Nightmare Alley

Seit seinen ersten Filmen – „Cronos“ (1992), „Mimic“ (1997) und „The Devil’s Backbone“ (2001) – hat der mittlerweile dreifach Oscar-prämierte Mexikaner Guillermo del Toro ein ausgeprägtes Faible für das Phantastische, ja sogar Monströse zur Schau gestellt. Diese Vorliebe zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk – bis zu seinem Oscar-Erfolg mit der Fantasy-Romanze „Shape of Water“ (2017). Auch die bereits 1947 adaptierte Literaturverfilmung von William Lindsay Greshams Roman „Nightmare Alley“ folgt der Prämisse, eine Geschichte von Außenseitern und Andersartigen in einer ansprechenden Ausstattung zu präsentieren, und das mit einem illustren Cast, der Stars wie Cate Blanchett, Bradley Cooper, Willem Dafoe und Rooney Mara aufbietet.

Inhalt:

Eben noch hat Stanton Carlisle (Bradley Cooper) eine Leiche unter den Dielen des Hauses entsorgt, dann zündet er sein heruntergekommenes Heim in einer abgelegenen Feldlandschaft an und macht sich auf den Weg. Unterschlupf findet er in einem Jahrmarkt, dessen leuchtendes Riesenrad schon von weitem zu sehen ist. Fasziniert beobachtet er den stärksten Mann der Welt Bruno (Ron Perlman), den Showman Clem (Willem Dafoe) mit seinem Kuriositätenkabinett und die Wahrsagerin Zeena (Toni Collette). Während er kleinere Aufgaben für Clem erledigt, lernt er Zeenas Partner Pete (David Strathairn) kennen, der ihm ein paar Mentalisten-Tricks beibringt, und die junge Molly (Rooney Mara), die vorgibt, tödliche Stromschläge zu verkraften. Nachdem er ihre Show mit einem elektrischen Stuhl aufgepeppt hat, werden die beiden ein Paar und verlassen den Rummel, um mit ihrer Show ein glamouröses Leben in der Großstadt zu führen. Bei einer ihrer ausverkauften Shows zieht die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) die Aufmerksamkeit auf sich, doch Stan gelingt es, die Situation in seinem Sinne zu retten. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Liaison, denn mit den Informationen aus ihren Therapiestunden mit wohlhabenden Klienten gelingt es Stan, lukrative Audienzen bei Privatpersonen abzuhalten und Verbindungen mit geliebten Personen im Jenseits herzustellen. Doch als er für den peniblen wie mächtigen Ezra Grindle (Richard Jenkins) die Erscheinung einer jungen Frau heraufbeschwören soll, für deren Tod Grindle durch eine von ihm erzwungene Abtreibung einst verantwortlich war, gerät sein Leben und sein Spiel mit den Illusionen außer Kontrolle…

Kritik:

Bereits nach wenigen Minuten lässt sich erahnen, was Guillermo del Toro an dem Stoff von „Nightmare Alley“ so fasziniert hat, denn als der vor seiner unrühmlichen Vergangenheit fliehende Stanton den Wanderjahrmarkt von Clem Hoatley entdeckt, nimmt sich del Toro alle Zeit, um akribisch nicht nur die einzelnen Attraktionen mit Stantons staunenden Augen zu betrachten, sondern auch die düstere und schmutzige Atmosphäre einzufangen, die dort herrscht und die perfekte Umgebung für den sogenannten Geek bildet, der tagsüber in einem Käfig weggesperrt wird und für die Show in einem unterirdischen Loch versteckt gehalten wird, bis er dem Huhn, das Clem ihm hinunterwirft, den Kopf abbeißt. Del Toro begnügt sich allerdings nicht mit der publikumswirksamen Präsentation einer menschlichen Bestie, sondern generiert durchaus Mitleid mit dem Schicksal eines alkoholabhängigen Menschen, der durch Clems Einwirken zu diesem augenscheinlich monströsen Wesen geformt wird. Ebenso schnell deutlich wird aber auch die Tatsache, dass sich Stanton hier nur vorübergehend aufhalten wird, da er sich zu Höherem berufen fühlt und in der attraktiven Molly die perfekte Partnerin für sein Unternehmen findet, mit der er den Ahnungslosen in der Großstadt geschickt das Geld aus der Tasche zieht. „Nightmare Alley“ beschreibt hier den Aufstieg eines Selfmade-Mannes, der aus dem Nichts mit außergewöhnlichen analytischen Fähigkeiten und brillanter Beobachtungsgabe zu Wohlstand und Einfluss gelangt, ohne Rücksicht auf die Menschen zu nehmen, die er mit seinen Tricks manipuliert, nicht zuletzt seine eigene Partnerin. 
Del Toro nimmt sich satte zweieinhalb Stunden Zeit, den Aufstieg und Fall eines Mannes zu illustrieren, der es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt und sich an der ebenfalls skrupellosen Lilith aufreibt. Das ist bis in die Nebenrollen großartig gespielt und perfekt ausgestattet. Vor allem Cate Blanchett und Bradley Cooper verleihen dem Drama Größe, Sexappeal und Tragik.

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