Gladiator II

Mit „Gladiator“ ist es Meisterregisseur Ridley Scott („Alien“, „Blade Runner“) im Jahr 2000 nicht nur die Revitalisierung des Monumentalfilms gelungen, er hat für seinen Mut mit seinem Epos auch fünf Oscars einheimsen dürfen, darunter für Hauptdarsteller Russell Crowe, dessen Rolle am Ende den Heldentod stirbt. Es sind also mächtige Fußstapfen, in die Ridley Scott nach 24 Jahren nicht nur selbst bei seiner Fortsetzung „Gladiator II“ tritt, sondern auch Paul Mescal („Aftersun“, „All of Us Strangers“) in der Nachfolge von Russell Crowes ikonischer Rolle.

Inhalt:

Nach dem Tod seines Idols Maximus (Russell Crowe) wurde Lucius (Paul Mescal), der Sohn von Lucilla (Connie Nielsen), außerhalb des Römischen Reichs in Sicherheit gebracht. Dem Einfluss römischer Korruption, Intrigen und Machtgerangel entzogen, wächst Lucius an der nordafrikanischen Küste in Frieden zu einem jungen Mann heran – bis er eines Tages von der Vergangenheit eingeholt wird. Denn als die römischen Legionen unter der Führung von General Marcus Acacius (Pedro Pascal) seine neue numidische Heimat überfallen, gibt Acacius den Bogenschützen seiner Armee den Befehl, Lucius‘ Frau Arishat (Yuval Gonen) zu töten. Als die besiegten Truppen des schwarzen Stammesführers Jugurtha (Peter Mensah) vor den Augen der Angehörigen verbrannt werden und Lucuis mit Jugurtha und anderen starken Männern als Sklaven nach Rom gelangt, ist der junge Witwer nur von der Wut getrieben, den römischen Tribun für den Tod seiner Frau zur Rechenschaft zu ziehen. Schnell erreht Lucius die Aufmerksamkeit des Gladiatorenstall-Besitzers Macrinus (Denzel Washington), der die Wut seiner neuesten Errungenschaft für seine eigene Zwecke ausnutzen will, nämlich die machthungrigen wie skrupellosen Co-Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) aus dem Weg zu räumen. Doch als Lucilla in der Arena ihren nun erwachsenen Sohn erkennt, bringt sie nichts davon ab, sich wieder mit ihm vereint zu sehen…

Kritik:

Nach dem Erfolg von „Gladiator“ hat Ridley Scott immer wieder – leider vergeblich – versucht, ein ähnlich imposantes Werk nachzulegen, doch von seinen bombastischen Historien-Epen konnten weder „Königreich der Himmel“ noch „Exodus: Götter und Könige“ oder „Napoleon“ das Publikum so verzaubern wie sein Sandalen-Kracher. 24 Jahre danach lässt Ridley Scott die Schlüsselszenen seines Oscar-Erfolgs im Vorspann als comicartige Animationen durchlaufen, dann geht es auch gleich ins imposant inszenierte Schlachtengetümmel. Es reicht, dass Lucius zu Beginn wie sein Vater das Getreide durch die Hand rieseln lässt, um eine Verbindung zwischen den beiden Figuren herzustellen, einen Augenblick später stirbt seine Frau, Rachedurst treibt Lucius in der Arena von Rom zum unbesiegbaren Gladiatoren, der sich dort weder von mordslüsternen (allesamt computeranimierten) Affenbestien noch von einem wutschnaubenden Nashorn oder hungrigen Haien (!) beeindrucken lässt. Auch wenn die Geschichte sehr vorhersehbaren Bahnen folgt und Paul Mescal längst nicht die pathetische Größe eines Russell Crowe besitzt, wird „Gladiator II“ in keiner Sekunde der zweieinhalb Stunden Laufzeit langweilig. Dafür sorgen die großartig in Szene gesetzten Schlacht- und Kampfszenen, aber auch die tragische Verwicklung zwischen Lucilla, ihrem Mann Acacius und Lucius. Zu wahrer Größe läuft vor allem Denzel Washington („Equalizer“, „Die Akte“), der zunächst als unscheinbarer Gladiatoren-Manager auftritt, aber zunehmend die Geschicke des dem Untergang geweihten Rom zu lenken versteht. Dazu sorgen Ridley Scotts sicheres Gespür für visuelle Reize und Harry Gregson-Williams‘ packende Musik mit der akzentuiert eingesetzten Stimme von Lisa Gerrard, die bereits Hans Zimmers Arbeit zu „Gladiator“ veredelt hatte, für rauschendes Popcorn-Kino.

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