlich Stimmung und Bildgestaltung interessant, während die Geschichte rund um Zatoichi aber zu Ende erzählt zu sein scheint. 

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