Red River

Meisterregisseur Howard Hawks (1896-1977) hatte 1946 zwar bereits zwanzig Jahre Regieerfahrung (u.a. „Scarface“, „Leoparden küsst man nicht“, „Sein Mädchen für besondere Fälle“ und „Tote schlafen fest“) hinter sich, doch das Western-Genre war ihm bis dato noch recht fremd. Da traf es sich gut, dass er erstmals mit dem ebenfalls seit zwanzig Jahren umtriebigen B-Movie-Darsteller John Wayne zusammenarbeitete, der bereits über profunde Erfahrungen im Genre verfügte. „Red River“, der erst 1948 in die Kinos kam, wurde für beide Beteiligten zum Sprungbrett ihrer Karrieren. 

Inhalt: 

Der Cowboy Thomas Dunson (John Wayne) schließt sich mit seinem Gehilfen Groot (Walter Brennan) einem Viehtreck an, bis sich die beiden allein weiter auf den Weg nach Texas aufmachen, um dort eine Ranch und eine Rinderzucht aufzubauen. Dafür lässt er sogar seine Geliebte Fen (Coleen Gray) zurück. Wenig später erkennen sie aus der Ferne anhand massiver Rauchbildung, dass der Treck von Indianern überfallen wurde. Der einzige Überlebende scheint der junge Matthew „Matt“ Garth zu sein, der für Dunson zu dem Sohn wird, den er selbst nie hatte. Dunson, Groot und Matthew überqueren den Red River in Richtung des Rio Grande, wo sich Dunson – nicht ohne Blutvergießen – ein größeres Stück Land aneignet. Dunson brennt den Tieren neben zwei Streifen ein „D“ als Kennzeichen für Dunson ein und verspricht Matt, den Buchstaben „M“ hinzufügen, sobald er sich das verdient habe. 
Vierzehn Jahre später, kurz nach dem Sezessionskrieg, hat sich Dunson zu einem Großrancher entwickelt, der allerdings in finanzielle Probleme geraten ist, da nach dem verlorenen Bürgerkrieg in den Südstaaten niemand mehr über das Geld verfügt, ihm die Rinder abzukaufen. Zusammen mit Groot und dem inzwischen erwachsenen Matt (Montgomery Clift) will er daher eine Herde mit über 9000 Rindern von Texas über den berühmten Red River nach Missouri bringen, doch die rund 1000 Meilen lange Reise wird zu einer ungeheuren Strapaze für Mensch und Tier. 
Dunson fordert seinen Leuten alles ab und entwickelt sich zusehends zum Tyrannen. Als bekannt wird, dass es für das Vieh einen schnelleren und ungefährlicheren Weg in Richtung Kansas gibt, hält Dunson trotzdem stur an Missouri als Ziel fest. Matt stellt sich schließlich mutig gegen seinen Ziehvater, dessen Entwicklung er zusehends kritisch beäugt hat. Nach einer heftigen Auseinandersetzung muss Dunson sogar ohne seinen treuen Gehilfen Groot in der Prärie zurückbleiben, doch kündigt er an, Matt aus Rache töten zu wollen… 

Kritik: 

Howard Hawks‘ erster großer Western stellt einen wesentlichen Beitrag zur Mythenbildung des Wilden Westens dar, beschreibt er doch die Aufbruchsstimmung, weite und fruchtbare Landstriche zu besiedeln, Städte zu bauen, Handel zu betreiben, das Land durch Eisenbahnlinien zu erschließen, Farmen zur Viehzucht zu betreiben. John Waynes Thomas Dunson stellt den Prototyp des abenteuerlustigen, willensstarken und hart arbeitenden Cowboys dar, der aus eigener Kraft zum Unternehmer wird und sich – notfalls mit Gewalt - auch durch Krisen nicht von seinem Plan abbringen lässt. Sein Ziehsohn Matt wiederum stellt die Weiterentwicklung zum vernunftbegabten Bürger dar, der sich aus dem Machtverhältnis zu Dunson schließlich emanzipiert – ebenso übrigens wie Matts spätere Frau Tess (Joanne Dru), die ihre eigenen Vorstellungen vom Glück umzusetzen versteht. 
Natürlich werden die alten Cowboy-Tugenden von harter Arbeit, Freiheit und dem unbedingten Willen zum Erfolg gepredigt, doch Howard Hawks geht in seinem ersten großen Western auch bewusst eigene Wege. So verbinden er und sein sechsfach Oscar-nominierter Kameramann Russell Harlan („Wer die Nachtigall stört“, „Hatari“, „Zeugin der Anklage“) majestätische Landschaftaufnahmen mit sehr dynamischen Actionszenen, für die erstmals eine Handkamera sowie in den Boden eingegrabene, mit Panzerglas abgedeckte Kameras eingesetzt wurden, durch die die Stampede besonders kraftvoll wirkt. Durch das gelungene Zusammenspiel von guter Schauspielkunst, der wuchtigen Musik von Dimitri Tiomkin und der handwerklich perfekten Inszenierung samt Kameraführung und Schnitt ist „Red River“ zurecht ein Klassiker des Westerns geworden. 

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