Yojimbo - Der Leibwächter

Der japanische Meisterregisseur Akira Kurosawa (1910-1998) war ein Filmemacher, der sich ebenso von westlichen Filmproduktionen inspirieren ließ, wie er selbst Einfluss auf seine Kollegen aus dem Westen ausübte. Ein weltbekanntes Beispiel ist Kurosawas 1954 entstandener Klassiker „Die sieben Samurai“, der die Blaupause für John Sturges‘ Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ (1960) darstellte. Etwas durchlässiger sind die gegenseitigen Befruchtungen bei „Yojimbo – Der Leibwächter“ (1961), der deutliche Züge eines John-Ford-Westerns trägt und später Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ inspirieren sollte und damit den Grundstein für den Italo-Western legte. 

Inhalt: 

Ein mittelloser Rōnin (Toshirô Mifune) kommt in wie ausgestorben wirkendes Dorf. Als erstes begegnet ihm ein Hund mit einer Menschenhand im Maul. Im ebenfalls leeren Restaurant erfährt er vom Wirt Gonji (Eijirô Tôno), dass die beiden verfeindeten Bosse, Ushitora (Kyû Sazanka) und Seibei (Seizaburô Kawazu), um den lukrativen Glücksspielhandel von Seibei streiten. Ushitora war einst Seibeis rechte Hand gewesen, bis Seibei beschloss, dass sein Nachfolger sein nichtsnutziger Sohn Yoichiro (Hiroshi Tachikawa) sein würde. 
Der Bürgermeister der Stadt, ein Seidenhändler namens Tazaemon (Kamatari Fujiwara), war seit langem in Seibeis Händen, also verbündete sich Ushitora mit dem örtlichen Sake-Brauer Tokuemon (Takashi Shimura) und ernannte ihn zum neuen Bürgermeister. Nach näherer Betrachtung der gegenwärtigen Lage beschließt der Rōnin, solange in der Stadt zu bleiben, bis beide Parteien ausgeschaltet seien und die Bewohner wieder in einer gewaltfreien Umgebung ohne Angst leben können. 
Zunächst bietet er dem schwächeren Seibei seine Dienste an und demonstriert seinen Wert, indem er vor Seibeis Augen mühelos drei von Ushitoras Männern tötet. Allerdings bekommt er nach dem Vertragsabschluss und dem Erhalt der Hälfte seiner Prämie mit, wie Seibeis dominante Frau Orin (Isuzu Yamada) ihren Sohn Yoichiro dazu anstiftet, den Rōnin nach dem Überfall zu töten, damit sie die Prämie nicht zahlen müssen. Daraufhin führt der Rōnin, der sich als Kuwabatake Sanjuro vorgestellt hat, den Seibei-Clan nur scheinbar gegen Ushitoras Fraktion an, um im letzten Moment wegen Seibeis Verrat zur Seite zu treten, um dabei zuzusehen, wie sich beide Parteien gegenseitig massakrieren. 
Die Ankunft eines hochrangigen Regierungsbeamten beendet die Auseinandersetzung allerdings, bevor es zu einem Blutvergießen kommt. In der Folgezeit wechselt Sanjuro immer wieder die Seiten, spielt die hilflosen Anführer geschickt gegeneinander aus – bis mit Unosuke (Tatsuya Nakadai) unerwartet Ushitoras Bruder mit einem Revolver im Gepäck von einer Reise zurückkehrt, was seiner Bande gegenüber den lediglich mit Schwertern ausgestatteten Rivalen einen Vorteil verschafft… 

Kritik: 

Wie schon in „Die verborgene Festung“ (1958) würzt Kurosawa seinen einflussreichen wie erfolgreichen Film „Yojimbo“ mit einer gehörigen Portion – schwarzen – Humors. Genüsslich portraitiert er eine Stadt, die von zwei völlig inkompetenten Bandenbossen beherrscht wird und in der nur der Sargbauer und der Sake-Produzent Geschäfte machen können. Alles andere liegt brach. Der bei Sanjuros Ankunft in dem Dorf vorbeitrottende Hund mit der abgetrennten Menschenhand im Maul spricht Bände darüber, wie sehr die Zivilisation vor die Hunde gegangen ist. 
Und auch der großartig von Kurosawas Lieblingsdarsteller Toshirô Mifune verkörperte Rōnin wirkt alles andere als sympathisch. Er ist einfach nur durchtriebener als seine vermeintlichen Auftraggeber und hat im Gegensatz zu ihnen auch wertvolle Fertigkeiten vorzuweisen. Mifune stellt den Rōnin angenehm zurückhaltend dar, sodass Kurosawa deutlicher die schwachen Bandenbosse in den Vordergrund rücken und so demonstrieren kann, dass niemandem geschadet ist, wenn sich die beiden rivalisierenden Banden gegenseitig massakrieren. 
Es macht einfach Spaß mitanzusehen, wie Sanjuro die beiden Gangsterbosse um den Finger wickelt, wenn sie sich einen Vorteil in dem kommenden Kampf zu verschaffen hoffen. Zu dem verschmitzten, im Vergleich zu „Die verborgene Festung“ weit weniger klamaukigen Humor gesellt sich auch etwas Action, die allerdings sehr pointiert eingesetzt wird, während die späteren Remakes weitaus stärker auf diesen Aspekt der Story setzen. 
„Yojimbo“ erwies sich als einer der erfolgreichsten Filme in der Karriere von Kurosawa, der daraufhin mit „Sanjuro“ (1962) noch eine Fortsetzung drehte. 

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