Die sieben Samurai

Auch wenn der japanische Filmemacher Akira Kurosawa (1910-1998) 1950 mit „Rashomon – Das Lustwäldchen“ seinen internationalen Durchbruch feierte und fortan zum prominentesten und wichtigsten Vertreter der japanischen Filmgeschichte avancierte, schuf er in der Folge viele weitere Meisterwerke, unter denen das 1954 entstandene Action-Drama „Die sieben Samurai“ zu seinen weithin bekanntesten und am meisten zitierten zählt. 

Inhalt: 

Japans feudale Gesellschaft ist in der Azuchi-Momoyama-Zeit unter ständig wechselnden Herrschern und unzähligen Bürgerkriegen stark zerrüttet. Im Jahr 1587 kämpfen die Bauern Tag für Tag ums Überleben, werden ihre Ernten doch immer wieder von marodierenden Banden geraubt, während die einst angesehenen, nach einem strengen Moralkodex lebenden Samurai, zunehmend herrenlos durch das Land ziehen und sichtlich an Einfluss verlieren. 
Als sich die Bewohner eines kleinen Bauerndorfs nicht erneut die Ernte an die umherziehenden Banditen verlieren wollen, plant einer von ihnen, Rikichi (Yoshio Tsuchiya), Samurai anzuheuern, die das Dorf und die Ernte vor den Räubern beschützen sollen. Da sie den Schwertkämpfern nichts außer Unterkunft und Essen bieten können, schlägt der alte Mann im Dorf vor, dass die Bauern Ausschau nach herrenlosen und hungrigen Samurai Ausschau halten. Tatsächlich finden sie in Kambei (Takashi Shimura) einen weisen Kämpfer, der zwar noch nie auf der Gewinnerseite bei kriegerischen Auseinandersetzungen stand, aber über viel strategische Erfahrung im Kampf verfügt. 
Da Kambei Mitleid mit den Bauern hat, gelingt es ihm, weitere Rônin zu finden, die bereit sind, für drei Schalen Reis pro Tag die Banditen auszuschalten. Dazu zählen der ehemalige, temperamentvolle Bauer Kikuchiyo (Toshirô Mifune), der weder als Samurai geboren wurde noch reiten gelernt hat; Kyuzo (Seiji Miyaguchi), der vor allem an der Perfektion seiner Kampfkunst interessiert ist; Gorobei (Yoshio Inaba), den jungen Katsushiro (Isao Kimura), der im Kampf gegen die Banditen vor allem die Chance sieht, selbst ein echter Samurai zu werden; Heihachi (Minoru Chiaki) und Shichiroji (Daisuke Katô). 
Die Bauern betrachten das Engagement der Rônin durchaus skeptisch und haben Angst um ihre Frauen. So zwingt der Bauer Manzo (Kamatari Fujiwara) seine Tochter Shino (Keiko Tsushima) zum Beispiel, ihre Haare abzuschneiden, um wie ein junger Mann auszusehen. Das verhindert jedoch nicht, dass sie sich in Katsushiro verliebt. 
Nach der Erkundung des Dorfes legen die Rônin zunächst einen Verteidigungsplan fest, lassen Schutzgräben ausheben und unterweisen die Bauern im Kampf mit selbstgebauten Bambusspeeren. Tatsächlich lassen die Banditen nicht lange auf sich warten. Mit guter Planung, strenger Disziplin und einem starken Überlebenswillen der Bauern gelingt es, die anfänglich über dreißig Banditen allmählich zu dezimieren… 

Kritik: 

Kurosawas Meisterwerk „Die sieben Samurai“, das hierzulande lange Zeit nur in einer 155 Minuten langen Version zu sehen war, es in der japanischen Fassung aber auf epische 207 Minuten bringt, gilt nicht von ungefähr als Schlüsselwerk für das Genre des Actionfilms, zog vor allem durch John Sturges‘ Remake als Western unter dem Titel „Die glorreichen Sieben“ (1960) noch einmal die verstärkte Aufmerksamkeit der westlichen Filmwelt auf sich und wurde in der Folge immer wieder zitiert. 
Im Gegensatz zu heutigen Action-Produktionen kommt „Die sieben Samurai“ aber ohne den Film dominierende Spezialeffekte und atemlose Action-Sequenzen aus. Kurosawa nimmt sich stattdessen viel Zeit, das Zerwürfnis innerhalb der japanischen Gesellschaft zu entblößen. Die Bauern sorgen zwar für die Ernährung der Gesellschaft, leben aber stets am Existenzminimum, leiden unter Hunger, Armut und den Überfällen durch marodierende Banden. Die Samurai wiederum leben nach einem strengen Moralkodex, dem Weg des Kriegers, haben aber ihre Glanzzeit, in der sie sich mal für die einen, mal für die anderen Herrscher anheuern ließen, längst hinter sich und sind nicht mehr als herrenlose Überbleibsel einer vergangenen Zeit, die nicht wiederkommt. 
Doch je mehr die Samurai sich für eine Sache engagieren, die nicht ihre ist, umso mehr verlieren die Bauern ihre Skepsis und Ängste, lassen sich bereitwillig in der Kriegskunst ausbilden und stürzen sich am Ende für die gemeinsame Sache voll ins Getümmel, um die Banditen zu töten. Kurosawa macht in diesem (wie in vielen anderen) Film keinen Hehl aus seiner Kritik an der japanischen Klassengesellschaft und der Rolle des unterwürfigen Individuums darin. 
Mit „Die sieben Samurai“ gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Gemeinschaft stärker ist als die Summe der Einzelnen, dass der Kampf für eine Sache auch unterschiedlich Gesinnte vereinen und stark machen kann. Durch die Gliederung des Films in drei Teile – die Anwerbung der Samurai durch die Bauern, der Vorbereitung auf den Kampf durch die Rônin und schließlich der gemeinsame Kampf der Rônin und der Bauern gegen die Banditen – erhält das dreieinhalbstündige Epos seine Struktur. Dabei werden die Samurai als Individuen mit ganz unterschiedlichen Motivationen charakterisiert, in der Sache aber eins sind und nach und nach die volle Anerkennung der Bauern gewinnen, auch wenn dazu unpopuläre Entscheidungen gehören wie das Abbrennen einiger Bauernhütten jenseits des Flusses. Durch die drei parallellaufenden Kameras gewinnen vor allem die Action-Szenen zum Ende hin an Wucht und Dramatik. Doch nicht nur die Inszenierung ist erstklassig. Kurosawa vereint eine ganze Riege erstklassiger Darsteller und vereint episches Drama, philosophische Meditation, Gesellschaftskritik und imposante Action zu einem Gesamtkunstwerk, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. 

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