Zatoichi at Large
Nachdem der blinde Masseur und hervorragende Schwertkämpfer Zatoichi seit 1962 für volle Kinokassen in Japan gesorgt hat, machten sich nach acht Jahren und mittlerweile zwanzig Sequels einmal mehr Ermüdungserscheinungen des Franchises bemerkbar, weshalb die Crossover-Produktionen „Zatoichi Meets Yojimbo“ (1970) und „Zatoichi and the One-Armed Swordsman“ (1971) frischen Wind in die Filmreihe bringen sollten. Mit dem 23. Teil der Reihe, dem wiederum von Hauptdarsteller Shintaro Katsus Studio Katsu Productions produzierten Film „Zatoichi at Large“ (1972), beschränkte sich Regisseur Kazuo Mori wieder auf vertraute Ingredienzien.
Inhalt:
Auf seiner Wanderung durch das Land hört der blinde Masseur Ichi (Shintaro Katsu) den Hilfeschrei einer Frau und trifft sie in einem Getreidefeld schwer verwundet auf dem Boden liegend an, nachdem sie ausgeraubt und niedergestochen worden ist. Ichi bringt ihr Kind zur Welt und erfährt von der tödlich verletzten Mutter noch den Namen des Vaters und dessen Aufenthaltsort, bevor sie ihr Leben aushaucht. Auf dem Weg zu diesem Dorf wird Ichi von dem anderen Kind der toten Frau verfolgt und mit Steinen beschmissen, weil der Junge Ichi für den Mörder seiner Mutter hält.
Ichi stößt unterwegs auf ein Plakat mit einer Suchmeldung, die eine Belohnung von 50 Ryo auf seinen Kopf verspricht, doch davon unbeeindruckt macht sich Ichi in dem Dorf nach einem kleinen Glücksspiel auf die Suche nach dem Vater des Neugeborenen, trifft aber nur dessen Schwester Oyae (Naoko Otani) an, die sich des Kindes annimmt. Außerdem lernt Ichi den rebellischen Sohn von Constable Tobei (Hisaya Morishige) kennen, der das Dorf von jeglichen Yakuzas befreit hat und zu Ichis Überraschung überhaupt nicht korrupt ist.
Während sich die Dorfbewohner auf das jährliche Festival vorbereiten, macht sich Boss Tetsugoro (Rentaro Mikuni) mit seiner Gefolgschaft in dem Ort breit, verlangen von den Künstlern Abgaben von ihren Erlösen und zwingen die Frauen zur Prostitution. Dieses Schicksal erwartet auch Oyae, wenn sie bis morgen nicht die 20 Ryo aufbringt, die sie dem Boss schuldet (dabei hat sie sich nur 1 Ryo geliehen, um ihren Vater behandeln zu können). Als mit Sataro der Vater des Jungen ankommt, erfährt er von seinem älteren Sohn, dass seine Mutter von Ichi getötet worden sei.
Natürlich kann Ichi die Ungerechtigkeiten – auch gegen seine eigene Person – nicht länger ertragen und setzt alles daran, Oyae freizukaufen und den durch Boss Tetsugoro begangenen Gräueltaten ein Ende zu bereiten…
Kritik:
Bereits die Eröffnungsszene mit dem Überfall auf die schwangere Frau, die nach der Entbindung ihres Kindes in Ichis Anwesenheit stirbt, verweist auf etliche ähnliche Vorfälle, mit denen der blinde Masseur mit seinen scharfen Sinnen und atemberaubenden Fertigkeiten mit dem Schwert in Situationen gerät, in denen er sich um das Wohl des zurückgebliebenen Kindes kümmert.
Ebenso vertraut ist die skrupellose Art, wie ein Boss mit seinen Yakuzas über eine unbescholtene Dorfgemeinschaft herfällt und sie brutal unterjocht. Und natürlich darf auch ein ebenfalls sehr versierter Schwertkämpfer nicht fehlen, der Ichi im Finale einen packenden Showdown liefert – der hier allerdings ungewöhnlich unspektakulär kurz ausfällt. Und auch eine durch und durch unschuldige Schönheit gibt es, die Ichi vor der Verwahrlosung in einem Bordell bewahren will.
Interessant ist jedoch der Umstand, dass mit Tobei ein nicht korrumpierbarer Offizieller für Recht und Ordnung in dem Dorf sorgt und sich auch von Tetsugoro und seinen Schergen nicht unterdrücken lässt. Der Disput mit seinem Sohn, der sich eher von Tetsugoro als Informant bezahlen lassen will, als die ehrenwerte Auffassung seines Vaters zu teilen, sorgt in „Zatoichi at Large“ für einige emotionale Momente, doch der Schwerpunkt des Films liegt einmal mehr eindeutig auf ausgedehnte Chanbara-Action, die wie gewohnt bestens unterhält.
Kazuo Mori, der bereits bei „The Tale of Zatoichi Continues“ (1962) und „Zatoichi and the Doomed Man“ (1965) die Regie geführt hatte, legt mit seiner dritten Arbeit in dem „Zatoichi“-Franchise eine souverän inszenierte Fortsetzung vor, die sich allerdings weitgehend an längst etablierte Story-Muster hält und kaum Überraschungen bereithält.
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