Bevor der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro
mit seinem düsteren Fantasy-Epos „Pans Labyrinth“ (2006) internationale
Aufmerksamkeit und seine erste Oscar-Nominierung für sein Drehbuch erhielt,
zeigte er bereits in seinem thematisch ähnlich gelagerten, von Pedro Almodóvar
co-produzierten Kriegs-, Mystery- und Coming-of-Age-Drama „The Devil’s Backbone“
(2001), dass er auch in weniger opulent ausgestatteten Filmen sein feines Gespür
für die Geschichte ungewöhnlicher Figuren besitzt.
Inhalt:
Nachdem sein Vater - ein republikanischer Kriegsheld - im
Spanischen Bürgerkrieg ums Leben gekommen ist, wird der zwölfjährige Carlos (Fernando
Tielve) in ein entlegenes Waisenhaus geführt, das von der mit einer
Beinprothese versehenen Direktorin Carmen (Marisa Peredes) und Dr.
Casares (Federico Luppi) geleitet wird. Im Keller des Gebäudes haben sie
Gold für die republikanische Sache versteckt. Dieses will der Angestellte
Jacinto (Eduardo Noriega), der selbst als Kind in dem Waisenhaus
aufgezogen wurde, unbedingt in seinen Besitz bringen. Carlos bemerkt schon in
der ersten Nacht im Schlafsaal einen toten Jungen (Junio Valverde), in
dessen Bett er nun schläft und der als Geist durch das Waisenhaus spukt. Er prophezeit
Carlos, dass viele Bewohner des Hauses sterben werden. Als die Kriegshandlungen
in der Nähe des Waisenhauses eskalieren, plant Dr. Casares dessen Evakuierung,
doch Jacinto sieht dadurch seinen Plan gefährdet, an das Gold im Tresor zu
kommen, und entscheidet sich zu einer drastischen Maßnahme…
Kritik:
Dass Guillermo del Toro selbst „The Devil’s Backbone“
als „Geschwister-Film“ zu „Pans Labyrinth“ betrachtet, überrascht kaum,
denn beide Geschichten spielen vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs mitten
in den Unruhen des aus dem Untergrund rebellierenden Widerstandes. Die nicht
detonierte Fliegerbombe auf dem zentralen Platzt vor dem Waisenhaus verkörpert
die ständige latente Bedrohung von oben, aber in diesem Fall lauert das Böse innerhalb
der Mauern des Hauses, in dem Dr. Casares und Carmen den verlorenen Kindern ein
liebevolles Zuhause geben. Del Toro nimmt sich viel Zeit, die bedrückende
Atmosphäre durch die Kriegshandlungen zu zeigen und das Ende der Kindheit von
Carlos und seinen Gefährten zu thematisieren. Die Geschichte des Jungen, der vom
skrupellosen Jacinto getötet worden ist und seitdem als weißgeschminkter Geist
im Waisenhaus umherwandelt, kommt ohne große Schockeffekte aus. Er dient den
Jungen, die letztlich gegen Jacinto aufbegehren, als Orientierung und Mahnmal.
In der Charakterisierung der Figuren hätte „The Devil’s Backbone“ etwas
mehr Tiefe vertragen können, doch die fein nuancierte Inszenierung und die
gelungene Ausstattung machen del Toros Frühwerk zu einem sehenswerten
Drama, das geschickt eine schauerhafte Märchenatmosphäre vor den realen
Schrecken des Krieges erzeugt.

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