Ich will doch nur, dass ihr mich liebt

Der umtriebige, mit 37 Jahren viel zu früh verstorbene Autorenfilmer Rainer Werner Fassbinder hat während seiner kurzen, aber produktiven Karriere auch immer für das Fernsehen gearbeitet. Vor allem mit den Serien „Acht Stunden sind kein Tag“ und der Adaption von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ hat sich Fassbinder damit auch einen Ehrenplatz in der deutschen Fernsehgeschichte gesichert. Daneben sind aber auch oft für den WDR produzierte Filme entstanden, die Fassbinders Kinowerken qualitativ in nichts nachstehen, so auch der 1976 nach einem wahren Fall entstandene Film „Ich will doch nur, dass ihr mich liebt“.

Inhalt:

Der gelernte Maurer Peter Trepper (Vitus Zeplichal) legt sich mächtig ins Zeug, um die Liebe und Anerkennung seiner wohlhabenden Eltern (Alexander Allerson und Erni Mangold) zu erlangen. In seiner Freizeit mauert er ihnen sogar ein neues Heim, das sie nach der Aufgabe der Gastwirtschaft beziehen wollen. Als selbst diese Kraftanstrengung nicht ausreicht, um die Aufmerksamkeit und Liebe von Vater und Mutter zu erhalten, heiratet er überstürzt die naive Apothekergehilfin Erika (Erika Aberle) und zieht mit ihr aus dem bayrischen Wald in die Großstadt München, wo er auf einer Großbaustelle Unmengen an Überstunden ableistet, um die auf Ratenzahlung gekaufte Wohnungseinrichtung, das Besteck und den Fernseher abzahlen zu können. Das Geld reicht dennoch hinten und vorne nicht, weil Peter seiner Frau luxuriöse Geschenke macht, weil es ihr an nichts mangeln soll. Der Teufelskreis verschärft sich, als Erika schwanger wird und nicht mehr zum Lebensunterhalt beitragen kann. Seinen Vater um Geld zu bitten, fällt Peter zunehmend schwerer. In einem Münchner Gasthaus kommt es schließlich zur Katastrophe…

Kritik:

Fassbinder hat sich beim Schreiben des Drehbuchs von dem Buch „Lebenslänglich – Protokolle aus der Haft“ von Klaus Antes, Christiane Ehrhardt und Heinrich Hannover inspirieren lassen und wartet bei der Inszenierung mit einer für Fassbinder ungewohnten unchronologischen Erzählung auf. Eingerahmt von dem Interview, das die (echte) Psychologin Erika Runge mit Peter Trepper führt, der wegen Totschlags im Affekt zu zehn Jahren Haft verurteilt worden ist, entfaltet sich das Psychogramm eines jungen Mannes, der die fehlende Liebe seiner Eltern durch materiellen Luxus, den er sich nicht leisten kann, zu kompensieren versucht. Wie in so vielen Filmen Fassbinders thematisiert „Ich will doch nur, dass ihr mich liebt“ die gesellschaftlichen Problematiken im Nachkriegs-Wirtschaftswunderland, aber auch Fassbinders Hassliebe zu seiner eigenen Mutter Lilo Pempeit (die in der Bank, in der Peter nicht genug Geld dabei hat, um die geplante Summe auf sein Konto einzuzahlen, eine kleine Nebenrolle verkörpert) kommt im schnörkellos inszenierten Drama zum Ausdruck.

Kommentare

Beliebte Posts