Seit sich in den 1970er Jahren mit Filmen wie „Halloween“,
„Texas Chainsaw Massacre“, „Amityville Horror“, „Das Omen“ und „The
Hills Have Eyes“ mit interessanten Konzepten und Effekten das Horrorgenre revitalisieren
konnte, scheint es mittlerweile nur noch darum zu gehen, Splatter-Effekte möglichst
realistisch zu inszenieren und mit regelmäßig eingesetzten Jump-Scares das
Publikum in den Kinosesseln zusammenzucken zu lassen. In seinem
Langfilmregiedebüt „Smile“ (2022) erzählte Parker Finn die nach
eigenem Drehbuch entwickelte Geschichte von der jungen Psychiaterin Rose, die
als Kind den Suizid ihrer psychisch kranken Mutter miterleben musste und eines
Tages in der Notfallambulanz mit einer Doktorandin konfrontiert wird, die
zunächst behauptet, von einem dunklen Wesen verfolgt zu werden, und dann vor
den Augen von Rose mit einem verzerrten Lächeln im Gesicht Selbstmord begeht.
Bald zeigt sich, dass die böse Macht, von der die Frau gesprochen hat, offenbar
auf die Protagonistin übergegangen ist. Der Film war so erfolgreich, dass Finn
zwei Jahre später auch das obligatorische Sequel „Smile 2“ inszenieren
durfte.
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Inhalt:
Die erfolgreiche Popsängerin Skye Riley (Naomi Scott)
musste vor rund einem Jahr auf dem Höhepunkt ihrer kommerziellen Karriere die
Tragödie erleben, dass sie zusammen mit ihrem Freund Paul (Ray Nicholson)
zugedröhnt mit Drogen und Alkohol in einen Autounfall verwickelt war, bei dem sie
selbst schwere Verletzungen erlitt, ihr Freund allerdings verstarb. Mittlerweile
hat sie die Drogen- und Alkoholvergangenheit hinter sich gelassen, nimmt nur
noch Schmerzmittel gegen die Spätfolgen des Unfalls. In der Talkshow „Drew“ (Drew
Barrymore ist hier in einem Cameo-Auftritt als Gastgeberin zu sehen) erzählt
Skye von ihrer geglückten Reha und der geplanten Wiederaufnahme einer
weltumspannenden Tournee, bei der ihr ihre Mutter (Rosemarie DeWitt) eher
fordernd als unterstützend zur Seite steht. Als Skye nach einer aufgrund ihrer
Rückenverletzung verpatzten Choreo-Probe ihren Dealer Lewis (Lukas Gage)
aufsucht, der sie mit dem schmerzlindernden Mittel Vicodin versorgt, steht
dieser plötzlich von einem Moment auf den anderen mit einem grotesk entstellten
Grinsen vor ihr und schlägt sich mit einem Hantel-Gewicht mehrmals hart ins
Gesicht, bis er völlig entstellt blutend zusammenbricht. Kurze Zeit entdeckt
Skye dieses unwirkliche Lächeln auch bei anderen Menschen, etwa den Fans bei
einer Signierstunde. Etwas scheint schrittweise von ihrer Psyche Besitz zu
nehmen und ihr Bewusstsein mit entsetzlichen Täuschungen zu dominieren. In
ihrer Verzweiflung ruft sie ihre ehemals beste Freundin Gemma (Dylan Gelula)
an, die sich sofort bereiterklärt, sie auf der kommenden Tour zu begleiten und
ihr beizustehen. Doch die grausig lächelnden Gesichter begegnen Skye immer
häufiger…
Kritik:
Mit einem sehr überschaubaren Budget von 17 Millionen Dollar
avancierte „Smile“ zum erfolgreichsten Horrorfilm im Jahr 2022, der von
einem immensen Social-Media-Hype begleitet wurde und dessen titelgebende, sich
zu einer Fratze verzerrende Lächeln längst ikonischer Bestandteil der
Horrorfilmgeschichte geworden ist. Mit „Smile 2“ erzählt Parker Finn
die Geschichte nicht nur einfach weiter, sondern entwickelt ein ganz neues
Szenario, in dem Naomi Scott („Aladdin“, „Power Rangers“) einen
Popstar verkörpert, der unter dem immensen Druck der Erwartungen ihrer
Millionen von Fans, vor allem aber ihrer ehrgeizigen Mutter zunehmend
zusammenbricht. Natürlich wird dem Phänomen des Dämons, der von einem Wirt zum
nächsten wechselt, sobald der momentane Wirt vor den Augen seines neuen Opfers
Selbstmord begeht, weiter auf den Grund gegangen, vor allem in Gestalt des
mysteriösen Morris (Peter Jacobson), der Skye über die Natur des Dämons
aufklärt, und natürlich wartet auch „Smile 2“ mit einer respektablen Quote
an Jump-Scares und schaurig realistischen Effekten auf, aber die Qualität des
Films drückt sich ungewöhnlicherweise in der psychologisch fundierten
Auseinandersetzung mit dem Star-Phänomen aus. Einfühlsam schildert der Film die
Last, die auf den Schultern eines jugendlichen Popstars liegt, der mit seinen
aufwändigen Shows ganze Stadien füllt. Die Drogen- und Alkohol-Thematik spielt
dabei ebenso eine Rolle wie die überzogenen Erwartungen der eigenen Mutter,
aber auch die schwer zu kittende Beziehung zu ihrer ehemals besten Freundin. Es
ist vor allem Naomi Scotts physisch fordernder Performance zu verdanken,
dass „Smile 2“ vor allem in der Figurenzeichnung aus anderen
Genre-Produktionen hervorsticht.

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